Vorweg: Juristisch mag zumindest auf den ersten Blick alles in Ordnung sein, eine schiefe Optik gibt es beim NIKI-Deal dennoch und es muss die Frage erlaubt sein, ob mit der "österreichischen Lösung" nicht die Gläubiger der seit 14. Dezember 2017 insolventen NIKI geschädigt wurden, beziehungsweise noch werden, für den Fall, dass der Verkauf von NIKI an die LaudaMotion GmbH weniger Geld in die Kasse gespült hat, als es der Deal mit der IAG getan hätte.
Zur Vorgeschichte: Nach der Insolvenzanmeldung in Deutschland wurde die Airline zum Verkauf ausgeschrieben, mehrere Interessenten bewarben sich, die britisch-spanische Vueling erhielt schließlich den Zuschlag, Niki Lauda ging leer aus. Das IAG-Angebot hatte den Masseverwalter überzeugt: Fast 37 Millionen Euro Investitionen, Aufbau eines Hubs in Wien, bis zu 30 Flugzeuge, Langstreckenverbindungen, die NIKI-Belegschaft inklusive der Personalvertretung begrüßten den Deal und sprachen sich klar für den Verkauf an die IAG aus.
Kurz darauf erreichte Fairplane, ein Fluggastrechte-Portal, dass das NIKI-Insolvenzverfahren von Deutschland nach Österreich verlagert werden musste und ein neues Bieterverfahren erfolgte. Für die leidgeprüfte NIKI-Belegschaft (vor allem jene Mitarbeiter, die schon länger dabei sind, denken noch mit Schaudern an die - Zitat - "sklavenähnlichen" Arbeitsbedingungen bei der alten NIKI zurück) bedeutete das, dass sie noch weiter um ihre Zukunft zittern mussten, respektive nach wie vor müssen.
Interessant, um nicht zu sagen brisant, ist dabei nicht nur der Zeitpunkt des Einschreitens von Fairplane (nämlich wenige Tage, nachdem Niki Lauda ausgebootet wurde), sondern auch der Umstand, dass Fairplane häufig mit einer Kanzlei zusammengearbeitet hat, für die ausgerechnet ein hochrangiger ehemaliger NIKI-Manager (Name der Redaktion bekannt) als Jurist tätig ist. Auch, wenn Fairplane beteuert, dass diese Kanzlei und eben jener Jurist rein gar nichts mit der Causa zu tun hätten und man zwei völlig andere Kanzleien mit der Abwicklung des Falles betraut habe - ein mehr als schaler Beigeschmack bleibt angesichts der jahrzehntelangen Tradition von "Freunderlwirtschaft" in Österreich dennoch. Aber nochmals: Rechtlich scheint die Sache in Ordnung zu sein, wobei eine Prüfung der Hintergründe durch die EU hier sicherlich wünschenswert wäre. Das müsste auch im Interesse aller Beteiligten sein, sollte man meinen ...
In diesem zweiten Bieterverfahren bietet Lauda dann alleine mit seiner Firma LaudaMotion GmbH und setzt sich plötzlich gegen augenscheinlich wesentlich finanzstärkere Konkurrenten wie Vueling oder Ryanair durch, gibt gegenüber Medien offen zu, von Infrastrukturminister Norbert Hofer (ein ehemaliger Lauda Air Techniker, Zufälle gibt's ...) und Bundeskanzler Sebastian Kurz (der von Lauda im Wahlkampf Schützenhilfe bekommen hatte, Zufälle gibt's ...) "unterstützt" worden zu sein, was immer das bedeutet, denn konkret äußerten sich dazu bisher weder die betreffenden Politiker noch Niki Lauda.
Es erscheint jedoch nicht nur Insidern ziemlich fragwürdig, dass die LaudaMotion GmbH überhaupt in der Lage gewesen sein könnte, ein gleich hohes Angebot wie IAG zu legen.
Und so ist es nur recht und billig, nach einem konkreten Konzept und konkreten Zahlen zu fragen - was Austrian Wings bei der Insolvenzverwalterin für Österreich selbstverständlich getan hat. Doch über den seltsamen Deal, der - wie wir wissen - von Kanzler und Infrastrukturminister "unterstützt" wurde, wird ein konspirativer Mantel des Schweigens ausgebreitet, und das, wo doch die neue Regierung immer "volle Transparenz" zu allem und jedem versprochen hat.
Zum Konzept und zum Kaufpreis könne man "keine Stellungnahme" abgeben. Offen ist auch nach wie vor, mit welchen Flugzeugen die NIKI/LaudaMotion bereits im März abheben möchte. Lauda selbst erklärte, sich bereits 15 Jets von Lufthansa gesichert zu haben, was der Kranich - wir berichteten - dementiert.
Diese Geheimniskrämerei erinnert so manchen Brancheninsider an die Vorgänge rund um den Absturz der "Mozart", wo sogar in Gerichtsakten verbrieft ist, dass die Politik um die von einem führenden Techniker geschilderten katastrophalen technischen Zustände der Flugzeuge bei Lauda Air gewusst haben soll, jedoch gleichzeitig sinngemäß die Parole "Man darf dem jungen dynamischen Unternehmen keine Steine in den Weg legen" ausgegeben und deshalb nicht eingeschritten worden sei (entsprechende Unterlagen liegen Austrian Wings vor).
Sind die Vorgänge rund um den NIKI-Verkauf wirklich der von "Wunder-Bastl" und seinem Adlatus, dem Zahntechniker aus Erdberg, so viel beschworene neue Stil? Dann gute Nacht. Denn bisher sieht es jedenfalls eher so aus, als wäre in Österreich alles beim Alten geblieben, und das rechtlich einwandfrei. Natürlich. Was sonst?
TM
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