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It was the final countdown: Die Ära der Fokker bei AUA ist nun endgültig Geschichte ...

Fokker-Flottenchef Martin Gneist winkte nach der Landung aus dem Cockpit

Mehr als ein halbes Jahrhundert lang setzte die AUA Maschinen mit Hecktriebwerken ein. Doch damit ist nun Schluss. Ein niederländisch-österreichisches Fototeam von Austrian Wings war bei der Ankunft des letzten Fokker-Fluges auf dem Flughafen Wien mit dabei.

Am 20. Februar 1963 begann bei der AUA eine Ära, die bis zum 31. Dezember 2017 dauern sollte: die der Flugzeuge mit Hecktriebwerken (und T-Leitwerk). Denn an diesem Wintertag vor fast 55 Jahren wurde bei der AUA die erste Caravelle (deren Leitwerk nach strenger Definition allerdings kein "wirkliches" T-Leitwerk war) in Dienst gestellt. In den 1970er Jahren folgten verschiedene Modelle der DC-9, zu Beginn der 1980er Jahre die MD-80. Sogar das ehemalige AUA-Hauptbüro in Wien Oberlaa erinnerte im Design an diese Arbeitspferde, sollte doch die markante Vorstandsebene die stilisierte Heckflosse einer DC-9 darstellen.

Die große Austrian Wings Videoreportage zum Fokker-Abschied - zum Abspielen des Bildes bitte in das Video oder auf den Play-Button klicken - Video: Austrian Wings Media Crew

Ab 1995 flog dann zunächst die Fokker 70 für die AUA, neun Jahre später, 2004, trafen die ersten Fokker 100 ein. Ein Jahr später endete die Ära der MD-80 bei der rot-weiß-roten Traditionsairline und fortan waren die Fokker 70 und Fokker 100 die einzigen Maschinen der AUA-Flotte mit dem charakeristischen T-Leitwerk und den beiden Triebwerken am Heck. In Zeiten von Airbus A320, Bombardier CSeries, Embraer E-Reihe und Boeing 737 ist dieses Konzept in der Verkehrsluftfahrt ausgestorben. Die Fokker 70/100 war in den 1980er Jahren die letzte Neuentwicklung in dieser Sparte, die noch auf dieses seit Jahrzehnten bewährte Konzept setzte.

T-Leitwerk und Hecktriebwerke: Neben der Fokker 70/100 setzten auch andere Muster wie die Boeing 727, die Trident, die VC-10 oder die DC-9 auf dieses Konzept; die meisten der genannten Typen sind mittlerweile so gut wie vollständig vom Himmel verschwunden

Die letzte bei der AUA verbliebene Maschine war die Fokker 100 mit der Kennung OE-LVE und dem Taufnamen Zagreb. Wacker hielt dieses unverwüstliche Arbeitstier selbst dann noch die Stellung, als alle seine "Artgenossen" bereits ausgeflottet und durch - zugegeben - treibstoffsparendere Embraer E195 ersetzt worden waren.

Offiziell verabschiedete die AUA ihre Fokker bereits Ende November (Austrian Wings berichtete im Rahmen einer Videoreportage ausführlich), doch von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt flog die "Viktor Echo" weiter im Streckennetz der Austrian Airlines. So mancher Luftfahrtenthusiast sucht sich im Internet extra einen Fokker-Flug und zitterte nach der Buchung, ob nicht ein kurzfristiger Flugzeugwechsel seinen geplanten letzten Fokker-Flug zunichte machen würde.

Planespotter studierten Flugpläne und setzten sich auf Flightradar24 eigens einen Filter für die OE-LVE, um die "letzte ihrer Art" noch einmal bei guten Lichtverhältnissen ablichten zu können - und das am besten von links, denn dort zierte die "Zagreb" seit einigen Monaten eine Sonderbeklebung "Austrian says goodbye, Fokker 1988 - 2017". Solche Aufnahmen haben für wahre Aviatikfans einen hohen emotionalen Wert.

Nur noch eine Handvoll Piloten hatte am Schluss ein aufrechtes Typerating für die Fokker, sodass mitunter zwei Kapitäne im Cockpit saßen. Und so war es auch gestern, als es für Piloten, Flugbegleiter, Techniker und Luftfahrtfans endgültig hieß, von "ihrer" Fokker Abschied zu nehmen. An diesem 31. Dezember 2017, an dem eine Ära heimischer Luftfahrtgeschichte zu Ende ging, führte die OE-LVE noch zwei Rotationen (insgesamt also vier Legs) durch.

Dieser Screenshot von Flightradar24 zeigt die letzten Fokker-Rotationen der AUA

Zunächst stand Wien - München - Wien auf dem Flugplan, ehe es "ernst" wurde. Die allerletzte Rotation einer Fokker im regulären Passagierdienst der AUA führte die "Viktor Echo" zunächst von Wien nach Pristina und von dort zurück in die österreichische Hauptstadt. Im Cockpit waren auf diesen historischen Flügen zwei Kapitäne zugegen: Martin Gneist, seines Zeichens Fokker-Flottenchef und Thomas Herger, technischer Pilot. Komplettiert wurde die Besatzung durch zwei Flugbegleiter.

Sieben Minuten früher als geplant, um 14:23 Uhr, setzte die Fokker 100 auf der Piste 34 auf und rollte anschließend zu ihrer Parkposition Bravo 74. Dort wurde die Maschine bereits von Technikern mit einem "Fokker"-Transparent empfangen. Sowohl in der Luft als auch am Boden war die "Viktor Echo" an diesem Tag wohl das meistfotografierte Flugzeug am VIE.

Überpünktlich landete der letzte Fokker-Linienflug in der Geschichte der AUA in Wien

Während dem größten Teil der wenigen Passagiere an Bord vermutlich überhaupt nicht bewusst war, dass sie Teil eines historischen Momentes waren, versteckte die Crew ihre Emotionen nicht. Ihr fiel der Abschied von "ihrer "Fokker sichtlich schwer. Und auch für Austrian Wings Fotograf Robert Erenstein war es ein besonderer und wehmütiger Augenblick, hat er doch als Niederländer naturgmäß eine ganz besondere persönliche Beziehung zu Flugzeugen aus seiner Heimat - außerdem flog er früher die Strecke Wien - Pristina - Wien häufig selbst beruflich an Bord der Fokker.

Die "Viktor Echo" wurde 1993 gebaut und flog seit 2004 für Austrian Airlines. In den vergangenen Jahren beförderte sie mehr als drei Millionen AUA-Passagiere und legte dabei etwa 33 Millionen Kilometer zurück, was rund 800 Erdumrundungen entspricht. Am Ende ihres AUA-Lebens hatte sie 39.843 Cycles und 55.981:24 Flugstunden im Bordbuch stehen.

Die Zeit der Fokker bei Austrian Airlines ist nun unwiederbringlich Geschichte, die Flugzeuge wurden nach Australien verkauft. Was aber bleibt sind Erinnerungen, Fotos und Videos von einem optisch anachronistisch wirkenden Zweistrahler, der bei seiner Indienststellung in den 1980er Jahren seiner Zeit technisch weit voraus war und der die österreichische Luftfahrtgeschichte in den vergangenen 22 Jahren ein gutes Stück weit mitgeschrieben hat.

Während in anderen Typen der 1980er Jahre (etwa MD-80 und Boeing 737) noch vornehmlich analoge Instrumente zum Einsatz kamen, setzte Fokker bei seinen Jets auf den großzügigen Einsatz von Bildschirmen, kombiniert mit einer konventionellen hydraulisch-mechanischen Steuerung über ein klassisches Steuerhorn; auch der Autopilot galt als besonders fortschrittlich

Vaarwel, Fokker, we zullen je missen!

Fotoimpressionen:

Here she comes for the last time ...
Mit diesem Transparent überraschte die Bodenmannschaft die beiden Piloten
Sie sind die letzten AUA-Passagiere, die in einer Fokker gereist sind ...
Positionslicht an der linken Tragfläche
Die Crew verlässt das Flugzeug
In den 1980er und 1990er Jahren galten die Rolls Royce Tay Triebwerke der Fokker als leise und treibstoffsparend; heute sind modernere Typen weitaus effizienter - mit ein Grund dafür, weshalb die Fokker 70/100 bei den meisten größeren westlichen Fluggesellschaften mittlerweile ausgemustert wurde
Aus dem Crewbus warf die Besatzung einen letzten Blick auf "ihre" Fokker

Wir danken Austrian Airlines für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Berichtes.

(HP / Fotos: Austrian Wings Media Crew)