Eigentlich sind die Vorgänge rund um den Verkauf der insolventen Airline NIKI an Niki Lauda fast schon als „legaler Kriminalfall“ zu bezeichnen. Denn just, nachdem die IAG den Zuschlag erhalten und angekündigt hatte, NIKI in Vueling zu integrieren sowie den Standort Wien zu erhalten, gab es rechtlich augenscheinlich zwar legale, aber deshalb nicht minder seltsame, Vorgänge, die dazu führten, dass ein neuer Verkaufsprozess gestartet werden musste. Und den Zuschlag erhielt diesmal Niki Lauda, sehr zum Missfallen eines guten Teils der Belegschaft, die sich zuvor offiziell für den Verkauf an Vueling ausgesprochen hatte.
Mitte Jänner verschickte Niki Lauda einen offenen Brief an die Medien, in welchem er versprach, dass NIKI „im März 2018 als österreichischer Carrier mit Headquarter und Hub in Wien und Fokus auf den österreichischen Markt wieder aufleben“ werde. Schon zuvor hatte Niki Lauda über diverse "Haus- und Hofschreiberlinge" verlautbaren lassen, dass es bei ihm an Bord guten Service geben werde und die wiedererstarkte Konkurrenz durch NIKI den Markt beleben werde.
Außerdem versprach Lauda, dass alle NIKI-Mitarbeiter ein Jobangebot erhalten werden und dass es keine Leiharbeit mehr geben werde.
Zudem werde man „mit der Refokussierung auf Österreich (…) unsere Passagiere mit einem super Produkt (…) bedienen“, so Lauda in dem offenen Brief weiter.
Allein, von all diesen Ankündigungen Niki Laudas ist bis jetzt nichts nichts als die sprichwörtliche heiße Luft geblieben. Seit gestern wissen wir nämlich, dass NIKI-Neu, vulgo LaudaMotion, zunächst augenscheinlich ausschließlich ab Deutschland, vornehmlich ab Frankfurt, Düsseldorf und München, fliegen wird – und zwar im Wetlease beziehungsweise im Auftrag für andere Fluggesellschaften, etwa für die Lufthansa-Tochter Eurowings. Paradox, hatte doch Lauda noch im Dezember heftige Attacken gegen Lufthansa geritten und beklagt, dass die Lufthansa-Tochter AUA "mit dem Verschwinden von Niki keinen Konkurrenten" mehr habe. Und jetzt fliegt LaudaMotion selbst für die Lufthansa, wie es aussieht ...
Im Moment jedenfalls keine Spur mehr von operationeller Eigenständigkeit der LaudaMotion, durch welche die Passagiere in den sinngemäß angekündigten Genuss von gutem Service und günstigen Preisen kommen. Keine Spur vom „Hub Wien“. Keine Spur von der „Refokussierung auf Österreich“. Keine Spur von „Konkurrenz belebt das Geschäft“. Wann (und ob überhaupt) es eigenständige LaudaMotion Flüge ab Wien geben wird und zu welchen Destinationen, steht gegenwärtig noch in den Sternen.
Dass dann – ebenfalls entgegen Niki Laudas Ankündigung – doch auch wieder Leiharbeitsverträge angeboten werden und die Flugbegleiter weniger als 1.000 Euro brutto verdienen sollen, überrascht Branchenkenner ebenso wenig wie der Umstand, dass – wieder entgegen Niki Laudas vollmundiger Ankündigung – keineswegs alle Mitarbeiter ein Jobangebot erhalten haben. Und diejenigen, die geblieben sind, haben jetzt wohl nur die Alternative, doch zu kündigen und sich einen neuen Job zu suchen, oder eben nach Deutschland zu übersiedeln. Und wer gerade die Wohnungspreise in München kennt, weiß, dass es de facto unmöglich ist, mit weniger als 1.000 Euro brutto dort zu (über-) leben. Ganz abgesehen davon, dass viele Mitarbeiter ihren sozialen Lebensmittelpunkt, ihre Freunde, Familien, Partner und Kinder in Wien haben.
Und angesichts dieser Umstände darf es niemanden wundern, dass Lauda in der Branche mittlerweile von einer steigenden Anzahl an Personen nur noch spöttisch als „Märchenonkel Niki“ tituliert wird - seine Märchen haben jedoch, anders als jene aus beliebten Kinderbüchern, offenbar kein wirkliches Happy End.
(HP)
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