Wie ein Pilot gegenüber Austrian Wings erklärt, sehen die jetzt firmenintern publizierten Richtlinien angeblich vor, dass es für die Besatzungen seitens des Unternehmens weder Essen noch Trinken während des Dienstes gibt. Dabei raten Experten der US-amerikanischen Aerospace Medical Association, mindestens 230 Milliliter pro Flugstunde zu trinken. Bei den meisten Airlines weltweit ist es daher eine Selbstverständlichkeit, dass kostenloses Wasser für die Crews bereit steht, in vielen Fällen gibt es auch kostenlose Crewmeals, wenn man von Negativ-Ausnahmen wie Ryanair absieht.
"Was das Unternehmen hier macht, möchte ich persönlich schon fast als kriminell bezeichnen. Das geht auf die Gesundheit der Mitarbeiter", so ein Pilot. Und eine Flugbegleiterin ergänzt: "Selbst zu NIKI-Zeiten, gab es einen Trolley mit Essen und Getränken für die Crews. Das fehlende Essen wäre nicht so schlimm, aber dass wir uns nicht mal eine Flasche Wasser nehmen dürfen, geht gar nicht", so die Frau, die bekräftigt, mehrere Bewerbungensverfahren bei anderen Unternehmen laufen zu haben. "Sobald ich eine Zusage hab', bin ich weg von diesem Sklaventreiber-Verein."
In dem internen LaudaMotion-Schreiben zur Thematik (es liegt Austrian Wings vor) an die Crews heißt es übrigens lapidar: "Wir bitten um Verständnis" - genau das bringen offenbar immer weniger Mitarbeiter auf. Wie Austrian Wings und der "Standard" bereits berichteten, hat bei LaudaMotion mittlerweile ein wahrer Personal-Exodus in Richtung AUA und Eurowings Europe eingesetzt.
Die Zustände betreffend Crewmeals und Getränke wurden Austrian Wings unabhängig voneinander von mehreren LaudaMotion-Mitarbeitern in teils persönlichen Gesprächen bestätigt. Zusätzlich erreichten uns auch mehrere E-Mails, in denen ähnlich lautende Anschuldigungen erhoben wurden.
Eine Stellungnahme von LaudaMotion zu der Causa ist angefragt. Bisher fand man bei der Airline jedoch keine Zeit, sich diesbezüglich zu äußern.
Fakt ist jedoch, dass LaudaMotion intern die Regelungen betreffend Crewmeals und Getränken für die Besatzungen nur wenige Stunden nach Erscheinen dieses Berichtes änderte. Jetzt findet sich dort seltsamerweise der Passus "Mineralwasser, Kaffee und Tee werden natürlich zur Verfügung gestellt." Essen für die Crews gibt es vorerst zwar weiterhin keines, an einem "neuen Crewmealkonzept" werde jedoch "gearbeitet".
In einem E-Mail (Name der Redaktion bekannt) erklärte eine Flugbegleiterin: "Nach dem Shitstorm den Euer Bericht über die Zustände bei uns ausgelöst hat, mussten sie handeln. Sonst wäre nichts geschehen, davon bin ich überzeugt!"
(red)