Die Bereiche Vor- und Rollfeld grenzen unmittelbar an das Terminal und reichen bis zu den Start- und Landebahnen. Hier werden die Flugzeuge geparkt, betankt, enteist, rangiert und startklar gemacht, es herrscht reger Verkehr. Mit dem neuen System sehen die Einsatzkräfte in ihren Fahrzeugen nun erstmals, auch wenn die Sicht aufgrund schlechtem Wetter oder Dunkelheit eingeschränkt ist, wo sich die anderen Verkehrsteilnehmer befinden und mit welcher Geschwindigkeit sie sich in welche Richtung bewegen. Jedes in diesem Bereich mit Transponder ausgestattete Objekt, egal ob Flug- oder Fahrzeug, wird in Echtzeit geortet, seine Position auf aktuellsten Lagekarten dargestellt und der weitere Fahrweg vorausberechnet.
Durch die permanente Annäherungsberechnung aller sich bewegenden Objekte erkennt das System im Voraus Kollisionsgefahren und warnt die Fahrzeugbesatzungen rechtzeitig. Das ist der wichtigste Nutzen von MSEO – mehr Sicherheit im Bodenverkehr auf Flughäfen durch automatische Kollisionswarnung.
Bodenlage auf Moving Maps
Angezeigt wird das Verkehrsgeschehen auf leistungsstarken Tablets, Computern, die fest in den Fahrzeugen verbaut sind. Ausgestattet mit den Endgeräten werden in einer ersten Phase Fahrzeuge der Feuerwehr und des Winterdienstes. Bis zum Sommer wird der Leitfahrzeug-Fuhrpark (Follow-me-Lotsen) angebunden, spätestens 2020 sollen alle Einsatzfahrzeuge (Feuerwehr, Winterdienst, Follow-me, Security, weitere Sonderfahrzeuge), die im Rollfeld des Frankfurter Flughafens unterwegs sind, mit Tablets ausgestattet sein.
Die Darstellung der Bodenlage rund um das eigene Fahrzeug erfolgt auf einer Moving Map. Flug- und Fahrzeuge werden mit ihrer Kennung inklusive Details wie Typ und Parkposition am Gate angezeigt. Baustellenbereiche und Sicherheitszonen, beispielsweise Startbahnen, werden gesondert ausgewiesen. Annährungs- und Kollisionswarnungen, sowohl optisch als auch akustisch, erfolgen automatisch. Darüber hinaus sind von MSEO bekannte Funktionen, wie Brandschutzpläne, Wasserentnahmestellen oder P.O.I. (Point of Interest) verfügbar.
Vernetzter Airport
MSEO ist eine Erweiterung von EMEREC DEVS (Driver’s Enhanced Vision System), dem Rosenbauer Ortungs- und Navigationssystem für sicherheitskritische Infrastrukturen wie Flughäfen oder Industrieparks. Es nutzt die GPS-Technologie zur Ortung von Fahrzeugen und greift auf die Daten der Luftverkehrskontrolle (Flugradar, Bodenradar, Multilateration und ADS-B) zu, um die Position von Flugzeugen und anderen Fahrzeugen im Rollfeld anzeigen zu können.
Daten, die bislang stationär von Fluglotsen genutzt wurden, stehen mit MSEO nun auch den im Vor- und Rollfeld agierenden Einsatzorganisationen zur Verfügung. Somit entsteht ein einheitliches Verkehrsbild für die Verkehrsteilnehmer. Durch diese Vernetzung und die integrierte Nachrichtenfunktion wurden zudem neue Kommunikationswege geschaffen.
EU-Projekt SESAR
Mit MSEO baut der Frankfurter Flughafen seine „bodenbasierten Sicherheitsnetze“ weiter aus. Das neue System fördert die situative Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der Verkehrsteilnehmer in den Fahrzeugen, warnt sie automatisch vor Gefahrensituationen und erhöht so die Sicherheit auf dem Roll- und Vorfeld.
Mit der Entwicklung und Einführung von MSEO leistet der Frankfurter Flughafen auch einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung von Inhalten der EU-Durchführungsverordnung 716-2014 (Pilot Common Project), in der datenbasierte, integrierte Airport Safety Nets als Voraussetzung für ein modernes Luftverkehrsmanagement (ATM) gefordert werden. MSEO ist eines von aktuell sieben laufenden Projekten am Frankfurter Flughafen, die unter diese Verordnung fallen und von der EU mit bis zu 50 Prozent gefördert werden. Das der Verordnung zugrunde liegende Programm SESAR (Single European Sky ATM Research) ist der Technologiepfeiler des einheitlichen europäischen Luftraums (Single European Sky) und verfolgt das Ziel, die Kapazitäten im europäischen Luftverkehr zu verdreifachen, die Sicherheit um den Faktor zehn zu erhöhen und insgesamt umweltfreundlicher und kostengünstiger zu werden.
(red / Fraport)