Farblich hat die AUA-Gruppe in den vergangenen Jahren einiges durchgemacht - oder, besser gesagt, durchprobiert.
In den 1990er Jahren gab es es den mit der Fokker 70-Einflottung das erste Mal seit längerer Zeit wieder ein neues Design - mit dem mehrfarbigen Streifen am Rumpf und erstmals in der Geschichte der Nachkriegs-AUA war der Schriftzug „Austrian Airlines“ nicht mehr in Rot gehalten. Anfang der 2000er-Jahre mit einem neuen Vorstand dann die nächste Änderung. Die Maschinen erhielten einen weißen Rumpf mit babyblauem Bauch und ebensolchen Triebwerken. Aus dem Schriftzug "Austrian Airlines" wurde wieder "Austrian", die dafür verwendete Farbe wechselte zurück auf das seit Jahrzehnten bei Passagieren und Crews beliebte Rot. Die Flugzeuge der Tochter Tyrolean erhielten bei gleicher Bemalung allerdings den Schriftzug "Austrian arrows" sowie den Zusatz "operated by tyrolean". Und dann gab es da noch die 100-prozentige AUA-Tochter Lauda Air, die (zuletzt mit nur noch einer Boeing 737-800) in Lauda Air Bemalung unter der Marke "Lauda The Austrian Way to holiday (operated by tyrolean)" auftrat.
2014/2015 wurde dann um teures Geld das derzeit noch aktuelle Design entworfen: weißer Rumpf, rote Triebwerke, roter Austrian Schriftzug. Auf der Unterseite des Rumpfes prangt seither der Schriftzug "Servus". Auf einigen Flugzeugen wurde vor „Austrian“ zusätzlich noch „my“ angebracht. Da die Umlackierung der Flotte auf das 2015 präsentierte Design bisher nicht abgeschlossen wurde, fliegen derzeit streng genommen fünf verschiedene AUA-Bemalungen am Himmel:
- "alte" Lackierung mit blauen Triebwerken und blauem Rumpfbauch im Bereich der Tragflächen
- aktuelle Lackierung mit "myAustrian"-Schriftzug und "Servus"
- aktuelle Lackierung mit "Austrian“-Schriftzug und "Servus"
- aktuelle Lackierung mit "myAustrian"-Schriftzug oder nur "Austrian", dafür aber ohne "Servus" bei den Q400 (offiziell verlautbarte der Konzern, dass das "Servus" auf dem schlanken Rumpf der Q400 nicht gut aussehe, doch kürzlich wurde "Servus" auf einer Maschine dann doch angebracht)
- Star Alliance-Lackierung (zwei verschiedene Versionen, einmal mit roten und einmal mit blauen Triebwerken)
Natürlich geht die Umlackierung der gesamten Flotte nicht von heute auf morgen vonstatten, doch es ist wohl kaum übertrieben zu sagen, dass es keine andere europäische Fluglinie gibt, die bemalungstechnisch einen derartigen "fliegenden Zirkus" betreibt.
Und nachdem über den Winter noch zahlreiche A319 und A320 das aktuelle Farbenkleid erhalten haben, jetzt nun die Ankündigung der Einführung eines neuen Markenauftrittes. Rechtzeitig mit einem neuen Vorstand, der von Lufthansa kommt, wird dieses Design präsentiert, das eine nicht zu verleugnende Ähnlichkeit mit der neuen Livery der Konzernmutter Lufthansa aufweist. (Fast) das Gleiche in Grün, pardon Rot, könnte man sagen.
Ganz gleich, wie man persönlich die neue Bemalung finden mag – die Meinungen reichen von "potthässlich" über "erfrischend anders" bis hin zu "gut gelungen" – Passagiere und auch Mitarbeiter stellen sich die Frage, weshalb innerhalb rund 20 Jahren nun das vierte Farbschema eingeführt werden muss, zumal die letzte Änderung erst drei Jahre her und noch nicht einmal vollständig umgesetzt ist. Der Tenor: "Die Zeit und vor allem das Geld dafür hätte man woanders sinnvoller einsetzen können."
Und dieser Standpunkt ist durchaus nachvollziehbar, denn die AUA muss sich Herausforderungen stellen, die weitaus wichtiger sind. Zum einen wäre da der Tarifkonflikt mit dem fliegenden Personal, das bereits im Rahmen eines Warnstreiks die Arbeit niedergelegt hat und deren Anliegen zumindest teilweise berechtigt erscheinen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass junge Flugbegleiter im Schichtdienst so wenig verdienen, dass es gerade so zum Leben reicht. Zum anderen wäre da die alternde Boeing 767-Langstreckenflotte, die eher heute als morgen endlich ersetzt werden muss. Doch offiziell ist noch immer keine Entscheidung für ein Nachfolgemuster getroffen worden. Auch einige ältere A320 und A321 werden wohl nicht mehr ewig weiterfliegen können, um nur einige Punkte zu nennen.
Da kommt es eben nicht gut an, wenn bei vielen Mitarbeitern den Eindruck entsteht, dass sich jeder neue Vorstand zunächst einmal sein eigenes Denkmal mit einem neuen Markenauftritt setzt, anstatt sich um die wirklichen Probleme zu kümmern ...
Text: P. Huber
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.