Heuer wird der Flugplatz Bad Vöslau 90 Jahre alt. Auf diesem Platz wurde in mehrfacher Hinsicht Geschichte geschrieben. Bis 1938 stand das Areal unter ziviler Nutzung, danach war die deutsche Luftwaffe dort stationiert - es fanden Schulungen von angehenden Piloten sowie das Einschießen der Bordkanonen von Jadgflugzeugen statt. Insgesamt umfasste das Gelände sieben Hangars, in einem früheren Bunker hat heute übrigens das bekannte Austrian Aviation Museum seinen Sitz.
In den Jahren 1944/45 fanden umfangreiche alliierte Bombenangriffe auf den Flugplatz statt, wobei es zu schweren Beschädigungen kam. Nach der Befreiung Österreichs von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft im Jahr 1945 übernahm die Rote Armee den Standort und nutzte ihn bis 1955. Von hier aus startete auch eine Polit-Delegation an Bord einer IL-14 nach Moskau, um über den Staatsvertrag zu verhandeln.
Seit 1955 wird der heute im Besitz des Wiener Flughafens befindliche Flugplatz wieder für zivile Zwecke genutzt, aber auch die Flugschule der Flugpolizei des Innenministeriums hat hier ihren Sitz.
Jubiläum mit "Mega"-Airshow?
Die bewegte Geschichte des Platzes und sein 90-jähriges Bestehen werden dieses Wochenende mit einem Event gefeiert. Doch wäre für Luftfahrtenthusiasten die Entwicklung der Bad Vöslauer Luftfahrtgeschichte nicht ohnehin großartig und einladend genug, um für sich selbst zu sprechen, sah sich ein privater Veranstalter dazu angetrieben, die gesamte Feier unter das Attribut "Mega-Airshow" zu stellen. Ein Titel, der viel verspricht, und einem Besucher auch immerhin 25 Euro Eintrittspreis abverlangte, exklusive Parkplatz (5 Euro).
Geboten wurde unter diesem Aufmacher schlussendlich ein Flugplatzfest mit mehreren Propellermaschinen und einem auffallend hohen Anteil an Modellflugvorführungen. Kampfjets und großes Fluggerät, wie auf klassischen Airshows üblich, suchte man vergeblich. Ebenso wie einen eigenen Bereich für Planespotter, der ansonsten auf einer Luftfahrtveranstaltung durchaus usus ist. Darauf hatte der Organisator jedoch verzichtet. Seiner vorab bereits kundgetanen Ansicht zu Folge würden Luftfahrtfotografen ohnehin "die für sie besten Plätze selbst finden".
Apropos Logistik: Verantwortlich zeichnete Organisationsleiter Erwin Kreczy. Dieser hatte auch bereits eine ähnlich angelegte Luftfahrtveranstaltung vergangenes Jahr in Krems präsentiert. Nach chaotischer Organisation folgte die Bruchlandung des Eventmanagers in Form seiner Insolvenzanmeldung.
Doch nun wollte Kreczy es offenbar noch einmal wissen und rief mit der erst zum 4. April dieses Jahres als "Think:Put Communications & ID-Events GmbH" ins Leben gerufenen Event-Organisationsfirma, welcher er laut Wirtschaftskammer als gewerberechtlicher Geschäftsführer vorsitzt, eine neue Gesellschaftsstruktur für sein Vorhaben auf den Plan. Bereits die Vorbereitungen zur Veranstaltung ließen für Besucher erahnen, dass es um Verbesserungen zum Kremser Debakel nicht ausschließlich gut bestellt sein könnte. Denn allein die - übrigens sehr kurzfristig veröffentlichte - Liste an teilnehmenden Fluggeräten und Vorführungen stand für viele Luftfahrtfreunde in keinerlei Relation zur 25-Euro-Tageskarte.
Preisgestaltung ohne Relation
Zum Vergleich: Für den Eintritt zur Airshow in Breitscheid löhnen Besucher 15 Euro, und auch für die Teilnahme an der weltbekannten internationalen Luftfahrtfachmesse AERO in Friedrichshafen werden gerade einmal 20 Euro schlagend. Und so entdeckten Austrian Wings-Redakteure zahlreiche Zaungäste, welche sich die vermeintliche "Mega-Airshow" von außerhalb ansahen, damit aber im Vergleich zu den zahlenden Gästen trotzdem kaum Abstriche zu verzeichnen hatten. Auch dies ganz entgegen der vorab veröffentlichten Erläuterung des Veranstalters, wonach man angeblich die Shows so angelegt habe, dass man nur innerhalb des Geländes die Vorführungen auch entsprechend wahrnehmen könne.
"Wir haben jedenfalls nichts verpasst", bilanziert ein Niederösterreicher, dessen luftfahrtbegeisterte 4-jährige Tochter ebenfalls sichtlich zufrieden war. "Aber 25 Euro wäre uns der Zutritt aufs Gelände bei weitem nicht wert gewesen." Ähnlich sah dies wohl die Mehrheit der sprichwörtlich Außenstehenden, und auch Veranstalter Kreczy dürfte sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst gewesen sein - hatte er doch augenscheinlich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Zuseher jenseits des Flugplatzes so gut als möglich fernzuhalten, etwa mit auf benachbarten Zufahrtswegen und angrenzenden Firmengeländen postierten Fahrverbotsschildern und Securities.
Zudem wurden im Vorfeld zwar "über 100 Fluggeräte" angekündigt, inklusive Modellflugzeugen waren es laut dieser Auflistung des Veranstalters selbst allerdings gerade einmal 56 - inklusive der statisch präsentierten und ohnehin dauerhaft in Bad Vöslau stationierten Fluggeräte Saab Draken und Vickers Viking. Auch die in der APA-OTS angekündigte Formation der Flying Bulls gab es nicht.
An durchaus interessanten Fluggeräten waren die Typen P-51 Mustang, Beech 18, eine Boeing Stearman sowie das Raven Aerobatic Team aus Großbritannien vertreten, wobei letzteres in Bad Vöslau lediglich einen Zwischenstopp auf dem Weg zu einer anderen Veranstaltung in Kroatien eingelegt hatte.
"Selbst-Sponsoring" nach Wirtschaftswunder?
Wiederum eine seltsame Optik lieferten die vom Veranstalter öffentlich dargestellten Sponsoren. Neben "Air BP" listet Kreczy auch "airevents.at" als "Hauptsponsor". Bemerkenswert dabei: Nicht nur, dass das dahinterstehende Unternehmen (laut Firmenbuchnummer die "Phoenix Club Events Ltd & Co KG") wiederum Kreczy selbst gehört, handelt es sich dabei auch ausgerechnet um jenen Betrieb, der nach der Kremser Flugschau-Posse aus 2017 - welche auf der Airfest 2018-Website pikanterweise als "impossantes [sic!] Erlebnis" betitelt wird - Zahlungsunfähigkeit anmeldete; Austrian Wings und der "Kurier" berichteten. Wo also noch vor einem halben Jahr keine finanziellen Mittel zur Bezahlung konsumierter Leistungen von Vertragspartnern vorhanden waren, soll jetzt schon wieder aus den Vollen geschöpft werden können ...
Neun Monate nach Krems: viel versprochen, wenig dazugelernt
Fazit: Mit einer professionelleren Organisation und einer dem Angebot entsprechenden Preisgestaltung sowie dem Verzicht auf im Vorfeld bereits ausufernd übertriebene Marktschreierei hätte die Veranstaltung ein großer Erfolg werden können - gerade, weil auch das Wetter gut mitgespielt hat. So aber waren viele von Austrian Wings befragte Besucher angesichts der vom Organisator geweckten hohen Erwartungen enttäuscht ob des tatsächlichen Ablaufs. Das omnipräsente Präfix "Mega" hat also auch hier seinen Einzug vielversprechend geschafft, gehalten wurde davon wenig. Das zeigen auch Nutzerkommentare in sozialen Netzwerken kurz nach Veranstaltungsende. Und so resümiert Luftfahrtfotograf Klaus Svoboda beim Verlassen des Geländes: "Das einzige, was hier 'mega' war, ist der Eintrittspreis. Der Rest war allenfalls durchschnittlich." Ein anderer Gast meinte: "Man merkt, dass sich der Veranstalter Mühe gegeben hat, aber ein paar Propellerflugzeuge und Modelle machen noch lange keine Airshow. Da gehört einfach mehr dazu. Das heute war ein ganz gewöhnlicher, aber überteuerter Flugtag."
Doch zumindest hinsichtlich so mancher logistischer Abläufe für die Besucher schien man dazugelernt zu haben. Das Kremser Parkplatz-Chaos blieb in Bad Vöslau glücklicherweise aus. Hier wurde offenbar ein deutlich durchdachteres Konzept an den Tag gelegt. Privater Sicherheitsdienst und Exekutive arbeiteten effizient Hand in Hand, für den Sanitätsdienst stand das Rote Kreuz bereit, für den Brandschutz die Feuerwehr. Und auch teilnehmende Piloten berichteten gegenüber Austrian Wings übereinstimmend, dass die Organisation des Displays hochprofessionell und alles "auf die Minute genau perfekt getimed" gewesen sei.
Allerdings: Der erhoffte überbordende Erfolg von Österreichs "größter ziviler Airshow" schien für viele bereits von vornherein eine dem Wunschdenken des Veranstalters geschuldete Illusion. Denn wer übertrumpfend ankündigt, muss sich auch an dieser Reklame messen lassen. So auch zum Beispiel die vorab prognostizierten 25.000 erwarteten Besucher - tatsächlich dürften es, nach Schätzung von teilnehmenden Piloten, maximal 13.000 und damit bestenfalls gut die Hälfte der angepeilten Gäste gewesen sein. Auch auf der offiziellen Airshow-Facebookseite fanden sich selbst am Nachmittag des Veranstaltungstages erst 91 "Fans". Ein bereits im April publiziertes Werbevideo mit einer sympathischen Seniorin, die als Testimonial ihr Kommen in der Hoffnung auf "hübsche, junge Piloten - wie im Film" zusagte, verzeichnete zum selben Zeitpunkt ebenfalls erst 140 Klicks. Von unserem Team wurde die rüstige Rentnerin am Eventgelände jedenfalls nicht gesehen. Vielleicht war ihr schlussendlich der Eintrittspreis einfach zu hoch...
Weitere Fotoimpressionen:
(red TUG / HP / AG / PT / Fotos: M. Dobrozemsky, P. Huber sowie weitere Fotografen der Austrian Wings Media Crew)