Aktuell jährt sich der Beginn der Berliner Luftbrücke zum 70. Mal. Die Feierlichkeiten am Luftbrückendenkmal, auf dem Gelände des Frankfurter Flughafens, bringen den besonderen Dank für die herausragenden humanitären Leistungen der damaligen Westalliierten während der Berlin-Blockade zum Ausdruck. Die bei diesem historisch einmaligen Einsatz verunglückten Piloten der „Rosinenbomber“ werden mit einer Kranzniederlegung geehrt, so der Airportbetreiber Fraport in einer Aussendung.
„Wir gedenken eines der einschneidendsten Ereignisse der jüngeren Geschichte unserer Nation – dem Beginn der Berliner Luftbrücke vor 70 Jahren. Die Solidarität mit dem freien Berlin durch die alliierte Luftbrücke war mit die Grundlage für unsere gemeinsamen Werte: Freiheit, Frieden und Demokratie. Die Luftbrücke war ein gigantischer humanitärer Kraftakt“, sagte der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. Fast 280.000 Flüge mit 2,1 Millionen Tonnen Fracht für den abgeschnittenen Westteil Berlins fanden damals statt. „Unsere Freunde und Partner in den Vereinigten Staaten, in Frankreich und im Vereinigten Königreich haben damals die Stadt Berlin nicht preisgegeben. Sie haben sich für die Freiheit entschieden. Das ist die historische Leistung. Wie andere Entscheidungen zu dieser Zeit hat auch die Luftbrücke bewirkt, dass aus Gegnern mehr und mehr Partner und Freunde wurden“, sagte der Ministerpräsident dankbar.
„Die Luftbrücke und die Leistung der Menschen, die sie mit ihrem Mut und ihrem unermüdlichen Glauben an Freiheit und Menschlichkeit ermöglicht haben, ist Teil des Frankfurter Flughafens und seiner Geschichte. Daher haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, diese Erinnerung zu wahren, zu ehren und dieses Denkmal zu pflegen“, betonte Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG, in seiner Begrüßungsrede.
Zu den Gästen der Jubiläumsfeier „70 Jahre Luftbrücke“ zählen neben dem Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und dem Bürgermeister der Stadt Frankfurt Uwe Becker auch der Botschafter der USA in Deutschland Richard Grenell, die Botschafterin Frankreichs Anne-Marie Descôtes und der stellvertretende Botschafter Großbritanniens Robbie Bulloch.
Ein besonderer Dank gilt auf der heutigen Gedenkfeier dem früheren Oberst Gail S. Halvorsen, dessen Tochter Denise Halvorsen-Williams ein Grußwort an die Gäste richtet. Oberst Halvorsen startete die „Operation Little Vittles“ (kleiner Proviant), die während der Luftbrücke weltweit bekannt wurde. Er warf Süßigkeiten, die an kleinen Fallschirmen befestigt waren, über Berliner Wohngebieten ab. Weil er den wartenden Kindern seinen Anflug durch das Wackeln mit den Flügeln seines Flugzeugs signalisierte, trägt Halvorsen auch den Spitznamen „Onkel Wackelflügel“.
Das Luftbrückendenkmal am Flughafen Frankfurt wurde 1985 errichtet, nachdem ein deutsch-amerikanischer Luftbrückenverein 900.000 Mark dafür sammelte. Es handelt sich dabei um ein Duplikat des 1951 am Platz der Luftbrücke unmittelbar am Flughafen Tempelhof in Berlin eröffneten Mahnmals. In den Rundsockel des Denkmals sind die Namen der Piloten eingraviert, die während der Luftbrücke ums Leben gekommen sind. Es wurde am 26. Juni 1988 genau 40 Jahre nach Beginn der Berlin-Blockade eröffnet.
Heute sind das Luftbrückendenkmal und die nahegelegene Aussichtsplattform beliebte Ausflugsziele. Erreicht werden kann das Denkmal von Zeppelinheim kommend über eine Fußgängerbrücke, die über die Autobahn führt. Über den Radweg am östlichen Flughafenzaun entlang ist es direkt in das Radwegenetz des Regionalparks RheinMain eingebunden. Besucher, die mit dem Auto anreisen, erreichen das Luftbrückendenkmal über die Autobahn A5, Ausfahrt „Zeppelinheim/CargoCity Süd“. Von den Parkplätzen am Bahnhof Zeppelinheim und am Intercity Hotel Frankfurt Flughafen sind es jeweils nur wenige Gehminuten dorthin.
Zur Berliner Luftbrücke
Am 26. Juni 1948 startete die US-Luftwaffe die „Operation Vittles“ zur Versorgung der eingeschlossenen Stadt Berlin von ihrem Hauptstützpunkt in Frankfurt. Zwei Tage später folgte die britische Operation „Plain Faire“ mit Kohle-Frachtflügen von Celle, Faßberg, Wunstorf und Schleswig/Jagel aus. Schon bald nach Beginn wurden etwa 2.000 Tonnen Fracht pro Tag transportiert. Einen Rekord stellten die Flieger am 15. und 16. April 1949 mit 1.398 Flügen und 12.849 Tonnen Fracht in 24 Stunden auf.
Die Versorgungsflüge basierten auf einem hochintelligenten logistischen System. Die drei Luftkorridore wurden als „Einbahnstraße“ jeweils nur in eine Richtung verwendet. Im nördlichen (von Hamburg nach Berlin) und südlichen Korridor (von Frankfurt nach Berlin) erfolgten die Hinflüge, während die Rückflüge im mittleren Korridor (von Berlin nach Hannover) stattfanden. Alle drei Minuten landete ein Flieger im US-Sektor (Tempelhof), im französischen Sektor (Tegel) oder im britischen Sektor (Gatow). Die Berliner Luftbrücke wurde am 30. September 1949 offiziell beendet, nachdem die Sowjetunion ihre Blockade der Stadt am 12. Mai aufgehoben hatte.
(red / Fraport)