Die Kroaten haben nicht nur bewiesen, dass sie sehr gut Fußball spielen können, sondern sie sind auch in der Lage, interessante Airshows zu organisieren. Das hat sich etwa im vergangenen Monat gezeigt, als eine interessante Airshow, im nur 15 Kilometer von Varaždin entfernten Čakovec stattfand. (Austrian Wings berichtete). Und so gab es am vergangenen Wochenende in Varaždin auch wieder viel Interessantes zu sehen.
Kroaten lieben es, kleinere, sogenannte ‚Aeromitings' zu organisieren, wo die kroatische Luftwaffe meistens präsent ist und gelegentlich eine kleine Anzahl internationaler Besucher.
Tendenziell werden diese Shows immer größer, internationaler und professioneller. Das war auch in Varaždin der Fall, wo es heuer mehr internationale Teilnehmer und Besucher gab als je zuvor. Neben den regelmäßigen Teilnehmern aus den Nachbarländern Slowenien, Ungarn und Serbien, konnte die Organisation Teilnehmer aus Spanien, Polen, Großbritannien, der Tschechischen Republik und der Slowakei begrüßen. Auch eine in Australien registrierte aber in Kroatien registrierte blau bemalte Pitts war zugegen. Österreich war mit zwei Saab 105 vertreten. Eine der Maschinen konnte im Static Display bestaunt werden, die andere kam für das Flight Display aus der kroatischen Hauptstadt Agram/Zagreb.
Gleich wie in Čakovec, war der Eintrittspreis mehr als akzeptabel: 35 Kuna (+/- 5 Euro) pro Person und noch weniger, wenn man das Ticket im Vorverkauf erworben hat. Spezielle 'Spotter-Pakete' wurden angeboten, für die ein höherer Preis verlangt wurde. Die Verfügbarkeit dieser Option selbst wurde von denjenigen geschätzt, die bereit waren, dafür extra zu bezahlen. Im Internet gibt es jedoch verschiedene Meinungen, ob der zusätzliche Preis den kleinen Standort-Unterschied im Vergleich zur Position der normalen Besucher wert war, also scheint hier noch etwas Luft nach oben zu sein. Von internationalen Besuchern wurde geschätzt, dass die Kommentare in der kroatischer Sprache während der Show ins Englische übersetzt wurde. Positiv im Vergleich zu den Vorjahren war auch, dass ausreichend Parkplätze und mehr Platz für die Zuschauer zur Verfügung standen.
Die Organisatoren haben viel PR für diese Air Show gemacht. Daher war es etwas überraschend, dass der Flughafen zwar gefüllt war, aber dass es nicht noch mehr Besucher gab. Dies könnte mit den prognostizierten Gewittern und schlechtem Wetter an diesen Tagen zu tun haben, die glücklicherweise nicht aufgetreten sind. Gewitter „kreisten" zwar im Hintergrund bedrohlich anmutend, kamen aber nicht bis zum Flugplatz. Neben einer kleinen Periode sehr leichten Regens, war das Wetter meistens sonnig und heiß. Andere Gründe könnten das Datum im Juli gewesen sein, da dann viele Kroaten lieber an der Küste verbleiben, und möglicherweise die vorher erwähnte Flugschau in der Nähe, die erst einen Monat vorher stattfand.
Der Samstag war der Haupttag mit einer interessanten Mischung von Fluggeräten. Am Sonntag gab es eine vereinfachte Version mit deutlich weniger Maschinen. Wegen des schlechten Wetters unterwegs zur Airshow, schafften es einige Flugzeuge, wie die Polikarpov Po. 2 nicht, anwesend zu sein. Anderen, wie dem Black Hawk, fehlten einige spezifische Genehmigungen, die von den kroatischen Zivilluftfahrtbehörden verlangt wurden, weshalb sie ihre geplanten Flight Displays nicht durchführen konnten.
Trotzdem war das Programm sehr unterhaltsam. Sehr beeindruckend in diesem Jahr war die schnelle und dynamische Vorführung des funkelnagelneuen Kiowa Warrior-Hubschraubesr, der von den USA übernommen wurde und derzeit in der Kroatischen Luftwaffe eingeführt wird. Zwei Exemplare waren vor Ort und zeigten ihre Manövrierfähigkeit. Dieses Jahr flogen drei verschiedene Mig 21 und zeigten eine Abfangübung, wobei das abgefangene Flugzeug eine PC-9 war.
Auch jetzt war es wieder eine Herausforderung scharfe Bilder zu machen, da der Mig 21 einfach nicht langsam fliegen kann. Krila Oluje bedarf keiner weiteren Erklärung. Das Team führte wie immer eine gute und professionelle Show durch. Die kroatische Polizei zeigte sowohl ihre EC-135 als auch den Bell 212. Die EC-135 ist natürlich ein viel modernerer Hubschrauber, aber nichts übertrifft den überall erkennbaren schweren ‚Plopp-Sound' der Bell 212 und ihrer Derivate.
Österreichische Präsenz
Wie bereits erwähnt, war Österreich mit zwei Saab 105 präsent, was in Kroatien sehr geschätzt wurde. Es gibt natürlich eine besondere historische Beziehung zwischen Kroatien und Österreich. Darüber hinaus sorgte das motivierte Team des Bundesheeres für eine gute Österreich-PR. So ermöglichten die österreichischen Flieger vielen Eltern Erinnerungsfotos mit ihren Kindern vor der Saab 105.
Auch wenn die Saabs in die Jahre gekommen sind und in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen, war die gebotene Flugdurchführung sehenswert. Enttäuschend war dagegen der Auftritt eines Eurofighter Typhoon der RAF, der am Samstag nur einen Vorbeiflug absolvierte, abdrehte und sofort verschwand. Entweder es war kein zertifizierter britischer Demo-Pilot verfügbar (was keine Entschuldigung dafür sein sollte, nicht zumindest ein paar Kreise und Vorbeiflüge zu machen), oder es ist ein Hinweis auf die neue ‚Brexit-Leistungsstandard'...
Die anderen internationalen Teilnehmer waren nett anzuschauen. Speziell zu erwähnen ist, dass die Spanische F/A-18 Hornet eine neue Software installiert hat, die es ihr ermöglicht, noch langsamer zu fliegen. Wenn der beste Spieler des diesjährigen Weltcup-Turniers, Luka Modrić, einen Ball daneben treten würde, würde er schneller fliegen als die Hornet. Sehr beeindruckend.
Obwohl viel Arbeit im Zusammenhang mit Airshows in Kroatien im Allgemeinen auf ehrenamtlicher Arbeit und Enthusiasmus basiert, werden die Shows, wie erwähnt, immer professioneller. Eine negative Konsequenz daran ist, dass die "Gemütlichkeit" der kleine "Aeromitings" mit halb-informellen Arrangements, die ich persönlich wirklich schätze, langsam verschwinden wird.
Dies wird dann aber durch eine größere Anzahl interessanter Teilnehmer und Programme kompensiert. Diese Tendenz wird vielleicht nicht im Norden Kroatiens geschehen, da Čakovec und Varaždin einfach zu klein sind, es sei denn, die Rampe von Varaždin wird vergrößert und Čakovec bekommt eine längere Asphaltpiste.
Beides wird aber in naher Zukunft nicht passieren. Zadar wäre daher aufgrund seiner Größe und Ausstattung eine Alternative. Aber da dies auf halber Strecke der Küste liegt, ist es von Österreich und den anderen Nachbarländern aus nicht so gut zu erreichen.
Man wird sehen, was die Zukunft bringt. Fakt ist jedenfalls, dass sich Kroatien immer mehr zum Ziel für Airshow-Enthusiasten entwickelt.
Weitere Fotoimpressionen:
Text & Fotos: Robert Erenstein