Sonntag, der 21. August 1983, war ein sonniger Tag mit klarem Himmel. 24 Fallschirmspringer, die meisten vom Issaquah Parachute Center, wollten die Gelegenheit für einen gemeinsamen abendlichen Absprung nutzen. Normalerweise sprangen sie in kleinen Gruppen aus einmotorigen Maschinen wie der C182 ab. Doch an diesem Tag stand eine zweimotorige Lockheed L-18 Learstar zur Verfügung.
Gegen 18:10 Uhr startete die Lockheed L-18 Learstar der Landry Aviation mit der Kennung N116CA mit zwei Piloten und 24 Springern an Bord vom Arlington Municipal Airport im US-Bundesstaat Washington. Die beiden Flugzeugführer Michael Warren Petersen, 37, und John Fritz Eric, 32, galten als erfahren, allerdings hatten sie erstmals im Juni Absetzflüge durchgeführt, sodass dieses Betätigungsfeld für sie neu war.
Die Springer nahmen auf dem Boden Platz, da es in der Kabine des ehemals als Frachter genutzten Flugzeuges keine Sitzplätze gab. Die Absprungzone lag etwa fünf Meilen westlich des Flugfeldes in der Nähe von Silvana. Start und Steigflug verliefen ereignislos, und nach wenigen Minuten erreichte die zweimotorige Maschine eine Flughöhe von 12.500 Fuß, und die Springer machten sich fertig zum Ausstieg.
Für dieses Manöver reduzierten die Piloten die Geschwindigkeit so weit wie möglich, sodass sie nur noch knapp oberhalb der Überziehgeschwindigkeit lag. Weil sich die Fallschirmspringer für den Absprung in den hinteren Teil der Kabine bewegen mussten, verlagerte sich der Schwerpunkt entsprechend, sodass die Piloten das Höhenruder stark buglastig trimmten, um ihr Flugzeug stabil zu halten.
Sieben Springer verließen die Learstar, als sie plötzlich unvermittelt nach rechts abkippte. Drei weiteren Fallschirmspringern gelang es unter größter körperlicher Kraftanstrengung, sich aus dem außer Kontrolle geratenen Flugzeug zu befreien - dabei wurden sie allerdings vom Leitwerk der L-18 getroffen und verletzt. Zwar konnten alle drei ihre Schirme öffnen, einer der Männer erlag jedoch später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Die L-18 stürzte mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Boden, schien sich laut Augenzeugenberichten in 6.000 Fuß Höhe aber noch einmal kurzzeitig in Rückenlage zu stabilisieren; kurz darauf kippte das Flugzeug erneut senkrecht ab und schlug Sekunden später auf dem Boden auf. Die beiden Piloten und die acht noch in der Maschine verbliebenen Springer kamen dabei ums Leben.
Untersuchung der Ursache
Da die abgestürzte Maschine weder über einen Cockpit Voice Recorder noch über einen Flight Data Recorder verfügte, mussten sich die Ermittler bei der Ursachenforschung auf die verfügbaren Augenzeugenberichte und die wenigen noch verwertbaren Wrackteile stützen. Einen technischen Defekt konnten die Experten rasch ausschließen, auch die Motoren waren bis zum Aufprall gelaufen. Anhand des Absturzverlaufes konnte schließlich eruiert werden, dass die Learstar aufgrund eines falschen Schwerpunktes im Rahmen des Absetzmanövers in einen Strömungsabriss (Stall) geraten und nach rechts abgekippt war. Im Rahmen der Ermittlungen entdeckten die Fachleute außerdem, dass es in den USA zwischen November 1974 und April 1979 bereits mindestens vier ähnliche Zwischenfälle mit L-18 gegeben hatte, wenn diese mit 24 oder mehr Springern besetzt waren. In allen Fällen waren die Maschinen ebenfalls außer Kontrolle geraten, und den Piloten war es erst nach einem Höhenverlust von 7.000 bis 9.500 Fuß gelungen, die zweimotorige Maschine wieder abzufangen. Bis heute kommt es immer wieder zu ungewollten Stalls bei Absetzflügen, betroffen sind dabei sowohl ein- als auch mehrmotorige Maschinen. Entsprechende Videos kursieren im Internet, so auch eines einer DC-3, bei der sich ein solcher Zwischenfall mitte der 1990er Jahre ereignete.
Weshalb Michael Warren Petersen und John Fritz Eric trotz ihrer Erfahrung die N116CA nicht wieder unter Kontrolle bringen konnten, wurde nie abschließend geklärt. Eine Möglichkeit wäre laut NTSB, dass die Steuerkräfte im Sturzflug zu groß waren, da die Höhenrudertrimmung auf "full nose down" stand, wie anhand des Wracks rekonstruiert werden konnte. Eine andere Theorie besagt, dass während des Absturzes einer oder mehrere Fallschirmspringer ins offene Cockpit gefallen sein könnten und die Crew deshalb in ihren Reaktions- und Steuermöglichkeiten eingeschränkt war.
Jonnie Fowler, die das Unglück damals als Augenzeugin mit ansehen musste und im Internet die Gedenkseite "Remembering our Arlington Friends 1983" betreibt, hat sich ebenfalls intensiv mit der Absturzursache befasst, wie sie im Gespräch mit dem Autor erzählt: "Mein Partner ist selbst Absetzpilot und hat viel Erfahrung auf den Mustern DC-3 und Beech 18, zudem ist er Kunstflieger. Als er selbst einmal einen Stall in einer Beech 18 erlebte, recoverte sich die Maschine von selbst. Möglicherweise haben auch die Piloten der Learstar in Arlington das probiert. Genau werden wir es aber natürlich nie wissen, was sich in den letzten Sekunden an Bord abgespielt hat."
Gedenken
Die 13 überlebenden Springer ließen sich jedenfalls die Freude an ihrem Sport nicht nehmen. Nur fünf Tage nach dem Unglück veranstalteten sie einen "Memorial Jump", um ihre getöteten Freunde zu ehren. Auch am 20., 25. sowie 30. Jahrestag fanden Gedenkveranstaltungen statt.
Die Opfer:
- Bob Bandes
- Bob Lockwood
- Dean Bushong
- Marilyn Bushong
- Mark Leverenz
- Jamilee Kempton
- Kenny Newman
- Terry Cafferty
- Jim Schill
- Michael Warren Petersen (Pilot)
- John Fritz Eric (Co-Pilot)
Und während Sie diese Zeilen (aktuell) lesen, laufen in den USA bereits die Vorbereitungen für die heutige Gedenkfeier anlässlich des 35. Jahrestages dieser Tragödie. Fowler: "Es ist eine kleine Veranstaltung im privaten Rahmen. Denn unsere Freunde sind in Gedanken stets bei uns. Blue skies to you always!"
Text: HP