Die Verantwortung für die von AUA-Vorstand Andreas Otto Anfang September gegenüber der Internetseite "Austrian Aviation Net" befürchteten "Preisschlachten und Blutbäder" in der Luftfahrt durch die wachsende Zahl an Billigairlines in Österreich sieht Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida, alleine bei der Wirtschaftskammer (WKO). Das gab die Gewerkschaft nun in einer Aussendung bekannt.
"Die WKO stellt sich seit Jahren bei dem von der Gewerkschaft geforderten Branchenkollektivvertrag quer. Sollte ein derartiges ‚Blutbad' tatsächlich eintreffen, dann wird in erster Linie das Blut der Airline-Beschäftigten als schwächstes Glied in der Kette vergossen. Das geht dann ganz klar allein auf das Konto der Wirtschaftskammer", warnt Schwarcz in der Medienmitteilung.
Während die Politik vorrangig die Förderung des Wettbewerbs im Fokus habe, werde in der Ausgestaltung der (De-)Regulationen allzu oft auf die Beschäftigten einer Branche und deren Arbeitsbedingungen vergessen. Diese sollten auch beim EU Aviation Summit, eine stärkere Rolle spielen, so die Gewerkschaft.
Auf nationaler Ebene hat es allerdings die WKO - laut Vida - bis heute verabsäumt, gute Regelungen für den Standort zu schaffen, so der vida-Gewerkschafter weiter. "Durch die drohenden Überkapazitäten und Preisschlachten am Flughafen Wien und der im Anschluss zu erwartenden Marktbereinigung werden die Mitarbeiterauf dem Altar des Wettbewerbs geopfert", kritisiert Schwarcz.
Dabei würde ein österreichweiter Branchen-KV das Problem am einfachsten lösen, geben sich die Arbeitnehmervertreter überzeugt. Denn davon, dass laut WKO die Unternehmen zu unterschiedlich seien, könne keine Rede sein, sagt der Gewerkschafter. "Sämtliche Low-Cost-Carrier am österreichischen Markt bedienen im Wesentlichen das gleiche Streckennetz und mit dem Airbus A320 haben sie auch die gleichen Betriebsmittel. In kaum einer anderen Branche sind die Arbeitsplätze so stark standardisiert wie beim fliegenden Personal für Flugzeuge ab 19 Sitzplätzen", gibt Schwarcz zu bedenken. Die Wirtschaftskammer müsse daher umdenken, damit tausende Mitarbeiter einer ganzen Branche nicht mehr im kollektivvertragslosen Zustand und im sozialen Vakuum stehen müssen.
In den kommenden Wochen will Schwacz mit den Gewerkschaftsgremien beratschlagen, wie dennoch eine KV-Branchenlösung umgesetzt werden könnte. "Es ist unser erklärtes Ziel, eine Entscheidung zu fällen, welchen Weg wir einschlagen werden, um – wenn notwendig – noch in diesem Jahr erste Maßnahmen einleiten zu können. Der gewerkschaftliche Aktionsradius ist in dieser Angelegenheit noch längst nicht ausgeschöpft. Diese Entscheidung werden wir mit Sorgfalt treffen. Denn im Unterschied zur Wirtschaftskammer sehen wir uns sehr wohl in einer aktiven Rolle, wenn es um den Standort Österreich und die Sicherung von guten Arbeitsplätzen geht", bekräftigt Schwarcz abschließend.
(red / vida via APA-OTS)