Von "Zero hour Verträgen", Scheinselbstständigkeit und ähnlichen Dingen bei Ryanair weiß selbst die Vereinigung Cockpit seit Jahren immer wieder zu berichten. Der Druck seitens des Unternehmens sei dermaßen groß, dass man es sich "zweimal überlege", ob man sich krank melde, wie Piloten schon vor mehreren Jahren gegenüber Austrian Wings berichteten. Ob sich daran etwas geändert hat, ist fragwürdig. Unserer Redaktion liegt in Dokument vor, in dem in freundlichen Worten darauf hingewiesen wird, dass eine längere Abwesenheit sinngemäß "asozial" sei und den Mitarbeitern ohnedies genügend freie Tage zur Verfügung stünden. Zwar wird darin der Terminus "Krankenstand" nicht explizit erwähnt, jedoch bestätigten Ryanair-Piloten informell, dass solche Schreiben üblich sein, wenn man in den Krankenstand gehe. Bei "unfit to fly" Meldungen sei es sogar durchaus üblich, zu einem Gespräch in die Zentrale nach Dublin zitiert zu werden, über einen derartigen Vorfall berichteten wir erst kürzlich. "Da wird ungeheurer Druck ausgeübt, das zehrt an der Psyche und ist aus meiner Sicht der Flugsicherheit nicht zuträglich", so ein Mitarbeiter, der aus Angst um seinen Arbeitsplatz nicht namentlich genannt werden will.
Ryanair verzögert - und dementiert
Von Austrian Wings mit den Vorwürfen konfrontiert und um eine Stellungnahme gebeten, reagierte Ryanair zunächst ablehnend. Man forderte uns sinngemäß auf, die Namen der Informanten zu nennen, was wir natürlich verweigerten. Daraufhin hieß es von Ryanair, dass man "zusätzliche Informationen" benötige, um eine Stellungnahme abzugeben. Erst als wir - nach tagelanger E-Mail-Korrespondenz - daraufhin erklärten, diesen Beitrag dann eben ohne Statement des irischen Billigfliegers zu veröffentlichen, flatterte im Namen von Kommunikationschef Robin Kiely plötzllich folgendes Statement ins elektronische Redaktionspostfach: "Diese Behauptungen sind nicht wahr. Piloten werden nicht unter Druck gesetzt."
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit bestätigte dagegen auf Anfrage von Austrian Wings, dass ihr derartige Fälle ebenfalls bereits zu Ohren gekommen seien.
(red)