Der steirische Mobilitätscluster ist Experte in drei Kompetenzfeldern wie Automotive, Aerospace und Rail Systems. Er repräsentiert ein Netzwerk von rund 290 Unternehmen in diesen Segmenten mit über 55.000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von mehr als 15 Milliarden Euro. Kernleistung des seit 1995 bestehenden Clusters ist die Vernetzung und Unterstützung steirischer Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Er versteht sich dabei als Bindeglied zwischen Wirtschaft, Industrie, Forschung und öffentlichen Einrichtungen.
Im Aerospace-Sektor erwirtschaften mehr als 80 steirische Unternehmen in der Luft- und Raumfahrt Umsätze von über 650 Millionen € pro Jahr und beschäftigen rund 3.000 Mitarbeiter. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Cabin Interiors, Strukturbauteile, Antriebsstrang, Materialien und Leichtbau.
Jeweils im Herbst eines Jahres wird der Luft- und Raumfahrtsektor im Rahmen eines zweitägigen Symposiums unter dem Namen Aircontact speziell präsentiert. Vorträge von namhaften Vertretern aus Luftfahrt, Industrie, Supplier usw. sind auf der Agenda, aber vor allem das "Networking" steht hier besonders im Vordergrund.
Der Schwerpunkt 2018 war dem Thema "Aftermarket - der Nachrüstmarkt in der Luftfahrtindustrie" gewidmet. Dieser Markt soll in den kommenden zehn Jahren von derzeit 65 Mrd. Euro auf rund 100 Mrd. Euro ansteigen. Überdurchschnittlich starkes Wachstum wird in den Bereichen Triebwerks- und Komponentenwartung sowie Modifikationen bzw. Retrofits erwartet. Hier wird auch die Digitalisierung eine sehr große Rolle spielen. Das Kürzel "MRO" (Maintenance-Repair-Overhaul bzw. Operations) – auf Deutsch: Inspektion, Wartung, Instandsetzung und Modifikationen von Luftfahrtzeugen (LFZ) – wird das Thema und der Zukunftsmarkt im Luftfahrtsektor. Eine Trendstudie geht davon aus, dass dieser Markt im Hinblick auf die Verdoppelung der weltweiten Flottengröße in den nächsten zehn Jahren auf über 100 Mrd. Euro steigen wird. MRO-Prozesse verlängern die Lebensdauer der Flugzeuge, die dadurch in einen fast neuwertigen Zustand versetzt sowie auf ein zeitgemäßes, technisches und wirtschaftliches Niveau gehoben werden, aber auch einen hohen Anteil der Unternehmenskosten ausmachen.
Unter der neuen AC-Styria Geschäftsführerin Frau DI Christa Zengerer wurde heuer erstmals ein zwar bekanntes, aber aus meiner Sicht neues Interview-Konzept (Speed Dating-Format) installiert. Diverse Experten standen an separaten Tischen für Fragen zur Verfügung, so dass wesentlich mehr an Interessantem herausgearbeitet werden konnte als in einer großen Runde. So konnte man am Tisch von AUA Airworthiness & Design Engineering Direktor Klaus Schludnig erfahren, wie wichtig nicht nur eine genaue Planung der Maintenance als auch der Flugzeugbesatzungen, sondern auch das Bereithalten von Ersatzflugzeugen ist. Die Digitalisierung sowie eine ausgeklügelte MRO ist hier nicht mehr wegzudenken. Robert Machtlinger, CEO vom Top-Zulieferer FACC, konnte von seinem Gegenüber, Wollsdorf Leder CEO, mit Andreas Kindermann durch das gelebte Networking bereits einen Subsupplier für sein Unternehmen gewinnen. Im MRO Bereich ist FACC drauf und dran, in den Composite-Repair-Bereich weltweit einzusteigen, auch als Know-How- und Technologie-Partner. So auch am Tisch von Stefan Krainer, PRIMUS-Aircraft, einen privaten Businessjet-Solution-Managaer u.a. zuständig für die Lufttüchtigkeit privater und kommerzieller Operator sowie Frau Katharina List-Nagl, CEO F.List, Installation von Cabin Equipment (Interiors) in Business-Jets im gehobenen Segment, die aufgrund der stetig wachsenden Zahl an Business Jets das Segment "Aftermarket" immer größer und dadurch Kundennähe und Customer Support immer wichtiger werden. Beide konnten durch das "Networking" bereits Kontakte vertiefen.
Beim der abschließenden "Panel Discussion" mit fünf interssanten Gästen am Podium, wurden die Trends & Technologien in Aftermarkets & MRO im Rahmen eines Frage- und Antwortspiels erörtert. Diesen Aftermarket aufgrund seiner enormen Wichtigkeit in der Zukunft nicht zu bearbeiten wäre ein großer, ja fast unverzeihlicher Fehler, den sich kein Unternehmen im Luftfahrtsektor entziehen soll. Aufgrund der enormen Flugzeugbestellungen in den kommenden 15 bis 20 Jahren – Airbus und Boeing rechnen mit ca.40.000 Bestellungen – wird und bleibt dieser Aftermarket samt MRO ein Milliarden Euro schweres Geschäft.
Text & Fotos: Franz Zussner