Eine festliche Stimmung herrschte am Donnerstag in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Der ungarische Low Coster Wizz Air – nach der Pleite des einstigen Nationalstolzes Malev so etwas wie der heimliche Flagcarrier unseres Nachbarlandes – hatte zur Eröffnung seines neuen Trainingszentrums geladen.
Die Einrichtung wurde in nur acht Monaten errichtet und bietet auf 3.800 Quadratmetern Fläche Ausbildungsmöglichkeiten für Piloten und Flugbegleiter. Die Gesamtinvestitionskosten beliefen sich auf etwa 30 Millionen Euro.
Das brandneue Trainingszentrum von Wizz Air, das von WING, dem führenden ungarischen Immobilienunternehmen, entwickelt wurde, ist eines der modernsten Luftfahrttrainingszentren Europas, so ist etwa im Motion-System eine deutliche Verbesserung gegenüber älteren A320-Simulatoren, wie sie beispielsweise von der AUA am Standort Wien genutzt werden, festzustellen, wie Piloten versicherten. Der Budapester Aviation Campus ist mit zwei Full Flight Simulatoren der Airbus A320 CAE 7000XR-Serie ausgestattet. Im Rahmen einer 10-jährigen Vereinbarung wird CAE Dienstleistungen auch die Wartung und den Betrieb der Trainingsausrüstung im neuen Trainingszentrum von Wizz Air erbringen. Das Zentrum verfügt zudem über einen hochmodernen Kabinen-Notfall-Evakuierungstrainer von TFC sowie einen V9000 Commander Next-Generation Fire Trainer von Flame Aviatio. Auf dem Gelände werden sowohl alle Piloten– als auch Kabinenpersonalschulungen durchgeführt. Bis zu 300 Crewmitglieder täglich können hier geschult werden, pro Jahr sind rein rechnerisch bis zu 17.500 Simulatorflugstunden möglich.
"Das neue Ausbildungszentrum beherbergt die im September in Ungarn gegründete Wizz Air Pilot Academy, die jungen und ambitionierten Menschen ohne oder mit wenig Flugerfahrung die einzigartige Möglichkeit bietet, eine Berufspilotenlizenz zu erwerben und die Perspektive einer Tätigkeit als Pilot bei Wizz Air zu haben. Im Rahmen des Programms unterstützt WIZZ alle Nachwuchskräfte, die unter bestimmten Voraussetzungen in das Programm aufgenommen werden, durch die Vorfinanzierung eines erheblichen Teils ihrer Studiengebühren, um die Einstiegshürde für eine Pilotenlaufbahn zu verringern. Die fordernden und intensiven Schulungen, die den Standards von Wizz Air entsprechen, werden von vertraglich vereinbarten Pilotenschulen durchgeführt."
Wizz Air CEO József Váradi
Da Wizz Air ihre Flotte in den kommenden Jahren auf über 300 Flugzeuge aufstocken möchte, hat sich die Airline auch eine Option für einen dritten Simulator gesichert.
Váradi, CEO bei Wizz Air: "Wizz Air ist stolz auf seine herausragenden Sicherheitsstandards und wir freuen uns, dieses brandneue, hochmoderne Trainingszentrum hier in Budapest zu eröffnen, das einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Fluggesellschaft darstellt."
Marc Parent, Präsident und CEO des Simulatorherstellers CAE war ebenfalls in bester Feierlaune: "Es ist ein Privileg, heute hier zu sein und die große Eröffnung des neuen hochmodernen Trainingszentrums von Wizz Air in Budapest zu feiern. Wir blicken auf eine lange Geschichte mit Wizz Air als Trainingspartner zurück und freuen uns, unsere Zusammenarbeit mit Wizz Air durch die Bereitstellung Dienstleistungen für das Trainingszentrum und zwei neue Airbus A320 Full Flight Simulatoren auszubauen. Wir freuen uns darauf, unsere Beziehung in den nächsten 10 Jahren zu intensivieren."
Auch die Politik durfte freilich nicht fehlen und war durch Tamás Menczer, Staatssekretär für Information und internationale Vertretung Ungarns vertreten: "Die ungarische Regierung hat sich zwei Hauptziele gesetzt, als sie den internationalen Handel zu einer Priorität ihrer Außenpolitik machte: die Unterstützung einheimischer Unternehmen beim Wettbewerb auf den Exportmärkten und die Gewinnung ausländischer Investitionen in Ungarn. Beides ist ohne eine robuste Verkehrsinfrastruktur nicht möglich. Als kleine und offene Volkswirtschaft ist es wichtig, dass Ungarn leicht und schnell erreichbar ist, und genau hier spielt Wizz Air als größte Fluggesellschaft Mittel- und Osteuropas eine zentrale Rolle. Es ist kein Zufall, dass Wizz Air 2017 zur European Airline of the Year gewählt wurde. Wir gratulieren allen, die zum Bau dieser futuristischen und beeindruckenden Anlage beigetragen haben. Es war eine bemerkenswerte Leistung, sie innerhalb von acht Monaten abzuschließen. Der Erfolg von Wizz Air ist der Erfolg der ungarischen Wirtschaft, so dass das Unternehmen weiterhin auf die Unterstützung der Regierung in wirtschaftlichen, diplomatischen und anderen Bereichen zählen kann."
Wizz Air betreibt aktuell 105 A320 und A321, die von 25 Basen aus zu 143 Zielen in 44 Ländern abheben. In den vergangenen zwölf Monaten beförderte die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben 32 Millionen Passagiere.
Kampfansage an etablierte Carrier
Mit der Stationierung mehrerer Flugzeuge auf dem Flughafen Wien - wir berichteten - forderte Wizz Air die Lufthansa Gruppe, die mit AUA, SWISS, Brussels und Eurowings ebenfalls stark in Wien vertreten ist, direkt heraus. Sorgen, diesen Kampf zu verlieren, macht man sich bei Wizz Air trotz der vollmundigen Ankündigung des neuen AUA CEO Alexis von Hoensbroech allerdings keine. Im Gespräch mit Austrian Wings zeigte sich das Management des Low Costers überzeugt, dass man von der Kostenstruktur weitaus besser aufgestellt sei, als es die AUA mit ihren aktuellen Verträgen des Personals je sein könnte.
Weitere Fotoimpressionen:
Ein Beitrag von P. Huber / R. Erenstein, Budapest