Geboren wurde Godwin von Brumowski am 26. Juli 1889 im damals zur Monarchie und heute zu Polen gehörenden Städtchen Wadowitz – 31 Jahre später erblickte dort übrigens der spätere Papst Johannes Paul II. das Licht der Welt.
Nur wenig bekannt ist über die Kinder- und Jugendzeit des späteren Piloten. Fest steht allerdings, dass der Spross einer Soldatenfamilie – ebenso wie der spätere österreichische Bundespräsident Theodor Körner –– die technische Militärakademie in Mödling (heute: HTL Mödling) besuchte, die er am 18. August 1910 abschloss. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges diente Brumowski im Artillerieregiment 29 an der Ostfront und erhielt für seinen Einsatz die brozene sowie die silberne Tapferkeitsmedaille. Allerdings strebte Brumowski, und das im wahrsten Sinne des Wortes, nach "Höherem" und beantragte seine Versetzung zu den Luftstreitkräften, der jedoch erst im Sommer 1915 entsprochen wurde und die mit einer Versetzung nach Czernowitz (heute in der Ukraine gelegen) einherging. Dort diente der Flieger erst einmal als Beobachter sowie Bordschütze und flog häufig mit Hauptmann Otto Jindra, der aus dem böhmischen Chlumetz stammte und später Oberkommandierender der Luftwaffe der neuen tschechoslowakischen Armee wurde. Seine ersten drei Luftsiege errang Brumowski in seiner Funktion als Bordschütze. Am 12. April 1916 griff das Duo Jindra / Brumowski eine Militärparade in der ukrainischen Stadt Chotyn mit an, die vom russischen Zar Nikolas II. abgenommen wurde. Die Besatzung warf per Hand sieben Bomben ab und schoss zwei von vier an der Parade teilnehmenden russische Flugzeuge ab. Zwar blieb der Zar unverletzt, die Parade jedoch musste abgebrochen werden.
Luftkämpfe der damaligen Zeit waren besonders gefahrvoll: Einerseits fehlte jegliche Panzerung in den aus Holz und Leinwand gebauten Flugzeugen, andererseits trugen die Flieger im Regelfall auch keine Fallschirme, da diese Rettungsgeräte noch ausgesprochen unausgereift waren. Eine weitere Rolle für die Ablehnung von Fallschirmen spielte bei vielen Fliegern der Umstand, dass es ihrem Ideal von Ritterlichkeit widersprach, sich nach einem verlorenem Luftkampf zu retten, getreu dem archaischen Motto: Sieg oder Tod! Geriet eine Maschine während des Luftkampfes in Brand, sprang die Besatzung dann häufig ohne Fallschirm aus dem Flugzeug in die Tiefe, um dem Flammentod zu entgehen.
Doch Brumowskis Ehrgeiz war ungebrochen, und so erreichte er es, selbst zum Flugzeugführer, damals Feldpilot genannt, ausgebildet zu werden. Seinen ersten Einsatz als Pilot flog der Offizier Anfang Juli 1916. Seinen ersten Luftstieg als Pilot erzielte der Flieger am 3. Dezember 1916, als er einen italienischen Bomber vom Typ Caproni CA1 bezwang. Ab März des folgenden Jahres folgte eine Versetzung zur deutschen Jasta 24, wo sich Brumowski mit den Kampftechniken und Taktiken der deutschen Waffenbrüder vertraut machte. Nach seiner Rückkehr übernahm der erfahrene Offizier die Führung der Flik 41J, die unter Historikern als eine der bekanntesten Fliegerkompanien Österreich-Ungarns gilt. In dieser Einheit flog die Crème de la Crème der k. u. k. Jagdflieger, etwa Frank Linke-Crawford, Kurt Gruber, Karl Kaszala, Miroslav Navratil, Josef Novak, Julius Arigi oder Benno Fiala von Fernbrugg, der ab 1925 persönlicher Assistent von Hugo Junkers war und dem zu Ehren der Fliegerhorst Aigen im Ennstal benannt ist.
Die meisten seiner Einsätze flog Brumowski auf den Mustern Hansa Brandenburg D1 und C1, vereinzelt auch die Albatros D III, und schraubte dabei seine Abschusszahlen kontinuierlich nach oben.
Im Herbst 1917 war die Albatros D III das bevorzugte Muster des fronterfahrenen Piloten, und er ließ seine Maschine nach dem Vorbild von Manfred von Richthofen rot anstreichen. Unterhalb des Cockpits wurde ein weißer Totenkopf auf schwarzem Grund angebracht. Zwischen Oktober 1917 und Juni 1918 errang Hauptmann Brumowski mit seiner Albatros D III 14 Luftsiege, darunter fünf Fesselballone. Seinen 439. und letzten Feindflug absolvierte der Ritter der Lüfte am 23. Juni 1918. Bis dahin hatte er 35 bestätigte und acht unbestätigte Luftsiege erzielt. Von Oktober 1918 bis zum Kriegsende hatte Brumowski das Kommando über die österreichisch-ungarischen Luftwaffeneinheiten an der Isonzofront inne, konnte aber am Kriegsverlauf, der sich gegen Österreich-Ungarn wendete, nichts mehr ändern.
Nachkriegszeit
Als ehemaliger Soldat reihte sich der hochdekorierte Brumwoski nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg unfreiwillig in das Heer von Millionen Arbeitslosen ein. Der Untergang der Monarchie hatte ihn hart getroffen. Laut einigen Quellen suchte der frühere Jagdflieger in dieser Zeit die Gefahr förmlich, fuhr Automobilrennen, gab ausschweifende Partys, trank viel und verließ schließlich sogar seine Familie. Eine kurze Zeit über soll er sich auch als Bauer in Transsilvanien versucht haben, ehe er schließlich um 1930 herum nach Wien zurückkehrte. Hier arbeitete er als Fluglehrer und erneut als Militärpilot. Während des österreichischen Bürgerkrieges im Jahr 1934 flog Brumowski einen Luftangriff auf den Wiener Goethehof. 1935 wurde er gemeinsam mit Hans Löw zum Leiter der neu gegründeten Österreichischen Fliegerschule auf dem legendären Flugfeld Aspern bestellt.
Tödlicher Absturz
Zunächst schien es mit Brumowskis Leben wieder bergauf zu gehen, in der Fliegerei und der Ausbildung von Nachwuchs sah er seine Zukunft und Berufung. Doch am 3. Juni 1936 schlug das Schicksal unerbittlich zu. An diesem Tag startete er gemeinsam mit dem Generaldirektor der Österreichischen Creditanstalt, dem Niederländer Adrianus Johannes von Hengel, von Wien aus zu einem Flug nach Amsterdam. Zunächst führte die Route von Wien nach Basel und von dort weiter in die Niederlande. Bei der Landung verunfallte die von Adrianus Johannes von Hengel gesteuerte Maschine aufgrund eines Pilotenfehlers. Beide Insassen kamen dabei ums Leben.
Die Leiche des hochdekorierten Weltkriegspiloten wurde nach Wien überführt und auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab zur letzten Ruhe gebettet – das übrigens unmittelbar unter der Einflugschneise der Piste 11 von Schwechat liegt. Das österreichische Bundesheer ehrte den erfolgreichsten österreichisch-ungarischen Jagdflieger im Jahr 1967 mit der Benennung des Fliegerhorstes in Tulln-Langenlebarn nach ihm. Der monumentale Grabstein Brumwoskis gibt indes ein bis heute ungelöstes Rätsel auf: Dort werden dem Flieger nämlich 40 Luftsiege zugeschrieben. Tatsächlich sind jedoch 35 bestätigte und acht unbestätigte Siege, insgesamt also 43, dokumentiert ...
(red CvD)