Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner Sitzung am 8. November 2018 63,4 Millionen Euro für den Aufbau von sieben neuen Instituten und Einrichtungen für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), vorbehaltlich der finalen Entscheidung des Deutschen Bundestages zum Haushaltsgesetz 2019, freigegeben.
"Dieser Beschluss des Haushaltsauschusses ist der wiederholte Vertrauensbeweis des Bundes und der Länder in das DLR, seine Leistungen und Kompetenzen in Wissenschaft und Technologie für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland. Ich bedanke mich beim Bundeswirtschaftsministerium, den Ländern und den Abgeordneten des Deutschen Bundestages für die Unterstützung", sagt Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR. "Die neuen Institute und Einrichtungen ermöglichen es uns, die Ausrichtung aller DLR-Forschungsbereiche auf die großen zukünftigen Herausforderungen wie die Quantentechnologie, die Energiewende, das Weltraumwetter, die Sicherheit von Infrastrukturen sowie unbemannte Luftfahrt auszurichten."
Die neuen Institute und Einrichtungen werden gemeinsam mit den Ländern aufgebaut und entsprechend ihrer wissenschaftlichen Ausrichtung in die lokalen und regionalen Forschungsnetzwerke und Unternehmen an den Standorten eingebunden. Der Bund und die Länder sehen die Institutsgründungen nicht nur unter forschungspolitischen und volkswirtschaftlichen Aspekten, sondern auch als ein Instrument aktiver Regional- und Strukturpolitik. An DLR-Standorten entstehen herausragende Innovationscluster mit Startups, und zudem bietet sich mittelständischen Betrieben ein hohes Maß an Wertschöpfung in der Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Einrichtungen.
DLR-Institut für Quantentechnologie
Das DLR-Institut für Quantentechnologie in Ulm wird neue, für Weltraumanwendungen relevante Bereiche der Quantentechnologie erschließen und die nächste Generation von Präzisionsinstrumenten in der Raumfahrt in enger Kooperation mit der Industrie bis hin zur Prototypenreife entwickeln. Damit soll auch Deutschlands Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb gesichert werden. Das Institut beschäftigt sich mit robusten, anwendbaren Technologien aus der aktuellen Quantenwissenschaft und entwickelt Schlüsseltechnologien für den Einsatz im Weltraum.
DLR-Institut für Satellitengeodäsie und Inertialsensorik
Mit der Gründung des Instituts für Satellitengeodäsie und Inertialsensorik in Hannover baut das DLR Kompetenzen im Bereich anwendungsorientierter Sensorik für neuartige Satellitenmissionen (z.B. im Bereich der Gravitationsphysik im Weltraum) auf. Das Institut setzt sich zum Ziel, neuartige Inertialsensoren auf Basis quantentechnologischer Verfahren technisch zu verwirklichen sowie vielversprechende quantenoptische Methoden für den Einsatz im Weltraum technologisch umzusetzen.
Galileo-Kompetenzzentrum
Ziel des am Standort Oberpfaffenhofen geplanten Galileo Competence Center ist es, neue Konzepte und Technologien für aktuelle und zukünftige Generationen von Navigationssatelliten zu entwickeln. Die Entwicklung, Implementierung und der Betrieb prototypischer präoperationeller neuer Dienste soll dazu beitragen, den Weg von Galileo in neue Anwendungen zu ebnen. Dies reicht von global kurzfristig verfügbaren hochpräzisen Ortsbestimmungen bis hin zu Anwendungen in der Steuerung autonomer oder automatischer Systeme, die hohe Anforderungen an Robustheit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit stellen. Eine Grundlage dieser neuen Anwendungen ist auch die zielgerichtete Weiterentwicklung des Systems Galileo.
Institut für CO2-arme Industrieprozesse
Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien für eine emissionsarme Energieversorgung wird der Braunkohleabbau nach und nach eingestellt. Um gleichzeitig vorhandene Investitionen weiter zu nutzen und Arbeitsplätze zu erhalten, verfolgt das DLR einen Ansatz zur Umrüstung von Kohlekraftwerken zu Speicherkraftwerken. Mit einem neuen DLR-Institut für CO2-arme Industrieprozesse mit Standorten in der Lausitz-Region in Cottbus und Görlitz unterstützt das DLR diesen Prozess in einem auslaufenden Braunkohlerevier vor Ort aktiv. Gleichzeitig ergänzt das DLR sein Portfolio und insbesondere seine Arbeiten zu thermischen Energiespeichern um Forschungen zur Umwandlung von Strom in Wärme im Großmaßstab.
DLR-Institut für Weltraumwetter
Die komplexe Überwachung des Weltraumwetters in seiner Erscheinungsvielfalt und seinen Auswirkungen, beispielsweise in der Satellitentechnologie, der Luftfahrt, der Telekommunikation und Navigation ist eine wichtige nationale Aufgabe. Dafür wird am DLR-Standort Neustrelitz auf Basis bestehender Strukturen ein neues Institut aufgebaut. Erstmalig wird so die Entwicklung eines Weltraumwetterdienstes ermöglicht. Das Institut für Weltraumwetter bildet die Schnittstelle zu relevanten Nutzergruppen und liefert Warnungen an gefährdete Infrastrukturen.
Institut für den Schutz terrestrischer Infrastruktur
Die Gründung des Instituts für den Schutz terrestrischer Infrastruktur im Raum Bonn/Rhein-Sieg ist ein weiterer Schritt in der konsequenten Umsetzung der DLR-Strategie 2030, die den Ausbau und die Stärkung des DLR-Querschnittsbereichs Sicherheitsforschung vorsieht. Das Institut setzt sich zum Ziel, umfassende und nachhaltige Schutz- und Sicherheitskonzepte zu erarbeiten sowie damit einhergehende Technologien zu entwickeln. Diese werden sowohl die physische als auch die digitale Härtung von aktuellen und zukünftigen kritischen Infrastrukturen und Systemen wie autonome Mobilität und Verkehrssteuerung gewährleisten.
Nationales Erprobungszentrum für unbemannte Luftfahrzeuge
Bei Entwicklung und Test sowie Bau und Betrieb von unbemannten Luftfahrtsystemen sehen sich Wissenschaft und Wirtschaft mit neuen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere unter den Aspekten einer zukünftigen Urban Air Mobility. Für die Zertifizierung eines sicheren Betriebs dieser unbemannten Luftfahrtsysteme ist es zwingend erforderlich, den realen Anwendungsfall in einer kontrollierten Umgebung umfassend zu erproben. Mit dem Aufbau eines nationalen Erprobungszentrums für unbemannte Luftfahrt am Flugplatz Cochstedt in Sachsen-Anhalt - das in dieser Form europaweit einmalig ist - soll ein engmaschiges und hochinnovatives Forschungsnetzwerk etabliert werden.
(red / DLR)