Der Zwischenfall ereignete sich am 12. Dezember auf dem Brussels Airlines-Flug SN465 von Belgien via Kigali nach Entebbe (Uganda). "Etwa eine Stunde vor der Landung in Kigali, Ruanda, wurde ich informiert, dass eine Passagierin meine Hilfe benötigt", schildert der Wiener Mediziner Dr. Dieter Volc, der sich zufällig an Bord befand. Da Volc sich bereits beim Einsteigen als "Doc on Board"-Arzt ausgewiesen hatte, konnte er vom Flugpersonal diskret und direkt angesprochen werden.
Im hinteren Drittel der Maschine fand der Notfallprofi schließlich eine 32-jährige Patientin vor. Die in London lebende gebürtige Afrikanerin, selbst Krankenschwester, war mit ihrem Gatten und dem zweijährigen Sohn in die Ferien unterwegs. Nun klagte sie über einen akut verschlechterten Gesundheitszustand. "Sie zitterte am ganzen Körper", erinnert sich Volc im Gespräch mit Austrian Wings. Die Blutdruckmessung ergab weit überhöhte Werte, auch die Herzfrequenz war doppelt so hoch wie üblich. Der "Doc on Board"-Arzt setzte nach einer gründlichen Untersuchung sofort blutdrucksenkende Medikamente ein. Kurze Zeit später landete der A330 planmäßig in Kigali, der Hauptstadt Ruandas.
"Die Aufenthaltszeit dort betrug planmäßig eine Stunde", erklärt Volc. Von Bord gehen wollte die Patientin jedoch nach Möglichkeit nicht, da ihr viel daran lag, ihre Familie in Uganda besuchen zu können. Nicht zuletzt durch seine umfassende Ausbildung rund um das Vorgehen bei flugmedizinischen Notfällen konnte der Arzt, der selbst seit einiger Zeit auch Vortragender bei "Doc on Board" ist, die Entscheidung treffen, die Frau ohne Risiko auch auf dem 35-minütigen Weiterflug zur Zieldestination Entebbe zu betreuen. Bedingt durch einen nochmaligen Blutdruckanstieg musste der Mediziner abermals medikamentös eingreifen, ließ einen Rollstuhl am Gate in Kigali organisieren. Der Rettungsdienst brachte die Patientin schließlich zur weiteren Abklärung ins Krankenhaus.
Notfälle an Bord von Flugzeugen stellen selbst erfahrene Mediziner regelmäßig vor Herausforderungen. Neben rechtlichen Unsicherheiten spielt vor allem die Frage nach vorhandenen diagnostischen und therapeutischen Optionen eine große Rolle. "Doc on Board" bildet Ärzte und medizinisches Fachpersonal in mehrtägigen Seminaren und unter realistischen Bedingungen umfassend für diesen Fall der Fälle aus.
Angst vor der Hilfeleistung sei daher völlig unbegründet, heißt es von Doc on Board. "Im Mittelpunkt steht das Üben, so dass strukturierte Abläufe und Handgriffe im Ernstfall routiniert abrufbar sind." Auch rechtliche Aspekte werden geklärt: "Viele Unsicherheiten, was man denn nun als als Mediziner unter welchen Umständen darf oder nicht, können wir im Handumdrehen klären." Geschulte "Docs on Board" brauchen somit keine Angst davor haben, im Notfall helfend einzugreifen. Zudem sind sie nach ihrer Teilnahme durch eine weltweit gültige Versicherung umfassend für alle Eventualitäten geschützt.
Für Airlines bedeutet die Anwesenheit eines fachkundigen Mediziners große Hilfe. Neben einer raschen Versorgung des Patienten können in vielen Fällen außerplanmäßige Zwischenlandungen sogar vermieden werden, wenn die Betreuung des betreffenden Passagiers durch einen Arzt sichergestellt bleibt. Auch die Brussels-Crew zeigte sich nach Dr. Volcs Einsatz dankbar: "Wir wünschen uns auf jedem Flug einen 'Doc on Board'!", wurde der Wiener Arzt beim Aussteigen verabschiedet.
(red)