Der zivile und auch militärische Flugverkehr wurde in Wien seit Anfang des 20. Jahrhunderts über den Flugplatz Aspern abgewickelt. An der Stelle des heutigen Flughafens Schwechat befanden sich bis 1938 nur Wiesen und Felder, auf denen sich Fuchs und Hase sprichwörtlich gute Nacht sagten. Doch nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 sollte sich dies ändern, allerdings nicht aus friedlichen, sondern aus rein militärischen Absichten.
Der Spatenstich erfolgte am 14. Mai 1938 durch den damaligen Reichsluftfahrtminister Hermann Göring (ein ehemaliger Jagdflieger des ersten Weltkrieges, 1946 als Kriegsverbrecher verurteilt) auf dem "Heidfeld", zwischen Schwechat und Fischamend gelegen. Die Bauarbeiten des Luftwaffenstützpunktes Schwechat-Ost / Heidfeld leitete Christoph Miller. Errichtet wurden zunächst fünf Hallen, eine Flugzeugwerft, mehrere Mannschaftsgebäude sowie eine Großgarage.
Erster großer Nutzer war die Jagdfliegerschule 5 (JFS 5), in der erfahrene Veteranen des Ersten Weltkrieges beziehungsweise Piloten, die im spanischen Bürgerkrieg bei der Legion Condor Kampferfahrungen gesammelt hatten, den fliegerischen Nachwuchs der deutschen Luftwaffe ausbildeten. Mehrere bekannte Namen tauchen in diesem Zusammenhang immer wieder auf: Julius Arigi als Ausbilder und Walter Nowotny sowie Hans-Joachim Marseille, der "Stern von Afrika" als Flugschüler. Doch der größte Teil jener jungen Männer, die hier aus Begeisterung für die Luftfahrt das Fliegerhandwerk erlernten, bleibt bis heute unbekannt. Die meisten von ihnen fielen später an den Fronten und bezahlten ihren Traum vom Fliegen mit dem Leben. Unfälle ereigneten sich auch häufig während der Ausbildung, einer von ihnen war Hans Rüdiger Treher, der aus bis heute ungeklärter Ursache auf einem Trainingsflug in Fischamend abstürzte und dort seine letzte Ruhestätte fand.
Ergänzend zum Ausbildungsbetrieb waren hier auch aktive Kampfeinheiten stationiert, wie etwa die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 51 sowie Teile des Kampfgeschwaders 51. Vier Jahre nach Betriebsaufnahme, 1942, übersiedelten Teile des Heinkel-Konstruktionsbüros auf den Fliegerhorst Schwechat, und die Piste 12/30 (heute 11/29) wurde mit einer Länge von 1.500 Metern errichtet. Ab Dezember 1944 waren auf dem Areal auch Häftlinge aus Konzentrationslagern untergebracht, die in den Heinkel-Werken und in anderen Fabriken Zwangsarbeit leisten mussten. Aufgrund der immer intensiveren Nutzung des Areals wurden schließlich auch ein Kompensierplatz sowie eine Einschussanlage für die Bordkanonen der Jagdmaschinen errichtet.
Mit der Befreiung Österreichs 1945 wurde der einstige Fliegerhorst von den Briten als Royal Air Force Station Vienna genutzt, ab 1946 nahm British Europen Airways den Linienverkehr auf. Die Briten teilten sich die Nutzung mit den Franzosen, während die US-Amerikaner den Fliegerhorst Tulln bei Langenlebarn und die Sowjets Aspern nutzten.
Als der Abzug der Besatzungstruppen Anfang der 1950er Jahre absehbar wurde, übergaben die Briten den Flugplatz an die junge zweite Republik Österreich. Am 11. Dezember 1953 erfolgte die Gründung der Wiener Flughafenbetriebsgesellschaft (FWB), die am 1. Januar 1954 den Betrieb aufnahm und noch im selben Jahr dafür sorgte, dass das erste Abfertigungsgebäude und der Kontrollturm errichtet wurden.
Von einem kurzen Intermezzo mit den hier stationierten Saab J-29 Tunnan abgesehen, wurde der Flugplatz Schwechat seither ausschließlich für den zivilen Luftverkehr genutzt. Heute stellt der als Platz mit Grasnarbe gegründete einstige Fliegerhorst Österreichs ein "Tor zur Welt" dar. Und wer genau hinsieht, kann sogar noch das eine oder andere Gebäude aus der Gründerzeit erblicken. Eine ausführliche Fotoreportage über die zivile Entwicklung des Flughafens Schwechat seit 1954 haben wir bereits zum 60-jährigen Bestehen des Platzes an dieser Stelle veröffentlicht.
Text: HP