Punktlandung

AUA-Stationsschließungen: Auch die Gewerkschaft muss die Realität akzeptieren

Die Strecken ab den Bundesländerflughäfen werden großteils von Q400 bedient; dieser Typ verlässt die Flotte bis 2021 - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Gewerkschaften sind eine wichtige Arbeitnehmervertretung deren Existenzrecht unbestritten ist. Ohne sie hätten wir wohl noch immer Massenquartiere und Arbeiter, die nicht mehr Rechte als Leibeigene genießen. Diesen Verdienst gilt es lobend zu würdigen. Manchmal muss man sich allerdings fragen, in welche Parallelgesellschaft einige Gewerkschafts-Akteure offenbar leben. Ein Kommentar aus gegebenem Anlass.

Die Schließung der Crewbasen auf den österreichischen Bundesländerflughäfen gab der AUA-Vorstand heute im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Rund 200 Mitarbeiter, Piloten und Flugbegleiter, sind davon betroffen. Grundsätzlich bietet die AUA allen Betroffenen an, nach Wien zu wechseln, wohl wissend, dass dies nicht für alle möglich sein wird. Die Reaktion der Gewerkschaft vida ließ nicht lange auf sich warten. In der Manier der einstigen "Arbeiterzeitung" wetterten deren Proponenten in einer APA-OTS-Aussendung wüst gegen das sinngemäß "böse, böse" AUA-Management.

Von einem "Auftrag" zur Schließung der Standorte und zur "Streckenausdünnung" aus Deutschland war da die Rede. Dem AUA-Vorstand wurde da die "Vernichtung (sic!) hochwertiger Arbeitsplätze" in den Bundesländern vorgeworfen, um gleichzeitig eine "Zurücknahme" der beschlossenen Maßnahmen zu fordern. Der Umstand, dass die historisch gewachsene Struktur der Bundesländerstandorte der einstigen Staatsairline (die vom Steuerzahler und der Lufthansa vor etwas mehr als zehn Jahren vor dem Konkurs gerettet werden musste) vom Airline-Vorstand als "teuer und komplex" gesehen wird, erzürnt die Gewerkschafter besonders. Es sei eine "unverschämte Geringschätzung der Leistung der Kollegen aus den Bundesländern", tat die vida kund. In diesem aggressiven und die wirtschaftliche Realität verkennenden Tenor ist die gesamte Presseaussendung abgefasst.

Hard facts
Unbestritten ist, dass ein derartiger Schritt die rund 200 AUA-Mitarbeiter, die teils seit Jahrzehnten für das Unternehmen tätig sind, hart trifft. Niemand möchte als Arbeitnehmer in so einer Situation sein, auch der Verfasser dieser Zeilen nicht. Fakt ist aber ebenso, dass die AUA, man verzeihe die Polemik, kein sozialistischer Staatsbetrieb beziehungsweise kein staatsnaher Betrieb mehr ist (wir erinnern uns: vor der Übernahme durch die Lufthansa war die AUA de facto konkursreif, wie viele tausend Arbeitsplätze im Fall einer Insolvenz verloren gegangen wären, kann man sich unschwer vorstellen) und sich der Vorstand eines privatwirtschaftlich geführten Unternehmens nun einmal nicht nach den sozialromantischen Wunschvorstellungen einer Gewerkschaft richten kann. 

Der größte Teil aller Flüge der Austrian Airlines wird ab Wien durchgeführt, jene aus den Bundesländern, etwa Linz - Düsseldorf - Linz, sind schlichtweg nicht effizient (genug), wenn man sich die Standzeiten der Flugzeuge anschaut. Dass zudem in Altenrhein, einem Flughafen, der seit mehreren Jahren überhaupt nicht mehr von der AUA angeflogen wird, ebenfalls eine Station für fliegendes Personal unterhalten wird, mutet geradezu wie eine Posse an.

Crewbasen in der kaum genutzten Peripherie zu unterhalten ist ein Luxus, den sich die AUA in Zeiten sinkender Flugpreise und steigender Konkurrenz durch Billigfluglinien, deren Personal mitunter zu Bedingungen, die man durchaus als modernes Sklaventum bezeichnen kann, schuften muss, einfach nicht mehr leisten. So nüchtern und emotionslos muss man die Sache betrachten und es stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten das Management hat. Es könnte freilich alles so lassen wie bisher, was wirtschaftlich unsinnig wäre und langfristig womöglich den Gesamterfolg des Unternehmens gefährden würde. Es könnte alternativ einfach alle Piloten und Flugbegleiter in den Bundesländern kündigen - das Recht dazu hätte der Vorstand, wenngleich es menschlich verwerflich wäre.

Doch die AUA zeigt ihre Wertschätzung gegenüber den betroffenen Mitarbeitern, in dem sie genau das NICHT tut. Stattdessen unterbreitet sie den Crews die Möglichkeit nach Wien zu wechseln. Für all jene, die dieses Angebot nicht annehmen können oder wollen, will man in Gesprächen mit dem Betriebsrat Lösungen erreichen. Auch Sozialpakete stehen im Raum, wie man hinter vorgehaltener Hand aus dem AUA-Hauptquartier hört. Härtefälle und Kündigungen will das Management nach Möglichkeit vermeiden.

AUA-CEO Alexis von Hoensbroech und CFO Wolfgang Jani - Foto: Austrian Wings Media Crew

Während die Gewerkschaft also lediglich polemische Presseaussendungen verschickt, wird das AUA-Management seiner Verantwortung gegenüber allen Mitarbeitern gerecht. Vor diesem Hintergrund wundert es kaum, dass sich die Mitgliederzahlen der Gewerkschaften seit Jahren im Sinkflug befinden.

Zudem muss die generelle Frage erlaubt sein, welche Berechtigung Inlandsflüge in einem kleinen Land wie Österreich überhaupt haben. Für Strecken wie Wien - Graz, Wien - Linz, Wien - Klagenfurt oder Wien - Salzburg braucht es bei nüchterner Betrachtung überhaupt keine Flugverbindung. Hier reichen gute Bahnverbindungen allemal aus, wie auch die Entwicklung auf der Verbindung von Wien nach Linz zeigt, die von den ÖBB unter AUA-Flugnummer betätigt wird. Auch diese Wahrheit gilt es einmal auszusprechen, ohne politische oder sozialromantische Scheuklappen. Und wenn es der Gewerkschaft noch so gegen den Strich geht: Sie soll betriebswirtschaftliche Entscheidungen lieber jenen überlassen, die etwas davon verstehen und konstruktiv mit dem AUA-Management an einer Lösung für die betroffenen Crews arbeiten - und dafür sorgen, dass auch die Crews von Billigfliegern endlich zu wirklich guten Rahmenbedingungen arbeiten können.

Text: HP

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.