Austrian Airlines hat den Turnaround nach einer harten Sanierung geschafft und ist heute profitabel, stellt der Vorstand fest. Vor Journalisten sagte Geschäftsführer Alexis von Hoensbroech heute, das Unternehmen sei in den zurückliegenden Jahren "gut geführt" worden. Auch im Jahr 2018 steuert die Fluglinie nach einem starken Passagierwachstum von über einer Million Kunden oder 8,5 Prozent wieder in die Gewinnzone, heißt es. Die starke Nachfrage von Passagieren und der zunehmende Wettbewerb in Wien veranlasst die rot-weiß-rote Fluglinie nun zu einer strategischen Weichenstellung: Die Airbus-Flotte soll bereits in den nächsten drei Jahren von 36 auf 46 Flugzeuge wachsen. Gleichzeitig wird Austrian Airlines ihre 18 Turboprop-Flugzeuge des Typs Bombardier Q400 mit 76 Sitzen ausflotten: In Summe wird das Angebot in Wien dadurch um über zehn Prozent ausgebaut werden, da die Jets der A320-Familie wesentlich größer als die Turboprops sind.
"Wir werden über 200 Millionen Euro in den Ausbau der Kontinental-Flotte investieren und unsere Position in Wien damit deutlich stärken können. Das ist gleichzeitig auch als Kampfansage im schärfer werdenden Wettbewerb in Wien zu verstehen, und wir sind bereit, noch weitere Schritte zu gehen, um unser Drehkreuz zu verteidigen."
CEO Alexis von Hoensbroech
Bereits im April 2019 wird Lufthansa Aviation Training (LAT) mit den Bauarbeiten zur Vergrößerung des Simulator-Trainingscenters am Standort Wien beginnen, um Platz für zwei zusätzliche A320-Flugsimulatoren für Pilotentrainings zur Verfügung zu stellen - Austrian Wings berichtete. Die voraussichtliche Fertigstellung des 20 Mio. Euro teuren Ausbaus ist im ersten Quartal 2020 geplant. Derzeit werden in Wien vier Simulatoren (1 Q400, 1 Embraer E195 und 2 A320) betrieben.
Ausgelöst durch die Ausflottung der Dash will Austrian Airlines den dezentralen Österreich-Deutschland Verkehr im Lufthansa Konzern neu organisieren, da es beispielsweise für Lufthansa wesentlich einfacher ist, aus ihrem (zentralen) Frankfurter Drehkreuz herauszufliegen, als umgekehrt.
"Wir stehen hier bereits in Gesprächen mit unseren Konzernschwestern", so von Hoensbroech. Unter "dezentralem Verkehr" versteht Austrian Airlines alle Flüge, die nicht vom Flughafen Wien starten, so zum Beispiel Salzburg-Frankfurt oder Linz-Düsseldorf. Flüge zwischen Wien und den Bundesländerflughäfen sind davon erstmal unberührt. Die vier Flugzeuge, die im Wet-Lease für die Konzernschwester SWISS in der Schweiz im Einsatz sind werden, wie bereits kommuniziert, zum Ende des Winterflugplans nach Wien überstellt.
Aus für Stationen in den Bundesländern
Im Zusammenhang damit wird Austrian Airlines die derzeit noch in Altenrhein, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz oder Salzburg bestehenden dezentralen Crew-Basen nach Wien verlegen. Die gut 200 Mitarbeiter erhalten das Angebot, nach Wien zu kommen. Betroffen sind, wie der AUA-Vorstand betont, ausschließlich Piloten (ca. 50) und Flugbegleiter (ca. 150), nicht das Bodenpersonal. Durch die Auflösung der Bundesländerbasen werden diverse Flüge, etwa die Linz-Düsseldorf-Verbindung von anderen Airlines - beispielsweise Lufthansa - übernommen.
"Wir sprechen mit dem Betriebsrat über Lösungen für jene Mitarbeiter, die nicht nach Wien wechseln wollen oder können."
CEO Alexis von Hoensbroech
Langstrecke: künftig nur noch ein Muster
Flottenentscheidung, Netzbereinigung und Verlagerung der dezentralen Crew-Basen sind drei wesentliche Themen aus dem 10-Punkte-Programm unter dem Titel #DriveTo25, das der AUA-Vorstand heute der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Im Aufsichtsrat der Austrian Airlines wurde die neue Strategie bereits in der letzten Sitzung Ende November 2018 zustimmend zur Kenntnis genommen. Ein Kernpunkt wird das Langstreckengeschäft sein - von Hoensbroech bekräftigte, dass "auf absehbare Zeit viel Geld für die Fottenerneuerung in die Hand genommen" werden müsse, vorzugsweise sollte hierfür auch nur noch eine einzige Flugzeugtype zum Einsatz kommen. Dazu müsse man jedoch zunächst rentabler werden, bevor die Flotte tatsächlich erneuert werden kann - eine Forderung, auf die der Mutterkonzern Lufthansa bekanntermaßen seit Jahren pocht.
"Wir werden zuerst die Boeing 767 ersetzen, danach die Boeing 777. Bei einer Flottengröße von rund zwölf Maschinen macht ein einziges Muster einfach mehr Sinn."
CEO Alexis von Hoensbroech
"Mit dem Strategieprogramm wollen wir der AUA einen kräftigen Modernisierungsschub geben. Um unsere Investitionsfähigkeit zu steigern, werden wir Komplexität reduzieren und uns zukünftig stärker auf das Kerngeschäft und den Hub-Verkehr in Wien konzentrieren", so CFO Wolfgang Jani zusammen. Modernisiert sollen in diesem Zusammenhang auch zahlreiche papierbasierte Abläufe werden, die künftig auf digitalem Weg erfolgen sollen.
Hinsichtlich der allgemeinen Wettbewerbssituation habe man zwar kurzfristig durch den Wegfall von Air Berlin und ihrer Österreich-Tochter NIKI eine Verbesserung erfahren, doch im Hinblick auf weitere nachrückende Low-Cost-Carrier ist sich die AUA bewusst, dass die Herausforderung durchwegs bestehen bleibt.
(red / OS / HP / Aig / RE)