Reportagen

Leonardo: Ersatz für veraltete Bundesheer-Helikopter

Blick in die Produktionshallen

Im vergangenen September feierten die österreichischen Luftstreitkräfte das 50-jährige Einsatzjubiläum ihres bewährten Arbeitstieres "Alouette III" (wir berichteten). Trotz ihres hohen Alters ist die Alouette noch immer gut in Form und sehr zuverlässig - was nicht zuletzt auf die ausgezeichnete Arbeit der Techniker beim österreichischen Bundesheer zurückzuführen ist. Auch angesichts des heftigen Wintereinbruchs in Süd- und Westösterreich stehen derzeit mehrere Alouette III im Einsatz. Doch auch das bewährteste Arbeitstier darf einmal in Pension gehen, und so sind auch die Tage der Alouette gezählt. Bis spätestens 2023 soll sie aus der Bundesheer-Flotte ausgemustert werden. Derzeit wird aktiv nach einem Nachfolger gesucht. Auch die alternden OH-58 Kiowa-Maschinen müssen auf absehbar ersetzt werden, da auch sie mittlerweile schon mehr als 40 Jahre beim Bundesheer im Einsatz stehen. Bringt ein Blick in den Süden die Lösung? Eine analytische Fotoreportage von Robert Erenstein, Austrian Wings.

Der in Italien ansässige Rüstungs- und Hubschrauberkonzern Leonardo offeriert eine breite Auswahl an Drehflüglern, die weltweit zum Einsatz kommen. Austrian Wings besuchte die Unternehmensstandorte in Vergiate und Venegono sowie das Schulungszentrum in Sesto Calende, nördlich von Mailand.

Leonardo
Der Rüstungskonzern Leonardo vereint bekannte Namen wie Alenia, Aermacchi, Agusta-Westland, OTO Melara, Selex ES, WASS und Finmeccanica. Es ist ein multinationales und globales High-Tech-Unternehmen mit Hauptsitz in Rom und gilt als Big Player in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Verteidigung und Sicherheit. Als Betrieb besteht Leonardo schon seit 1948 und feierte deshalb im vergangenen Jahr offiziell sein 70-jähriges Jubiläum, obwohl einzelne Teile des heutigen Unternehmens bereits 1913 beziehungsweise sogar schon 1907 gegründet wurden. Heute zählt der Konzern weltweit 46.000 Mitarbeiter, die an rund 200 Standorten tätig sind. Neben Hubschraubern, die in vier verschiedenen Ländern produziert werden (Italien, Vereinigtes Königreich, USA und Polen),
werden auch Trainingsflugzeuge, Transport- und Patrouillen-Flugzeuge, Luftfahrt-Strukturkomponenten, Luft- und Raumfahrtsysteme, Land- und Marineelektronik, Verteidigungstechnologie sowie Sicherheits- und Informationssysteme entweder selbst produziert, oder man ist zumindest an deren Herstellung beteiligt. Kooperationsabkommen bestehen etwa mit Boeing, Kawasaki, NH-Industries und Agusta/Westland. Airbus Helicopters verwendet beispielsweise Leonardo-Übertragungssysteme in seinen Hubschraubern.

Macci C205 im Museum des Unternehmens

Katastophenschutzpaket Österreich
Am 22. August 2018 hat die die österreichische Bundesregierung ein sogenanntes Katastrophenschutzpaket beschlossen (Austrian Wings berichtete). Im Rahmen dessen wurde die Anschaffung von 15 Helikoptern für das Bundesheer fixiert - 12 Mehrzweckhubschrauber als Ersatz für die <link fotoreportage-aus-aigen-im-ennstal-50-jahre-alouette-iii-beim-bundesheer _blank>Alouette III und drei Sikorsky Black Hawk.

Alouette III des Bundesheeres

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass ein etwas größeres Mehrzweckmodell als die Alouette III angeschafft werden wird, da zusätzliche Aufgaben vorgesehen sind, einschließlich Verbindung, Aufklärung, Transport und zivile Schutzaufgaben wie Sanitätseinsätze. Wenn andererseits bei Katastrophen Hilfe benötigt wird, erwiesen sich die Typen Black Hawk oder AB 212 fallweise als zu groß oder zu schwer. Zudem soll ein zweiturbiniges Modell für mehr Flugsicherheit sorgen. Such- und Rettungsoperationen werden wie heute weiter durchgeführt, zudem sollte bei dem neuen Muster die Möglichkeit vorhanden sein, leichte Waffensysteme anzubringen.

Es ist allerdings unwahrscheinlich, man tatsächlich mit 12 Neuanschaffungen das Auslangen finden wird. Derzeit hat das Bundesheer mehr als doppelt so viele Alouettes und OH-58 in Betrieb. Früher waren es sogar 40 Stück. Aktuell sind die budgetären Mittel knapp, doch sollen zu einem späteren Zeitpunkt weitere Hubschrauber folgen, was wohl spätestens dann der Fall sein wird, wenn es gilt, auch die Kiowas zu ersetzen. Das Bewertungsteam wird dies berücksichtigen, bevor der Regierung ein endgültiger Vorschlag unterbreitet wird, da der Kauf von Hubschraubern derselben Familie Kosten spart und die Aufwendungen im Betrieb, einschließlich der Besetzung von Personal, Wartung, zukünftigen Upgrades und dergleichen verringert.

OH-58 Kiowa des Bundesheeres - Foto: Markus Dobrozemsky / Austrian Wings Media Crew

Neue Funktionen und weniger Arbeitsaufwand
Obwohl die Alouette (und OH-58) im Laufe der Jahre mit Upgrades und der Einführung neuer Systeme stets verbessert wurden, ist es unbestritten, dass neue Hubschrauber wesentlich fortschrittlicher und technologisch deutlich überlegen sind. Würde man, metaphorisch gesprochen, eine Alouette bewährt mit einem Hammer und Schraubenzieher reparieren, werden bei neueren Hubschraubern oftmals sofort ganze Elemente ausgetauscht, was in der Wartung viel Zeit sparen kann. Aber auch die digitalen Cockpits der neuesten Generation mit vielen automatisierten Systemen und innovativer Vier-Achsen-Autopilot-Assistenz, bei dem ein Hubschrauber an einer bestimmten Stelle automatisch punktgenau schweben kann ("Schwebeautomatik"), reduzieren die Arbeitsbelastung der Piloten drastisch, sodass sie sich noch besser auf andere Aspekte ihrer Einsatztätigkeit konzentrieren können. Der ÖAMTC erwähnte beispielsweise den Vier-Achsen-Autopiloten als eine der wichtigsten Neuerungen seiner neuen Notarzthubschrauber, der die Arbeit der Piloten gerade bei alpinen Taubergungen erheblich erleichtert. Die Hubschrauber von Leonardo kommen ebenfalls ab Werk mit einer solchen Funktion.

Wie bei vielen Herstellern, ähneln sich mittlerweile auch bei Leonardo-Maschinen die Cockpits unterschiedlicher Typen immer mehr. Die Muster AW139, AW169 und AW189 basieren alle auf einer gemeinsamen Design-Philosophie sowie Zertifizierungs- und Sicherheitsstandards. Im Fixed-Wing Segment war es seinerzeit Airbus, wo dieses Konzept mit der A320- und A340-Familie eingeführt wurde. Leonardo wiederum beansprucht für sich, dies bei den Drehflüglern als erstes Unternehmen realisiert zu haben.

AW139M - Foto: Leonardo

Eine weitere nützliche Funktion, speziell im Einsatzbetrieb, ist die 60-minütige Trockenlauffähigkeit. Sollte also tatsächlich einmal ein massiver Ölverlust auftreten, kann der Hubschrauber dennoch weiterfliegen und muss nicht sofort landen. Dies ist zum Beispiel für Luftstreitkräfte ein großes Sicherheitsplus, wenn ein Helikopter unter Beschuss stand – so kann womöglich eine Notlandung auf feindlichem Territorium vermieden werden.

Leonardo mit großer Typenauswahl
Aufgrund von Fusionen, die verschiedene Unternehmen unter das Dach von Leonardo gebracht haben, sowie einer deutlich verstärkten internationalen Zusammenarbeit, bietet das Unternehmen mittlerweile eine große Auswahl an Hubschraubertypen von 1,8 bis 16 Tonnen, einschließlich unbemannter Plattformen, die zu einer stärkeren Standardisierung und damit zu Einsparungen und "Economies of Scale" führen. Eine vollständige Übersicht über die verschiedenen bei Leonardo verfügbaren Hubschraubertypen ist am Ende dieses Artikels zu finden. Die Gesellschaft liefert zwischen 100 und 200 Hubschrauber pro Jahr aus – vielfach Maschinen mit multiplem Verwendungszweck. Weltweit wurden von Leonardo bisher mehr als 5.000 Hubschrauber für 1.400 Kunden produziert. Das Unternehmen verfügt weltweit über 90 Servicecenter, 14 Logistikzentren und 5 Ausbildungsakademien (Sesto Calende in Italien, Yeovil in Großbritannien, Philadelphia, Kuala Lumpur und Swidnik in Polen).

Für Österreich sind der AW109 Trekker und der AW139M von besonderem Interesse, da sie die Anforderungen des von Österreich an mehrere Unternehmen übermittelten Informationsersuchens erfüllen können. Ein ordnungsgemäßes Angebot wird abgegeben, sobald die genauen Anforderungen von österreichischer Seite festgelegt wurden, womit voraussichtlich Anfang 2019 zu rechnen ist. Beide Hubschraubertypen gehören zu Vertretern der neuen Generation, die über eine ähnliche Designphilosophie und dieselben Zertifizierungs- und Sicherheitsstandards verfügen. Im Allgemeinen haben die Modelle von Leonardo viele gleiche Bestandteile installiert und den gleichen Ansatz für Wartung und Schulung. Dies führt zu erheblichen Vorteilen in Bezug auf die betriebliche Effizienz und die Reduzierung der Lebenszykluskosten für die Betreiber.

AW109 Trekker in der Militärversion - Foto: Leonardo
Die Farb- und Stoffauswahl bei der Innenausstattung der Kabine ist vielfältig

Leonardo betont zudem, dass mit Österreich eine langjährige Beziehung besteht. Im Laufe der Jahre wurden mehrere Modelle an das Bundesheer geliefert, und die aktuellen AB 212 (Agusta Bell) wurden nicht nur von ihnen gebaut, sondern vor zwei Jahren auch von Leonardo mit einem Glascockpit modernisiert.

Die AW109 Trekker ist mit zwei 207C-Motoren von Pratt & Whitney (Kanada) ausgestattet, die auch in großen Höhen und bei hohen Temperaturen zuverlässige Leistung bringen sollen. Der Hubschrauber entspricht der sogenannten CS-27-Kategorie (Zertifizierungsspezifikation der EASA). Das Modell wird unter anderem von der US Coast Guard, aber auch in Schweden und Malaysia geflogen. Während Austrian Wings vor Ort war, standen mehrere Versionen dieses Typs auf dem Flugfeld zur Ablieferung bereit. Sie gehen an Streitkräfte und Spezialeinheiten der Polizei mehrerer asiatischer und afrikanischer Länder.

Das Modell verfügt zudem über ein flexibles Kabinendesign und kann daher nicht nur für Truppentransporte, sondern auch für CASEVAC, Such-, Rettungs- und Überwachungsaufgaben eingesetzt werden. Es bietet Platz für 4 voll ausgestattete Scharfschützen oder aber bis zu zwei Patiententragen und medizinisches Personal. Frachthaken für Lasten bis 1.400 Kilo sowie Raketenwerfer und eine Maschinengewehrgondel sind verfügbar. Durch die verstärkten Windschutzscheiben und den crashsicheren Kraftstofftank ist der Hubschrauber für anspruchsvollere Einsätze geeignet.

Austrian Wings sprach mit Testpilot Giuseppe Segreto, der vor der Kulisse einer AW109E Power (einer Version mit Fahrwerk statt Kufen) die hervorragenden Flugeigenschaften dieses Maschinentyps bestätigte.

Technische Daten AW109 Trekker

  • Gesamtlänge: 12,96 m
  • Gesamthöhe (Oberseite der Heckflosse): 3,60 m
  • MTOW: 3.350 kg
  • Leergewicht (Basis-Konfiguration): 1.670 kg
  • AEO Abhebeleistung (5 Minuten): 2x 548 kW
  • AEO Maximale Dauerleistung: 2x 466 kW
  • Geschwindigkeit: max. 160 Knoten / 296 km/h; Maximale Reisegeschwindigkeit 281 km/h
  • Maximale Reichweite / Flugdauer: 833 km / 4h 20min
  • Kapazität von 1 oder 2 Piloten mit 6 oder 7 Passagieren, alternativ 1-2 Piloten mit 1 oder 2 Tragbahren und 2-4 medizinisches Personal
  • Single / Dual Pilot VFR / IFR "low workload" integriertes Glascockpit
  • Synthetic Vision System (SVS), Highway In The Sky (HITS) Darstellung, Moving Map und eingebettetes Helicopter Terrain Avoidance Warning System (HTAWS)
  • Extra breite Schiebetüren
  • Kann mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 Knoten (fast 100 km/h) landen – dies soll vor allem taktischen Spezialeinheiten zu Gute kommen

AW139
Ein weiterer Hubschrauber, der vom Bundesheer besonders mittelfristig in Betracht gezogen werden sollte, da er von vielen Streitkräften und Polizeibehörden weltweit eingesetzt wird, ist der AW139. Bisher wurden fast 1.100 dieses Typs verkauft und damit 2.240.000 Stunden geflogen.

Bell Helicopters mit Sitz in den USA, mit dem Leonardo sehr lange zusammengearbeitet hat, war von Anfang an Partner in diesem Programm. Bell entschied sich jedoch dafür, die Kooperation abzubrechen, da der US-Hersteller keine Zukunft für dieses Gerät sah. Eine Entscheidung, die man in den USA mittlerweile wahrscheinlich bereut, denn derzeit ist die AW139 das erfolgreichste Hubschrauberprogramm von Leonardo.

In ihren acht Kubikmeter großen Innenraum können bis zu 15 Passagiere an Bord genommen werden. Der AW139 ist allwetterflugtauglich und wird deshalb auch häufig für den Offshore-Betrieb (Transportflüge zu Ölbohrplattformen) eingesetzt. Ein vollständiges Eisschutzsystem und die bereits erwähnte 60-minütige Trockenlauffähigkeit machen den AW139 zu einer Plattform, die unter strengen Bedingungen eingesetzt werden kann.

Aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wird dieser Typ von vielen Behörden weltweit geflogen. Vor kurzem haben die USA die AW139 (MH139-Version) als Ersatz für ihre veraltete UH-1N gewählt. Einige andere Benutzer sind etwa: Abu Dhabi, Bulgarien, Zypern, Dubai, Ägypten, Estland, Irland, Italien, Japan, Niederlande, Oman. Aufgrund der größeren Kabine ist dies für zivile Hilfsaufgaben nützlich, beispielsweise bei erneuten Überschwemmungen, wodurch mehr Passagiere gleichzeitig aufgenommen werden können.

Opstacle Proximity LiDAR and other Systems
Eine Funktion, die Piloten (und Passagiere) wirklich zu schätzen wissen, ist das "Opstacle Proximity LiDAR-System“. Es ist ein laserbasiertes Hindernissicherheitssystem, das eine dreidimensionale Kartierung der Umgebung erstellt, um Hindernisberührungen von Haupt- oder Heckrotor zu verhindern, wenn der Hubschrauber in beengten Bereichen und in der Nähe von Hindernissen operiert (z.B. am Hubschrauberlandeplatz oder bei Bergrettungseinsätzen). Einfach erklärt, es funktioniert ähnlich wie bei einem Einparksensor im Auto, der die Entfernung der Rotorblätter von einem Hindernis anzeigen. Tatsächlich wird die LiDAR-Technologie auch zum Steuern und Navigieren in mehreren autonomen Fahrzeugen verwendet, aber auch in der Archäologie, Seismologie, Geologie, Laserführung und vielen anderen Anwendungen.

Der AW139M verfügt über den bereits erwähnten 4-Achsen-Autopiloten. Darüber hinaus können Piloten vorprogrammierte Flugmodus Optionen für den Autopiloten auswählen. Systeme, die den Piloten dabei unterstützen, Arbeitsbelastung und Stress zu reduzieren.

Technische Daten AW139

  • Gesamtlänge: 16,66 m
  • Gesamthöhe: 4,98 m
  • Hauptrotordurchmesser: 13.80 m
  • Maximales Bruttogewicht: 6.800 kg
  • Dienstgipfelhöhe: 20.000 Fuß
  • Abhebungsleistung (5 Minuten): 2x 1.252 kW
  • Maximale Dauerleistung: 2x 1.142 kW
  • Max. Reisegeschwindigkeit 306 Stundenkilometer
  • Maximale Reichweite / Flugdauer: 1.061 km / 5h 13min
  • Kapazität für 1-2 Piloten mit bis zu 15 Passagieren
  • 2-4 Tragbahren mit bis zu 5 Sitzen
  • Single / Dual Pilot VFR / IFR „low workload“ integriertes Glascockpit mit NVG-Funktion
  • Große Schiebetüren
  • Selbstdichtende Kraftstofftanks, Panzerung

Mehr als ein Typ als Alouette (und Kiowa) Ersatz?
Möglicherweise muss eine zukünftige Kombination zweier verschiedener Typen als Ersatz in Betracht gezogen werden, da "Einheitsgröße" aus einsatztaktischen Gründen häufig nicht zutrifft, speziell für militärische Operationen. Gleichzeitig, wenn in der Zukunft eine Reduzierung der derzeitigen Anzahl von vier Hubschraubertypen (Black Hawk, Alouette, Kiowa und AB212) erreicht werden kann, würden dadurch sicherlich Kosten für Ausrüstung, Wartung, Aufrüstung und Personal eingespart. Im Hinblick auf Betriebsgrößeneffekt und Standardisierung ist es natürlich besser, weniger Typen im Einsatz zu haben. Auch staatliche Dienste, wie zum Beispiel die niederländische Polizei, fliegt sechs EC-135 für normale Routinearbeiten und ihre zwei AW139 (eine zusätzliche wird gerade gebaut) für Spezialoperationen. Als Austrian Wings anwesend war, warteten mehrere AW139 darauf, an ihre neuen Militär- und Regierungseigentümer geliefert zu werden, und dies an teilweise sehr exotischen Orten. 

Produktion
Die große, mehr als 300 Meter lange Produktionshalle in Vergiate wurde vor dem zweiten Weltkrieg errichtet. Trotzdem war die Anlage ihrer Zeit mit viel natürlichem Licht weit voraus. Sie wurde im Laufe der Zeit umstrukturiert und beherbergt jetzt eine moderne Produktionslinie für verschiedene Hubschraubertypen.

Full Flight Simulatoren von Leonardo außen ...

Für das Bundesheer wird die Ausstattung neuer Helikopter den militärischen Erfordernissen angepasst. Für den Fall jedoch, dass einmal ein österreicher Bundespräsident dem Beispiel einiger seiner Amtskollegen aus dem Ausland folgen möchte, stehen für die Leonardo-Helikopter auch umfangreiche VIP-Kabinenausstattungen zur Verfügung.

Leonardo Training Center und Kundencampus Sesto Calende
Leonardo hat ein Schulungszentrum mit seinem Kundencampus in Sesto Calende. Es befindet sich auf der anderen Seite der Produktionsstätte und des Flugplatzes von Vergiate und liegt am See, im Süden des berühmten Lago Maggiore. Der Hauptgrund dafür ist, dass dort vor mehr als 100 Jahren hauptsächlich Wasserflugzeuge gebaut wurden. Die Akademie ist nach dem Ingenieur Alessandro Marghetti benannt, der bei vielen technischen Entwicklungen bei Leonardo und seine Vorgänger stand.

Mittlerweile hat sich die Welt, auch auf dem Hubschraubergebiet, dramatisch verändert. Mehr "virtual reality" und weniger fliegen spart nicht nur Geld, es ist auch die Zukunft und eigentlich heute schon Realität. Leonardo's Training Center in Sesto Calende verfügt über mehrere große Simulatoren für die verschiedenen Hubschraubertypen, sowie mehrere computergestützte "Desktop" Trainingsoptionen. Flugstunden in diesen Trainingseinrichtungen werden heutzutage offiziell eineindeutig als offizielle Flugstunden anerkannt und damit jenen im echten Helikopter gleichgesetzt.

... und innen

Aber nicht nur das. Hier werden auch Schulungen für Bodenpersonal, Windenführer, Techniker, Waffenspezialisten usw. organisiert. Alle Schulungen werden intern entwickelt, sodass sie sich den örtlichen Gegebenheiten leichter anpassen können. Für ihre Kunden bieten sie auch Schulungslösungen vor Ort an, einschließlich Schulungsausrüstung und mit lokalen Mitarbeitern, wobei die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern unterstützt wird. Leonardo erwähnte, dass sie langfristige Beziehungen anstreben und lokal Wert schaffen. 

Das Customer Service Center bietet seinen Kunden rund um die Uhr Unterstützung in Bezug auf operatieve Angelegenheiten, Logistik, Materialdienstleistungen, technischen Support, Wartung und weiteren Support. Für diese Art von Unterstützung haben sie weltweit 1.800 Mitarbeiter an 110 Standorten, wobei mehr als 1.000 Kunden ihre Dienstleistungen für mehr als 5.000 Hubschrauber weltweit nutzen. Diese angebotene Service macht mehr als 35% des Gesamtumsatzes des Unternehmens aus.

Software-Updates online über WLAN und Satellit werden derzeit entwickelt, was die Kosten noch weiter senken würde. Dennoch sind Flugsicherheit und vor allem Datensicherheit ein Thema, das volle Aufmerksamkeit erfordert.

Leonardo demonstrierte sein Missionsplanungssystem, das mehreren Kunden zur Verfügung gestellt wird. Es führt automatische Berechnungen durch, z.B. ob für eine Mission ausreichend Kraftstoff zur Verfügung steht (unter Berücksichtigung von Gewicht, Fahrgästen, Entfernung, Wetterbedingungen usw.) und auch als Nachbesprechungsinstrument verwendet werden kann. Es erstellt eine Risikobewertung für jeden Flug (grün - fliegen, orange -, zu überdenken, ob notwendig, rot - Hinweis, nicht zu fliegen).

Anspruchsvolle Aufgabe
Leonardo, der bereits viel Erfahrung mit dem Bundesheer hat, hat viel zu bieten, da sie nicht nur Hubschrauber liefern, sondern auch integrierte (und lokale) Schulungs- und Wartungssysteme anbieten, die auf Kostensenkung und Effizienz abzielen. Das Bewertungsteam für die Empfehlung von (einem) Nachfolgern für die Alouette (und Kiowa in der Zukunft) wird eine herausfordernde Aufgabe haben, die verschiedenen Marken und Optionen zu vergleichen.

Übersicht aller verfügbaren Leonardo Helikoptertypen
Der Vollständigkeit halber folgt eine Zusammenfassung der Auswahl von Hubschraubern von Leonardo produziert:

Klein

  • AW009. Ein kostengünstiger, einmotoriger Einsteiger-Hubschrauber für mehrere Missionen - eine Weiterentwicklung des robusten SW-4 der polnischen Streitkräfte.

Medium

  • Der AW101 ist der größte von Leonardo derzeit gebaute Typ. Es bietet nicht nur eine Plattform für Staatsoberhäupter und VVIP-Betreiber. Es ist mit 3 Motoren ausgestattet und wird daher auch für Such- und Rettungsaufgaben über das Meer eingesetzt. Es wird von den Streitkräften von Algerien, Kanada, Dänemark, Indonesien, Italien, Japan, Nigeria, Norwegen, Portugal, Saudi-Arabien, Turkmenistan und dem Vereinigten Königreich eingesetzt.
  • Der AW109 Trekker ist der leichte zweimotorige Mehrzweckhubschrauber in der 3-Tonnen-Klasse. Er ist einer der Typen, die als Alouette-Ersatz berücksichtigt wird. Es eignet sich für Trainings-, Hilfs- und weitere Operationen. Es handelt sich um eine vollständig überarbeitete und aktualisierte Variante der A109, die 1971 zum ersten Mal geflogen wurde und von vielen Streitkräften auf der ganzen Welt eingesetzt wird (einschließlich Belgien, das regelmäßig auf verschiedenen Flugshows zu Gast ist). Im Gegensatz zu anderen Modellen ist es mit Kufen ausgestattet und für den Betrieb mit einem Piloten ausgelegt (jedoch über Doppelsteuerung). Neben dem Trekker verfügt Leonardo über mehrere AW109-Typen (mit Fahrwerk und verschiedenen Kabinengrößen).
  • Der AW119Kx Koala ist ein leichter einmotoriger Hubschrauber für eine Vielzahl von Missionen, der auf A109 basiert, dann aber einmotorig ist. Portugal hat sie kürzlich bestellt, um ihre Alouette 3 zu ersetzen.
  • Der AW139 und seine militärische Variante, der AW139M, ist ein zweimotoriger Zwischenmodel-Hubschrauber der neuesten Generation für den Einsatz in Multi-Mission-Anwendungen. Er wird nicht nur von vielen Streitkräften weltweit eingesetzt, sondern auch von der Küstenwache, der Polizei und der Feuerwehr in vielen Ländern, darunter Schweden, den Niederlanden, Großbritannien und den USA. Er wird in den USA von Boeing / Leonardo vermarktet und die MH139-Version wurde kürzlich als Ersatz für UH-1N der US Streitkräfte ausgewählt.
  • Der AW149 ist der brandneue Militärhubschrauber der mittleren Kategorie, der vielseitige Einsatzmöglichkeiten auf dem Schlachtfeld bietet. Er wird bei der Royal Thai Army verwendet. Es ist eine vergrößerte Version der AW139.
  • Der AW159 Wildcat, basierend auf dem Lynx (das von vielen Marine weltweit eingesetzt wurde), ist der neueste Generation von Mehrzweckhubschrauber, der für den Einsatz in rauen maritimen Umgebungen unter Bedingungen mit hoher See und Deckbewegungen entwickelt wurde.
  • Die AW169M ist die militärische Variante der zweimotorige und 4,6 Tonnen schwere AW169. Es wird bei staatlichen und zivilen Operationen einschließlich Polizei, Offshore- und Küstenwache eingesetzt.
  • Der AW189 ist der neueste 8,3 Tonnen schwere zweimotorige Hubschrauber der neuesten Generation. Es ist eine zivile Version der AW149.
  • Der NH90 ist ein mehrzweck Militärhubschrauber, der aus NATO-anforderungen entwickelt wurde. Er ist das Ergebnis eines umfangreichen europäischen Kooperationsprogramms. Er wird von Airbus Helicopters produziert mit France für 31,25% (Motoren, Rotoren, elektrische Elemente, Flugsteuerung und die wichtigsten Avioniksysteme), Airbus Helicopters Deutschland für 31,25% (Vorwärts- und Mittelrumpf, Kraftstoffsystem, Kommunikations- und Avioniksteuerungssysteme). Fokker Niederlande für 5,5% (Heckstruktur, Türen, Sponsons, Fahrwerk und Zwischengetriebe) und AgustaWestland (Leonardo) 32% (hinterer Rumpf, Hauptgetriebe, Hydrauliksystem, automatische Flugsteuerungs- und Anlagenmanagementsysteme, Kraftwerk und das NFH-Missionssystem). Er wurde bereits bei mehreren NATO-Staaten und anderen Ländern eingesetzt.

Groß / Schwer

  • Der ICH-47F ist die Lizenzentwicklung des weltberühmten Chinook-Hubschraubers.

Kampfhubschrauber

  • Der A/T129 Mangusta, ist ein Allwetterkampfhubschrauber in Dienst in Italien und in der Türkei. Eine neue Version, die AW249, befindet sich derzeit in der Entwicklung.
  • Der Apache AH Mk.1 wurde aus dem US-amerikanischen Apache AH-64D entwickelt, der in Lizenz von der Helicopter Division von Boeing für die britische Armee gebaut wurde.

Exotisch, der Tiltrotor
Der AW609 TiltRotor,
der auf Erfahrungen mit der experimentellen Bell XV-15 zurückgreifen konnte, vereint die Vorteile eines Hubschraubers und eines Starrflügelflugzeugs in einem Luftfahrzeug. Der BA609 richtet sich an die Zivilluftfahrt, insbesondere an VIP-Kunden und Offshore Öl- und Gasbetreiber. Es kann jedoch auch von Spezialeinheiten als kleine Alternative für das MV-22 gewertet werden, das bei den US-Streitkräften verwendet wird.

Text: Robert Erenstein
Fotos: Robert Erenstein (sofern nicht anders angegeben)