Reportagen

WEF 2019: Businessjet Eldorado PEOPLES Airport

Das Peoples Team rund um Marketing-Chefin Stefanie Rüesch (links) betreute unseren Autor sowie zahlreiche weitere Luftfahrtbegeisterte (siehe Bildhintergrund) - alle Fotos: Martin Dichler

Alle Jahre wieder vollführt sich in der dritten Jänner Woche am Peoples Airport St.Gallen-Altenrhein das selbe Schauspiel. Der ansonsten eher beschauliche Schweizer Regionalairport verwandelt sich anlässlich des im nahen Davos stattfindenden WEF World Economic Forums, zu einem Eldorado für Businessjets. Für Austrian Wings war Martin Dichler am ersten Tag der WEF-Woche vor Ort und durfte das geschäftige Treiben auf dem Flugplatz beobachten.

Bereits seit dem Jahr 1987 veranstalten die Organisatoren im kleinen schweizerischen Bergdorf Davos, dass jährliche Weltwirtschaftsforum. Die aktuelle politische Lage im Heimatland so mancher großer Staatsoberhäupter hat in diesem Jahr jedoch dazu geführt, dass der amerikanische Präsident Donald Trump, die englische Premierministerin Theresa May und der französische Staatschef Emmanuel Macron ihren Besuch am WEF kurzfristig abgesagt haben.

Die WEF Konferenz stand heuer unter dem Motto "Globalization 4.0" und trotz der Absage der hohen Politprominenz, nahmen zahlreiche wichtige Politiker, Präsidenten und Vertreter von Global agierenden Unternehmen wie der Microsoft Gründer Bill Gates, Facebook Chefin Sherly Sandberg oder Apple Boss Tim Cook an der Veranstaltung teil. Auch der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz nahm sich Zeit für einen kurzen Besuch, während das heimische Bundesheer auf Ansuchen der Schweiz, den Luftraum verstärkt kontrollierte. Mehr als 1.100 Soldaten aus Salzburg und Vorarlberg standen mit 23 Luftfahrzeugen während der WEF Woche unterstützend im Einsatz und kontrollierten das Flugbeschränkungsgebiet nahe der österreichischen Grenze.

Während die meisten geladenen Staatsgäste über den Flughafen Zürich anreisen, nutzten die bis zu 1.700 Top Manager für ihre standesgemäße Anreise mit ihren Privatjets gerne auch die kleineren Flughäfen von Lugano, St. Moritz oder Altenrhein. Gerade dem Peoples Airport St.Gallen-Altenrhein, der seit dem Jahr 2010 im Besitz des Vorarlberger Selfmade Millionärs Markus Kopf steht, kommt hier durch seine Nähe zum Veranstaltungsort (117 Kilometer Entfernung) eine besondere Rolle zu. Während sich der Flugbetrieb an einer normalen Jänner-Woche auf die Abfertigung der mehrmals täglich nach Wien verkehrenden Embraer 170 der Peoples Airline konzentriert, finden alljährlich während der WEF Woche (22. - 25.Jänner) durchschnittlich 370 Flugbewegungen statt.

Wie man anlässlich eines Presserundganges erkennen konnte, ist das ganze Peoples Team sichtlich stolz auf das geschäftige Treiben am Flughafen. Die Mitarbeiter des Peoples Airport bleiben trotz anhaltenden Stress, dem Slogan "By People, for People" treu, denn jedem ist klar, dass in der wichtigsten Woche des Jahres 10 Prozent des Jahresumsatzes erwirtschaftet werden. Darüber freut sich auch Flughafenbetriebsleiter Michael Felder: "Jeder hilft jedem. Das macht die Arbeit effizient, angenehm und erfolgreich."

Bereits im November beginnen die ersten Planungen für den großen Event mit dem Organisationskomitee in Davos. Während sich die 60 Flughafenmitarbeiter im Schichtdienst um die ankommenden und abfliegenden VIP's und deren Businessjets kümmern, werden bereits im Vorfeld der Ankünfte, Details wie Transfers oder der Personenschutz der Besucher abgeklärt.

Der Peoples Flughafen St.Gallen-Altenrhein unterliegt im täglichen Flugbetrieb sehr starken Einschränkungen. So sind die normalen Betriebszeiten des Flughafens von Montag bis Freitag auf die Zeiten von 06:30 bis 12:00 Uhr und 13:30 bis 21:00 Uhr beschränkt. Um den Flugverkehr in geordneten Bahnen abwickeln zu können, dürfen maximal sechs Landungen pro Stunde stattfinden.

Einige der ankommenden Gästen ersparen sich in weiterer Folge die umständliche Anreise per Pkw ins staugeplagte Davos und greifen auf die Dienstleistungen so mancher Schweizer Helikopter Flugunternehmen zurück, die einen schnellen Shuttle Service nach Davos anbieten. Um die starke Nachfrage nach Helikopter-Flügen abwickeln zu können, wird jedes Jahr ein provisorischer Helikopter Landeplatz in dem Bergdorf eingerichtet, der von der Polizei und dem Schweizer Militär streng abgeriegelt und bewacht wird. So konnte man auch heuer wieder am Peoples Flughafen die gleichen Szenen beobachten. Kurz vor der oder nach der Landung eines der vielen Businessjets hebt ein Hubschrauber für den knapp 30-minütigen Flug nach Davos mit ein oder mehreren Fluggästen ab, während das Gepäck und mitfliegendes Personal mit dem Pkw nachkommt. Ein erträgliches Geschäft für die Schweizer Flugunternehmen, so hoben während des ersten WEF-Tages gleich mehrmals täglich ein Mountain Flyer Helikopter AW 109 SW sowie ein Heli Alpin EC 130 vom Peoples Airport in Richtung Davos ab.

Das WEF hat sich im Laufe der Zeit zu einem eigenen Geschäftszweig entwickelt von dem nicht nur die 11.000 Einwohner von Davos profitieren. Während der Veranstaltung werden Zimmerpreise für eine Übernachtung im idyllischen Bergdorf um sagenhafte 2.500,00 CHF angeboten, während die Business-Fliegerei an der großen Nachfrage an Business-Flügen mit partizipiert. So bietet der Business Jet Broker privatefly.com auf seiner Seite für die Anreise nach Davos, einen viersitzigen Citation Mustang Jet für einen Flug zwischen London und St.Moritz um preisgünstige € 10.400,00 an. Wer lieber auf einen schnelleren Citation XLS mit acht Sitzplätzen zurück greifen möchte, muss für einen Flug zwischen London und Zürich mit Kosten in der Höhe von € 13.800,00 rechnen. "Business as usual" in der Welt der Reichen und Schönen!

Leider mussten die verantwortlichen Operation Manager des Flughafens heuer eine Vielzahl an kurzfristigen Absagen und Verschiebungen verzeichnen, wie man im Rahmen des Presserundganges auch erkennen konnte. Waren im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit eine Vielzahl der Abstellflächen abseits des Vorfeldes bereits ausgebucht, so wurden in den frühen Vormittagsstunden des ersten WEF-Tages nur eine Handvoll Jets am Flughafen gesichtet. Darunter ein Global Express XSR der amerikanischen International Jet Management oder ein Dassault Falcon 7X der Skypark Flightcentre. Erst im Laufe des Tages stieg die Zahl der Landungen kontinuierlich auf den maximalen Wert von sechs Landungen pro Stunde an. Bis Mitte der WEF-Woche wurden an die 100 Flugbewegungen weniger als noch im Jahr zuvor verzeichnet. Viele der Landungen wurden aber einfach an andere Flugtage verlegt, was für die Mitarbeiter der Peoples Group kein Problem darstellt, den in der Welt der Business-Fliegerei ist immer Flexibilität gefragt.

Während die Passagiere den Peoples Flughafen St.Gallen-Altenrhein nach ihrer Landung zumeist sehr schnell verlassen, stehen den vielen Businessjets die länger bleiben wollen seit Dezember des vergangenen Jahres, ein neu gebauter Hangar mit einer Fläche von 5500 m2 zur Verfügung. Mit seinen gewaltigen Ausmaßen bietet der Hangar Platz für bis zu vier Bombardier Global Express Businessjets. Für den Peoples Group Finanzvorstand Thomas Mary ist der Bau des neuen Hangars eine weitere Einnahmequelle, den Hangar-Flächen sind Mangelware in der Schweiz, so Mary.

Auch in anderen Bereichen des Flughafens überlegt man weitere Investitionen. So plant man derzeit den Bau einer Garage, denn Parkplätze für die zunehmende Zahl an Fluggästen sind bislang nur sehr beschränkt vorhanden. Nachdem sich auch das Geschäft der Peoples Airline, die mit zwei Embraer 170 mit jeweils 76 Sitzplätzen sowohl Linien- als auch verstärkt Charter-Flüge in Kooperation mit örtlichen Reiseveranstaltern anbietet, im vergangenen Jahr stark ausgeweitet hat (33.000 Charter-Fluggäste zu 11 Destinationen), ist es nur logisch weitere Einnahmequellen für die Peoples Group zu akquirieren.

Wer während der WEF-Woche einen genauen Blick in das Flughafenrestaurant Cockpit wirft, wird vielleicht auch den Vorarlberger Flughafeneigentümer Markus Kopf antreffen, für dem seine Peoples Group und die vielen Mitarbeiter seines Unternehmens zu einer zweiten Familie geworden sind. Mit einem Augenzwinkern verrät er auch gerne, wie stolz er auf seine Mitarbeiter gerade in der WEF-Woche ist.

Weitere Fotoimpressionen:

Auch für das Bodenpersonal bedeutete das WEF viel Arbeit, die souverän bewältigt wurde
Hangar- und Vorfeldplätze waren rar ...
Global 6000 mit US-Registrierung
Challenger 300 mit britischer Zulassung
Schweizer Phenom 300
Ununterbrochen starteten und landeten Helikopter-Luftaxis
Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner mit Peoples CEO Markus Kopf und einer Flugbegleiterin
Ankunft von David Cameron

Text & Fotos: Martin Dichler