Traditionell eng sind die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Israel. Dieser Umstand spiegelt sich auch seit Jahrzehnten bei der Flottenpolitik des israelischen Flagcarriers EL AL wieder. Ausschließlich Flugzeuge aus US-Produktion sind dort zu finden. Noch Anfang der 1980er Jahre nutzte EL AL die Boeing 707 intensiv, sah sich allerdings bereits nach einem Ersatz für den betagten Vierstrahler um. Fündig wurde die Airline wiederum bei Boeing, in Gestalt der Boeing 757 (ausgeflottet 2013) und der Boeing 767. Beide Maschinen konnten mit einem Typerating geflogen werden, da das Cockpitlayout weitgehend identisch ist.
Die erste 767 von EL AL gehörte zur Baureihe -200, trug das Kennzeichen 4X-EAA und hob im Jahr 1983 ab.
Am 26. März 1984 schrieb EL AL Luftfahrtgeschichte, als sie mit einer 767-200ER, der 4X-EAC, im Rahmen der Übernahme der Maschine von Boeing die Verbindung Montreal - Tel Aviv mit Passagieren an Bord nonstop bediente und damit den ersten Transatlantik-Linienflug mit einem zweistrahligen Flugzeug durchführte. Bis dahin hatten aus Sicherheitsgründen nur Dreistrahler (DC-10, Lockheed Tristar) oder Vierstrahler (etwa Boeing 707, DC-8, Boeing 747) derartige Flüge operiert.
Vier Tage später, am 30. März 1984, führte EL AL mit exakt dieser Maschine dann den ersten regulären Linienflug ab Tel Aviv durch - und der führte in die österreichische Hauptstadt Wien. Für die heimischen Spotter war der Besuch einer 767 von EL AL auch in den folgenden Jahren jedes Mal eine besondere Freude, denn regulär setzt die Airline lediglich Boeing 737 (und manchmal 757) nach Wien ein. 2014 konnte Austrian Wings einen wohl einzigartigen Blick hinter die Kulissen bei der Abfertigung einer EL AL Maschine werfen.
Im Jahr 1991 absolvierte EL AL im Rahmen der Operation Salomon Evakuierungsflüge für äthiopische Juden - auch hier war die 767 als Arbeitstier neben ihrer Schwester, der kleineren 757, federführend mit dabei.
Während dieser Evakuierunsaktion stellte EL AL mit einer ebenfalls eingesetzten Boeing 747-200 sogar einen Weltrekord auf, als sie 1.135 Juden während eines einzigen Fluges nach Israel beförderte. Während der Reise gab es an Bord zwei Geburten, sodass bei der Landung 1.137 Gerettete an Bord waren.
Neben dem Basismodell 767-200 (Tankkapazität rund 63.200 Liter, Reichweite knapp 5.900 Kilometer) beschaffte EL AL auch die 767-200ER (ER steht für Extended Range), die dank zusätzlicher Kraftstofftanks eine Tankkapazität von rund 90.700 Litern aufwies und dadurch bis zu 12.000 Kilometer nonstop zurücklegen konnte. Sie kamen unter anderem auf den Kursen nach Chicago und Torono zum Einsatz. Die erste Maschinen dieses Typs war die bereits erwähnte 4X-EAC. Ab 2003 wurden die 767-200(ER) auch als Regierungsmaschinen für israelische Ministerpräsidenten genutzt.
2004 begann dann die Einflottung des größeren und leistungsstärkeren Modells Boeing 767-300ER, während die 767-200(ER) die Flotte bis zum Jahr 2013 verließen.
Nun, sechs Jahre später, hieß es für die Fans des Twinjets, nun endgültig von diesem Typ Abschied zu nehmen. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass EL AL - anders als die meisten anderen westlichen Betreiber - ihre 767 nicht mit Winglets nachrüstete. Viele Planespotter weltweit freuten sich über diese "originalen" Boeing 767.
Die insgesamt 13 Maschinen des Typs 767 (sechs Maschinen der Baureihe -200, sieben der Baureihe -300ER) von EL AL Israel Airlines waren in ihrem über 36-jährigen Dienst an wichtigen Meilensteinen in der Geschichte des Landes beteiligt. Sie trugen dazu bei, Juden in der Diaspora in Europa, Nordamerika und Asien näher an Israel anzubinden.
Zuletzt war im vergangenen Monat eine EL AL-Maschine des Typs 767 an einem historischen Ereignis beteiligt: Sie brachte den israelischen Premierminister auf einem Sonderflug in die afrikanische Republik Tschad und überquerte dabei zum ersten Mal die Republik Südsudan.
Im Zuge der umfassenden Modernisierung der Flotte führt EL AL Israel Airlines 16 neue Maschinen des Typs Boeing 787 ein, auch bekannt als Dreamliner. Acht davon sind bereits im Einsatz, die restlichen acht werden bis 2020 in Betrieb genommen.
(red HP / LY)