Die JU-AIR revidiert ihre drei historischen JU-52 so umfassend, dass sie technisch gesehen wieder wie neuwertige Flugzeuge in Dienst gestellt werden können. Das teilte die Ju Air heute in einer Aussendung mit. Zahlreiche Teile werden vorsorglich ersetzt und müssen dazu neu hergestellt werden. Der Flugbetrieb der JU-AIR wird deshalb bis Frühling 2021 ausgesetzt. Bereits ausgestellte Gutscheine für Flüge behalten ihre Gültigkeit, heißt es. Indes wächst bei den Ju-Fans die Skepsis, denn noch vor wenigen Monaten hatte Ju Air die Aufnahme des Flugbetriebes für März oder April angekündigt und festgehalten, dass die für Sommer geplanten Flüge ab Wels stattfinden würden. Wenig später folgte dann der Entzug der Betriebserlaubnis für kommerzielle Flüge durch die Schweizer Behörden und sämtliche im Ausland geplanten Flüge mussten abgesagt werden. Danach hieß es, dass man im heurigen Sommer mit einer Maschine abheben werde - auch daraus wird nun nichts.
Die drei historischen JU-52 der Ju Air werden einer kompletten Grundüberholung unterzogen. Dabei werden sämtliche Systeme und Einzelteile der Flugzeuge so geprüft und revidiert, dass sie als sicher für eine bestimmte, erneute Betriebszeit zertifiziert werden können. Die Flugzeuge gelten danach als technisch so gut wie neuwertig, unterstreicht Ju Air.
Zahlreiche tragende Teile an Flügeln, Rumpf, Fahrwerk, Leitwerken und Steuerflächen sowie Teile der Motoren und Treibstoffsysteme werden bei der Überholung vorsorglich durch neue Teile ersetzt. Da neue Teile für die historischen Ju 52 nicht mehr erhältlich sind, müssen sie von dazu zertifizierten Zulieferern in aufwändiger Einzelfertigung neu hergestellt werden. Dies führt dazu, dass die Totalrevision eines Flugzeuges voraussichtlich mehr als 20 Monate dauern wird. Die Ju 52 der Ju Air werden deshalb erst im Frühling 2021 wieder abheben können.
Bisher hatte die Ju Air beabsichtigt, die Totalrevision eines ihrer Flugzeuge erst im Herbst 2019 zu beginnen, um es im kommenden Sommer wieder betreiben zu können. Von diesem Vorhaben nimmt die Ju Air nun Abstand, da der zusätzliche Aufwand für eine provisorische Wiederinbetriebnahme zu groß geworden wäre. Diese Mittel werden nun in die Revision investiert.
Die Totalrevision der Flugzeuge wird derzeit von Ingenieuren der Ju Air zusammen mit externen Fachleuten und Unternehmen detailliert geplant. Das Programm wird dann dem Bundesamt für Zivilluftfahrt zur Prüfung vorgelegt und nach dessen Vorgaben umgesetzt. Details zur Totalrevision können noch keine bekannt gegeben werden. Man werde jedoch zeitgerecht darüber informieren.
"Wir investieren in die Sicherheit und die Zukunft der JU-AIR. Die Totalrevision macht unsere Flugzeuge fit für einen erneuten, langfristigen Betrieb. Zudem wird sie helfen, allfällige Zweifel an der Sicherheit der JU-52 auszuräumen", sagt CEO Kurt Waldmeier. "Natürlich bedauern wir, dass unsere zahlreichen Fans nun zwei Sommer keine Ju 52 am Himmel sehen werden. Die Gutscheine für Rundflüge werden automatisch verlängert und behalten so ihre Gültigkeit."
Die Ju Air ist ein Teil des Vereins der Freunde der Schweizerischen Luftwaffe (VFL), der rund 7.000 Mitglieder zählt. Sie verfügt über eine Flotte von drei historischen Ju 52: Die in Dübendorf stationierten HB-HOP und HB-HOS sind beide 80 Jahre alt. Sie wurden 1939 an die Schweizer Luftwaffe abgeliefert und waren bis im vergangenen November im Flugbetrieb. Die HB-HOY ist ein CASA-Lizenzbau aus dem Jahr 1949. Sie war bis 2016 in der Flotte der Ju Air und wurde seither in Mönchengladbach ausgestellt.
"Die Ju Air hat seit mehr als 30 Jahren finanzielle Rückstellungen für außerordentliche Lagen gebildet. Nun unterstützen uns der Verein und seine Mitglieder, aber auch viele Private ideell und auch finanziell", sagt Kurt Waldmeier. "Ohne diese Unterstützung wären Investitionen in diesem Umfang nicht möglich. Allen unseren Unterstützern gebührt ein herzliches Dankeschön!"
Die Ju Air schreibt in einer Aussendung, dass "nach wie vor unklar" sei, was zum Absturz einer Ju 52 mit 20 Todesopfern am 4. August 2018 geführt. Dabei spricht der Zwischenbericht eine klare Sprache, in dem er technische Ursachen de facto ausschließt, was im Umkehrschluss nur menschliches Versagen zulässt. In Pilotenkreisen wird deshalb bereits seit längerem davon ausgegangen, dass die beiden sehr erfahrenen Piloten mehrere unglückliche Entscheidungen trafen, die sie schlussendlich in die Lage brachten, in dem engen Talkessel eine Umkehrkurve einleiten zu müssen - eine solche war unter den vorherrschenden Umständen allerdings nicht zu schaffen, weshalb es zum Strömungsabriss und zum Abkippen über die linke Tragfläche kam. Aufgrund der geringen Flughöhe über Grund war ein Abfangen des Flugzeuges unmöglich.
(red / Ju Air)