Die Pilotengemeinschaft indes beäugt diesen Prozess mit Argusaugen. Zu viele Fragezeichen sind vorhanden, meinen die Vertreter der fliegenden Zukunft. “Boeing muss Klarheit über das Design und die Philosophie dahinter bringen”, betont Jon Horne, ECA Präsident in einer Presseaussendung. Offenbar gab es nur einen Sensor, der auf ein kritisches System wie das MCAS wirkt. Das macht das System extrem verwundbar. Es gab zu wenig Erfahrung mit diesem Sensor, zu wenig Schulung. Es hätte eine eigene Typen-Einweisung bedurft, das kostet Geld. Die B737 Max ist ein “Wunsch-Flugzeug”, gebaut, um der Nachfrage zu entsprechen: wenig Spritverbrauch, gute Leistung, und jeder Pilot mit einem “normalen” B737 Rating kann auch die MAX fliegen. Wie es scheint, haben die ökonomischen Vorgaben zur Einsparung von Sicherheit mit fatalem Ergebnis geführt, so die Kritik des ECA-Präsidenten.
Gibt es vielleicht noch andere kritische Systeme, von denen wir noch gar nichts wissen? Die Liste von Fragen verlängert sich von Tag zu Tag. Boeing und die FAA müssen volle Transparenz gewähren!
Während des Zulassungsprozesses, teilweise vom Hersteller selbst durchgeführt (“delegated certification”), teilweise von der FAA, war es schwierig, die Übersicht zu bewahren.
Das dringend nötige Vertrauen in die obersten Zivilluftfahrtbehörden haben diese Zulassungsvorgänge bereits beschädigt. Aber wie kann dieses Vertrauen wieder aufgebaut werden, wenn die FAA die Reparatur des MCAS jetzt einfach genehmigt, wo es im Grunde selbst nur eine Lösung für etwas ist, das sonst nicht zertifiziert worden wäre?
Europas Piloten haben mehr Fragen, als Boeing und FAA derzeit Antworten geben. Deshalb vertrauen sie auf EASA und ihren Direktor Patrick Ky. ECA unterstützt die Sichtweise der EASA voll, denn sie fordert klare Voraussetzungen für die Wieder-in-Dienststellung der Boeing 737 Max: jede Design-Änderung muss von EASA geprüft werden und Crews müssen adäquat geschult werden. “Wir wissen, dass EASA großem Druck ausgesetzt ist, aber dem muss sie standhalten und gründlich und unabhängig vorgehen.” sagt Jon Horne, ECA Präsident.
(red / ECA / ACA)