Von 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 schnitten die Sowjets Berlin von der Außenwelt ab. Die Westalliierten versorgten die Bewohner der noch immer stark vom Krieg gezeichneten Stadt daher fast ein Jahr lang aus der Luft. Neben der DC-4 (C-54) kamen vor allem die legendäre DC-3 und ihre militärischen Ableger bei dieser Mission zum Einsatz. Von 10. bis 17. Juni 2019 organisierte der Förderverein Luftbrücke Berlin 70 e.V. eine ebenso einzigartige Veranstaltung und holten 40 flugfähige DC-3 nach Deutschland. Auf der Facebook-Seite der Organisation gibt es zahlreiche beeindruckende Videos von diesem historischen Ereignis.
"Die Helden dieser bislang weltweit einmaligen humanitären Hilfsaktion und Solidarität 1948/49 waren die Flieger und Bodencrews der Rosinenbomber. Von den damals beteiligten Flugzeugen existieren weltweit nur noch wenige Exemplare. Diese werden durch private Liebhaber, Stiftungen, Museen und Vereine mit großem Aufwand flugfähig gehalten. Im Juni 2019 kamen die historischen Rosinenbomber anlässlich des 70. Jubiläums der Luftbrücke zurück – sehr wahrscheinlich zum letzten Mal. Die Maschinen machten sich von den unterschiedlichsten Plätzen der Welt auf den Weg nach Berlin", so die Veranstalter.
An mehreren Standorte in ganz Deutschland gab es Flugvorführungen sowie eine nachgestellte Luftbrücke, denn die Versorgungsoperation bedurfte eines enormen logistischen Aufwandes. Und aufwändig war auch die Gedenkveranstaltung.
Denn mehr als die Hälfte der teilnehmenden Flugzeuge kam aus den USA über den Atlantik nach Deutschland. Das bedeutete für die Crews 40 Stunden reine Flugzeit in wasserdichten Überlebensanzügen - um für den Fall einer Notwasserung gerüstet zu sein - und zahlreiche Zwischenlandungen.
Was nur wenige Menschen wissen: Bei der Luftbrücke 1948/49 waren auch drei französische Lizenzbauten der Junkers Ju 52 mit dabei (zwei verunfallten am Boden, die dritte Maschine wurde schließlich abgezogen), weshalb ursprünglich geplant war, dass bei der Gedenkveranstaltung 2019 die Ju 52 der Lufthansa teilnehmen sollte. Daraus wurde jedoch nichts, da Lufthansa Carsten Spohr, den Betrieb der Maschine wegen "Sicherheitsbedenken" nach dem Ju Air Absturz gestoppt hatte - obwohl nach bisherigen Erkenntnissen der Crash der Schweizer Ju rein gar nichts mit dem Muster zu tun hatte. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass die Lufthansa-Pressestelle in diesem Zusammenhang zunächst abstritt, dass Spohr "Sicherheitsbedenken" als Grund für das Aus der D-AQUI ins Rennen geführt hatte, obwohl unserer Redaktion ein Videomitschnitt mit Spohrs Aussagen vorliegt.
Ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert hat sich die Stadt Berlin- denn ursprünglich war eine Landung in Berlin Tempelhof geplant, die jedoch nicht genehmigt wurde.
"Ich bin sehr verärgert über die Entscheidung. Richtig angepisst. Hätten die Politiker es gewollt, wir hätten die Genehmigung innerhalb von Minuten gehabt. Wir werden nie wiederkommen. Auch nicht zum 75. Jahrestag. Es hat Hunderttausende Dollar gekostet, alles hier herzubringen, und dann so was. Berlin sollte damals von den Sozialisten ausgehungert werden. Jetzt regieren sie und treffen diese Entscheidung. Das ist ein Haufen Pferdescheiße."
US-Pilot Sherman Smoot zur "BILD"
Selbst ein geplanter Überflug wurde zunächst verweigert, ehe ihn die Stadt Berlin schließlich für Sonntag doch noch erlaubte. 15 Maschinen überflogen die deutsche Hauptstadt und sorgten bei den Bewohnern der Stadt für Begeisterungsstürme.
Die Enttäuschung darüber, dass Tempelhof nicht angeflogen werden durfte, war bei vielen Berlinern groß - aber auch ehemaligen Piloten der Luftbrücke, die extra noch einmal nach Deutschland gereist waren - so wie der 98-jährige Gail Halvorsen, der als "Candy man" bekannt geworden war, weil er die Idee hatte, Süßigkeiten für die Berliner Kinder an kleinen Fallschirmen abzuwerfen.
"Ich finde es sehr traurig, ja peinlich, dass es in Berlin keine Landung der Rosinenbomber gibt."
Eberhard Kirsch (84) zur "BILD"
Trotzdem muss gesagt werden, dass es den Veranstaltern mit viel persönlichem Engagement und Herzblut gelungen ist, eine einmalige aviatische Veranstaltung auf die Beine zu stellen und damit den Mut und die Einsatzbereitschaft der westalliierten Piloten der Luftbrücke von 1948/49 zu würdigen und der jungen Generation näher zu bringen.
Fotoimpressionen:
Text: P. Huber
Fotos: Martin Frieben