Aller guten Dinge sind drei, sagt eine alte Volksweise. Und das trifft auch auf das Airfest zu, das heuer zum dritten Mal über die Bühne ging. Denn die Organisation gab ebenso wenig Anlass zur Kritik wie das abwechslungsreiche Programm, das mit einigen Überraschungen aufwarten konnte. Doch der Reihe nach.
Airshows und Flugplatzfeste sind überall auf der Welt wahre Publikumsmagnete. Sie bieten Besuchern die Möglichkeit, Flugzeuge hautnah, gewissermaßen zum Anfassen, zu erleben und darüber hinaus mit Piloten ins Gespräch zu kommen. Der Grundstein so mancher Pilotenkarriere wurde bereits in Kindertagen auf einer Airshow gelegt, wenn kleine Jungen kleine Mädchen dort mit dem sprichwörtlichen „Virus Aviaticus“ infiziert wurde. Unglücklicherweise wird es in Europa immer schwieriger, als Verein oder Privatperson derartige Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.
Erwin Kreczy hat im Jahr 2017 mit dem Projekt „Airfest“ (damals noch in Krems) trotz aller Widrigkeiten damit begonnen und der Flugtag vom vergangenen Wochenende ließ keine Wünsche offen. Neben einem umfangreichen Static Display von Flugzeugen, gab es auch einzigartige Fahrzeuge zu bestaunen.
Und damit dem Nachwuchs nicht langweilig wurde, hatten Kreczy und sein Team auch an spezielle Familien- und Kinderbereiche gedacht, in denen Hüpfburgen und Rutschen zur Verfügung standen.
"Die Veranstaltung war ausgesprochen familienfreundlich, die Airshow super. Leider konnten wir wegen der Hitze nicht den ganzen Tag bleiben. Hoffentlich ist es beim nächsten Mal etwas kühler, dann kommen wir bestimmt wieder."
Ein Familienvater
Für die „Hardcore“-Fotografen, besser bekannt als Planespotter, stand ebenfalls ein eigener Bereich direkt parallel zum Rollweg und zur Piste zur Verfügung, für diejenigen, die es etwas gemütlicher angehen wollten, gab es eine eigene Tribüne.
Wer selbst einmal „in die Luft“ gehen wollte, hatte bei Rundflügen mit Hubschraubern und Flächenflugzeugen die Gelegenheit dazu. Auch das Flugprogramm ließ für eine zivile nicht staatlich/militärisch subventionierte Veranstaltung keine Wünsche offen.
"Ich bin schon auf vielen Airshows geflogen. Aber so eine professionelle Organisation wie hier habe ich selten erlebt. Mein Respekt für den Veranstalter und sein Team."
Ein teilnehmender Pilot
So konnten unter anderem zwei Militärjets – eine G2 Galeb und eine L-29 Delfin – im Flug bewundert werden, dazu kamen jede Menge kolbenmotorgetriebene Flugzeuge wie die Pilatus P3, die Beech C-45, eine L-19 Bird Dog, mehrere Zlin 226, die Bücker Jungmann oder die T-28 Trojan, um nur einige wenige zu benennen. In den Pausen gingen Modellflugprofis an den Start.
Als ob dieses Potpourri nicht schon beeindruckend genug gewesen wäre, war es Kreczy auch noch gelungen, einen ganz besonderen Stargast nach Bad Vöslau zu holen: die von WSK PZL Mielec 1966 in Lizenz produzierte Antonov AN-2 mit dem Kennzeichen SP-MLP und dem Schriftzug „Wiedeńczyk“ auf dem Rumpf.
Dieses auf den ersten Blick unscheinbare Flugzeug hatte am 1. April 1982 (kein Scherz) Geschichte geschrieben, als zwei polnische Militärpiloten mit ihren Familien an Bord aus dem kommunistischen Polen nach Wien flüchteten. Im Tiefflug über die Tschechoslowakei – um der Radarerfassung zu entgehen – kollidierte die Maschine mit mehreren Bäumen, wodurch die linke untere Tragfläche stark beschädigt wurde. Trotzdem gelang den Piloten der Weiterflug nach Österreich und die sichere Landung auf dem Flughafen Schwechat.
Dieses in der Öffentlichkeit kaum bekannte Ereignis des kalten Krieges – ein spannendes Stück Zeitgeschichte – wurde beim Airfest in Bad Vöslau wieder lebendig, zumal auch die beiden Piloten von 1982 und ein Flughafenmitarbeiter, der bei der Ankunft der Maschine dabei war, anwesend waren.
Trotz ausgezeichneter Organisation und einem wirklich soliden Programm beim diesjährigen Airfest bleibt ein Wermutstropfen, der außerhalb des Verantwortungsbereiches des Organisationsteams lag: das Wetter. Am Samstag war es mit mehr als 30 Grad so heiß, dass viele Familien lieber ins Freibad als auf den Flugplatz fuhren, und am Sonntag hielt eine Gewitterwarnung etliche Interessierte von einem Besuch ab, obwohl zumindest am Vormittag strahlend blauer Himmel über Bad Vöslau herrschte.
Es bleibt zu hoffen, dass auch im kommenden Jahr eine so tadellos organisierte Veranstaltung über die Bühne gehen kann und die Besucher dann bei angenehmen, nicht zu heißen, Temperaturen zu Tausenden auf das Flugfeld strömen - das hätten sich die Organisatoren mehr als verdient. Aktuell ist als Termin dafür der 7. Juni 2020 geplant.
Weitere Fotoimpressionen:
Text: P. Huber
Fotos: R. Erenstein, M. Dobrozemsky, B. Kolbe, F. Kroissenbrunner
Video: M. Dobrozemsky, P. Huber, F. Kroissenbrunner / Schnitt: Austrian Wings Media Crew