Österreich

"Martin 4"-Sommerbetrieb sorgt für erneuten Hubschrauber-Streit in Tirol

"Heli Tirol" Rettungshubschrauber, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew

ÖAMTC, ARA, SHS, Schenk-Air, Wucher Helikopter und HAT erheben schwere Vorwürfe gegen Roy Knaus. Dieser beteuert, er sei vom Matreier Bürgermeister um Unterstützung gebeten worden.

Am 1. Juli habe Roy Knaus' Unternehmen "Heli Tirol" den Matreier Notarzthubschrauber "Martin 4", welcher ursprünglich für den saisonalen Winterbetrieb vorgesehen war, "leise, still und heimlich an allen Behörden vorbei" nun auch für den Sommerbetrieb installiert. Diese Vorwürfe erheben die anderen Flugrettungsbetreiber, ÖAMTC, ARA, SHS, Schenk-Air, Wucher Helikopter und Heli Ambulance Team, gemeinsam gegen den Flugunternehmer aus St. Johann/Pongau, und resümieren: "Schade um die bis jetzt optimal funktionierende Lösung."

Seit vier Jahren existiert in Tirol die mit Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg getroffene Abmachung, das Bundesland während der Sommersaison mit acht und in der Winterspitze mit 15 Rettungshelikoptern zu versorgen. Knaus wird vorgeworfen, sich zum wiederholten Male nicht an die geltenden Vereinbarungen zu halten - jüngst eben mit der Indienststellung von "Martin 4" auch während der Sommermonate. Knaus hingegen beteuert, Anfang Juni mit Tilg sowie dem Matreier Bürgermeister, Andreas Kröll, zusammengetroffen zu sein. Man habe ihn, Knaus, gebeten, "das System in Osttirol zu unterstützen, weil man Probleme mit der notärztlichen Versorgung hat", so der Unternehmer gegenüber der "Tiroler Tageszeitung". Tagsüber solle dies per Hubschrauber, nachts mittels Notarzt-Einsatzfahrzeug geschehen.

Im Hinblick auf den in Nikolsdorf stationierten ÖAMTC-Notarzthubschrauber "Christophorus 7" wendet Knaus ein, dass diese Maschine "ohnedies zu zwei Dritteln in Kärnten unterwegs" sei.

Nun fordern die übrigen Flugrettungsbetreiber Konsequenzen. "Martin 4" solle künftig nicht mehr für Einsätze disponiert werden, oder aber "das Land muss sich deklarieren, von wie vielen Standorten aus es die Flugrettung organisiert haben möchte".

"Martin 4" war erstmals 2008 auf Ersuchen der Gemeinde Matrei in Dienst gegangen. Im Juli 2015 einigten sich Land Tirol und Flugrettungsbetreiber schließlich darauf, dass "Heli Austria" sich aus Matrei zurückzieht, um eine ansonsten drohende Neuausschreibung der Flugrettung zu verhindern - "Martin 4" kehrte allerdings bereits im Oktober desselben Jahres zurück, da eine Einigung für den saisonalen Winterbetrieb gefunden werden konnte. Über den Sommerbetrieb wurde weiterhin heftig diskutiert.

Im August 2017 stürzte "Martin 4" bei einem Einsatz am Großglockner ab. Wie durch ein Wunder erlitt durch den Unfall niemand schwerwiegende Verletzungen, allerdings stellte sich unter anderem heraus, dass das gesetzliche Wartungsintervall der Maschine überschritten war, wenngleich dies nicht unfallkausal gewesen sein dürfte.

(red Aig)