In ihrer kürzlich veröffentlichten Klimaschutzerklärung hat die deutsche Luftverkehrsbranche Vorschläge unterbreitet, um den Luftverkehr besser in Einklang mit dem Klimaschutz zu bringen. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V. (BDL) hat nun zur inhaltlichen Vertiefung eine Analyse der vorgeschlagenen Instrumente für den Klimaschutz im Luftverkehr vorgelegt. Der Verband sieht dabei Klimaschutzinstrumente in drei Bereichen: bei technischen Innovationen, bei der Organisation des Verkehrs und bei einer CO2-Bepreisung.
In Bezug auf die technischen Innovationen sieht der BDL als wirksamsten Hebel den Ersatz des fossilen Kerosins durch einen regenerativen Kraftstoff aus dem sogenannten „Power-to-Liquid“-Verfahren. Voraussetzungen für die Einführung eines solchen e-Fuels sind der Aufbau ausreichender Produktionsinfrastrukturen und die Bereitstellung des Kraftstoffs zu wettbewerbsfähigen Preisen. Damit ließe sich im Ergebnis das Fliegen CO2-neutral gestalten. Um den Entwicklungsprozess voranzubringen, beteiligt sich der BDL in der Global Alliance Power Fuel, einem Zusammenschluss u.a. von Mineralöl- und Energiewirtschaft, Anlagenbauern, Automobilindustrie und Luftverkehrswirtschaft.
Zu dem von der Branche unterstützten Ziel einer Verlagerung von Luftverkehr auf die Schiene besteht der Analyse des BDL zufolge die Möglichkeit dazu überall dort, wo ein Streckenziel mit der Bahn in rund drei Stunden erreichbar ist. Bei Umsteigerverkehr kommt als eine weitere wesentliche Voraussetzung für mehr Verlagerung auf die Schiene hinzu, dass die Bahn das aufgegebene Gepäck entsprechend der hohen Sicherheitsanforderungen des Luftverkehrs aufnimmt und die Schnittstelle zur Übergabe des Gepäcks an das Flugzeug zeitlich und gemäß der Sicherheitsbestimmungen zuverlässig organisiert. Des Weiteren müssen die relevanten Drehkreuze an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn angebunden sein, was beispielsweise beim Flughafen München bisher nicht gegeben ist.
Angesichts der Diskussion um eine CO2-Bepreisung hebt der BDL in seiner Analyse als wirkungsvollstes Mittel zwei Instrumente hervor: Den Emissionshandel und das international abgestimmte CO2-Kompensationssystem CORSIA. Für diese Instrumente spricht, dass sie nicht nur eine CO2-Bepreisung festlegen, sondern zugleich einen klar definierten Mechanismus zur Reduktion von CO2-Emissionen haben. Für die Wirtschaftsbereiche, die in den Europäischen Emissionshandel einbezogen sind (Energiewirtschaft, verarbeitende Industrie, innereuropäischer Luftverkehr), stellt der darin stattfindende Zertifikate-Handel sicher, dass die CO2-Emissionen der teilnehmenden Wirtschaftsbereiche bis 2030 gegenüber dem Jahr 2005 insgesamt um 43 Prozent reduziert werden. Außerdem vermeiden sie Wettbewerbsverzerrungen, wie sie nationale Alleingänge bei Steuern und Abgaben zur Folge haben.
„Zwar steigen im Emissionshandel die Preise für die CO2-Zerifikate kontinuierlich. Dies ist angesichts der erforderlichen Maßnahmen zum Aufhalten des Klimawandels aber auch folgerichtig und, weil es ein europäisch abgestimmtes System ist, auch machbar, “ sagte BDL-Hauptgeschäftsführer von Randow bei der Vorstellung des BDL-Papiers. Die Luftverkehrsbranche mache mit der CO2-Bepreisung des Emissionshandels gute Erfahrungen. Sie sei marktgerecht und führe verlässlich zum Abbau klimaschädlicher CO2-Emissionen, so von Randow. Vorbild für andere Wirtschaftsbereiche könne auch sein, dass der Luftverkehr mit CORSIA ab kommendem Jahr als erster Wirtschaftsbereich ein international abgestimmtes CO2-Bepreisungssystem bekomme.
(red / BDL)