Die Belegschaft von "Ryanair Österreich", wie LaudaMotion in der Branche vielfach nur noch genannt wird, hält heute eine weitere Betriebsversammlung ab. Hintergrund sind Drohungen des Managements, Dutzende Stellen zu streichen, sollten die Mitarbeiter nicht "produktiver" werden.
Indes hat der Vorsitzende der Gewerkschaft Vida, Roman Hebenstreit, in einem Brief an Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer erneut einen Branchen-KV für alle in Österreich ansässigen Fluglinien gefordert.
„Die Airlines steuern auf eine Gewitterfront zu. Weder die Wirtschaftskammer (WKÖ) noch die Gewerkschaft können daran Interesse haben, dass es zu größeren Turbulenzen kommt“, sieht vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit Wirtschaftskammerpräsident Mahrer und die WKÖ als Sozialpartner gefordert: Im Interesse des österreichischen Airlines-Bordpersonals und der heimischen Steuerzahler müssten jetzt rasch gemeinsam Lösungen gefunden werden, um diesen Turbulenzen mit der Aufnahme unmittelbarer Verhandlungen über einen einheitlichen Branchenkollektivertrag im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Fluglinien und eines Stopps des Preiskampfes der Billigairlines in Wien auf den Rücken der Beschäftigten doch noch ausweichen zu können, so der vida-Gewerkschafter.
Es sei unübersehbar, dass sich die Lage in der österreichischen Luftfahrtbranche zunehmend zuspitze, so Hebenstreit weiter. Die in Wien ansässigen Airlines lieferten sich einen erbitterten Preiskampf, mittlerweile ausschließlich auf Kosten der Bordbelegschaften. Die Spitze dieser Auseinandersetzung sei mit Sicherheit die aktuelle Situation bei der zur Ryanair-Gruppe zählenden LaudaMotion am Flughafen Wien. „Das Unternehmen droht unverhohlen damit, Mitarbeiter zu kündigen, wenn nicht seitens des Betriebsrates eindeutig gesetzeswidrige Forderungen des Managements akzeptiert werden“, kritisiert der vida-Vorsitzende.
Das Vorgehen gegenüber den LaudaMotion-Beschäftigten habe die Belegschaftsvertretungen anderer in Österreich ansässiger Airlines auf den Plan gerufen. „Sie erklären sich nicht nur mit den Beschäftigten der LaudaMotion solidarisch. Sie zeigen sich auch entschlossen, den für alle Beteiligten ruinösen Wettbewerb der Airlines gemeinsam mit ihren Betriebsräten und der Gewerkschaft durch brancheneinheitliche Rahmenbedingungen eindämmen zu wollen. Den ersten Schritt dazu bildet die von der vida beantragte Satzung des branchendominanten KV nach Paragraf 18ff des Arbeitsverfassungsgesetzes (ArbVG)“, sagt Hebenstreit.
„Seit geraumer Zeit weisen wir die Branchenvertreter der WKÖ auf die zunehmend prekäre Situation der Beschäftigten bei den Airlines hin. Dabei sind wir aber unverständlicher Weise immer auf vollkommen taube Ohren gestoßen. Wir müssen daraus schließen, dass der WKÖ offensichtlich weder die Situation der Beschäftigten, noch die Tatsache, dass bei der LaudaMotion versucht wird, österreichische Gesetze und bewährte sozialpartnerschaftliche Gepflogenheiten mit Füßen zu treten, wichtig erscheinen“, ist der vida-Vorsitzende empört.
„Die inzwischen entstandenen Unruhen liegen damit zu einem erheblichen Teil im Verantwortungsbereich der WKÖ, die kein Interesse an fairen Wettbewerbs- und Arbeitsbedingungen zu haben scheint. Wie sonst sollen wir das Schweigen und die Untätigkeit seitens Arbeitgebervertreterseite deuten?“, so Hebenstreit abschließend.
(red)