Reportagen, Videobeiträge

Mit Video: Fulminante Airshow in Sliač

Die Boeing E-3A Sentry faszinierte die Besucher - das zeitlos elegante Design der 707, auf der die Zelle basiert, zeugt von einer vergangenen Epoche der (Passagier-) Luftfahrt - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Mehr als 100.000 Besucher strömten am vergangenen Wochenende zur "slowakischen Airpower", dem Slovak International Airfest, nach Sliač. Höhepunkte waren eine E-3A Sentry sowie der Auftritt der Frecce Tricolori. Auch das österreichische Bundesheer präsentierte sich vor Ort. Ein Bericht von P. Huber und M. Dobrozemsky.

Airshows üben auf viele Menschen eine besondere Faszination aus, die sich nur schwer erklären lässt. Die Motive, eine solche Veranstaltung zu besuchen, sind so vielfältig, wie die dort ausgestellten oder im Flug präsentierten Flugzeuge. Während die einen eine Präferenz für den sonoren Klang alter Kolbenmotoren haben, versetzt andere wiederum das Röhren der Jettriebwerke regelrecht in Ekstase.

Videoimpressionen von der Airshow aus Sliac - zum Abspielen bitte auf das Vorschaubild klicken

Nachdem die Airshows in Wiener Neustadt („Flug 93“, „Flug 95“, etc …) nicht mehr stattfinden und auch der Abstand zwischen der Airpower-Veranstaltungen immer größer wird (aktuell beträgt er drei Jahre), zieht es viele österreichische, tschechische oder ungarische Aviatik-Fans (auch) in die Slowakei. Unser östliches Nachbarland bietet nicht nur ein umfangreiches kulturelles Angebot, sondern ist auch ein wahrer Geheimtipp in Sachen Flugveranstaltungen.

Im mittelslowakischen Sliac etwa findet jedes Jahr eine Airshow statt, die von der Professionalität der Organisation anderen weitaus größeren und bekannteren Veranstaltungen um nichts nachsteht – das Slovak International Air Fest (SIAF).

Heuer öffnete die insgesamt neunte SIAF ihre Pforten am 3. und 4. August. An beiden Tagen strömten 107.000 Besucher – davon etwa 62.000 am Samstag - zur Veranstaltung, die auch genutzt wurde, um an den slowakischen Flugzeugführer Milan Rastislav Štefánik zu erinneren, nach dem der Flughafen der Hauptstadt Pressburg/Bratislava benannt ist.

„Die neunte SIAF findet zum 100. Jahrestag des Todes von General Milan Rastislav Štefánik statt. Und wir sind stolz darauf, heuer die ersten Erfolge der Modernisierung unseres Militärs der Öffentlichkeit präsentieren zu können, wie den neuen Black Hawk.“
Verteidigungsminister Peter Gajdoš

Die enorme Bedeutung dieses Event zeigte sich auch daran, dass sämtliche politischen Größen der Slowakei der Eröffnung beiwohnten, wie zum Beispiel der aus dem nahen Banska Bystrica (Neusohl, hier wurde übrigens im Jahr 1913 der älteste Shoa-Überlebende Österreichs, Marko Feingold geboren) stammende Premierminister Peter Pellegrini oder Verteidigungsminister Peter Gajdoš, der für eine umfassende Modernisierung der slowakischen Streitkräfte eintritt.

60 vornehmlich militärische – aber auch zivile – Flugzeuge und Hubschrauber wurden im Static respektive Flight Display vorgeführt. Die teilnehmenden Piloten kamen aus 13 Ländern. Erstmals waren auch AH-64 Apache-Helikopter der US-Streitkräfte zugegen.

AERO Vodochody AEROSPACE a.s. , kurz Aero, nutzte zudem die Gelegenheit, einem ausgewählten Fachpublikum die neue L-39NG zu präsentieren. Der tschechische Flugzeughersteller hat diesen Typ unter anderem dem österreichischen Bundesheer als Saab 105-Nachfolger angeboten.

Zu den Höhepunkten der Veranstaltung zählten die E-3A Sentry, eine militärische Aufklärungsversion der legendären Boeing 707 mit originalen Pratt & Whitney JT3D Triebwerken, die vor der Ausmusterung stehenden MiG 29 der slowakischen Luftstreitkräfte, sowie die italienische Kunstflugstaffel Frecce Tricolori.

Der Termin für das nächste Slovak International Air Fest steht bereits fest – es findet am 29. und 30. August 2020 statt und kann allen Flugfans nur wärmstens empfohlen werden.

Fotoimpressionen:

Die Anreise war problemlos möglich, die Beschilderung gut, ebenso das Verkehrsleitsystem. Es gab Bustransfers von den Parkplätzen zum Veranstaltungsgelände
Ein Blaguss-Bus brachte Airshow-Besucher nach Sliac
Die Maschine ist sprichwörtlich an ihren Abgasstrahlen aufgehängt - Begeisterungsstürme bei den Luftfahrtfans
Die Turbinen stammen aus den 1950er Jahren, entsprechend auch ihr Design
Die kleinen Eyebrow-Windows dienten in den frühen Tagen der Langstreckenfliegerei dazu, der Crew einen Blick zu den Sternen zu ermöglichen, mit deren Hilfe navigiert wurde
Auch hohe US-Militärs waren in Sliac zugegen
Diese ausgemusterte MiG 29 dient als Gate Guard auf dem Stützpunkt
L-29
C-27 Spartan der slowakischen Luftwaffe
Noch bilden die MiG 29 das Rückgrat der slowakischen Jagdfliegerverbände, doch die Tage des sowjetischen Musters sind gezählt. Die MiG's werden durch US-amerikanische F-16 abgelöst; Lochkeed Martin war auch heuer wieder einer der Hauptsponsoren der SIAF
Das Österreichische Bundesheer war mit einem Black Hawk vertreten
Auch rund um das Flughafengelände hatten sich Interessierte postiert - teilweise mit Wohnmobilen
Alt und Neu: Der Mil Mi-17 wird in der Slowakei vom Black Hawk abgelöst
Mil Mi 17
Spartan und MiG 29
F-16 des Zeus Demo Teams
Aus dieser Mil Mi 17 wurden Fallschirmspringer abgesetzt
Auf dem Gelände herrschte Volksfeststimmung; anders als bei der Airpower dürfen in Sliac Sonnenschirme und Zelte mit auf das Veranstaltungsgelände genommen werden
Perfekte Organisation
Diese L-39 Albatros der slowakischen Luftwaffe trägt eine Sonderlackierung zu Ehren von Otto Smik, einem slowakischen Juden, der während des Zweiten Weltkrieges in der 312. Staffel der britischen Royal Air Force kämpfte, in der Bürger der Tschechoslowakei dienten; Smik fiel im Jahr 1944 im Alter von 22 Jahren
Kinder (und auch so mancher Vater) konnten selbst Platz im Cockpit der MiG 29 nehmen
Das Cockpit der MiG 29 spiegelt trotz etlicher Modernisierungen den Stand der sowjetischen Technologie der 1980er Jahre wider
Eurofighter der Bundeswehr
Zahlreiche Familien nutzten die Airshow bei traumhaftem Wetter für einen Ausflug
Planespotter und Journalisten aus ganz Europa waren vertreten
Mil Mi 35 und Mil Mi 17 der tschechischen Luftstreitkräfte
AH-64 Apache der US-Armee
OH-58 Kiowa mit Vierblatt-Rotor
Zwei MiG 29 der slowakischen Luftwaffe
Während der Airshow landete auch ein regulärer Flug der Smartwings in Sliac
JAS 39 Gripen der ungarischen Luftwaffe
Innenraum der Spartan
Cockpit der L-39
Der tschechische Red Bull Air Race Pilot Martin Sonka
Faszination Airshow ...
F-16 der polnischen Luftwaffe
Das Team Očovskí Bačovia aus Ocova demonstrierte eindrucksvoll lautlosen Formationskunstflug; diese Formation war übrigens auch bereits auf dem Spitzerberg zu Gast
Lubomir Svoboda, Kommandant der slowakischen Luftstreitkräfte in Begleitung von SIAF-Pressesprecher Dusan Hein
Wichtig: Die Ohren von Kindern müssen vor dem Fluglärm geschützt werden
F-16 der belgischen Luftwaffe
BAE Hawk
MT 346 von Leonardo
Yak 3
In progressiven Ländern wie der Schweiz oder der Slowakei können interessierte Airshow-Besucher dem Funkverkehr zwischen Piloten und Flugverkehrskontrolle völlig problemlos lauschen; in Österreich dagegen veranstaltet die Fernmeldebehörde eine regelrechte Hetzjagd auf Aviatikfans mit solchen Geräten; so sind auf der Airpower etwa eigene Peilwagen und spezielle "Greifer"-Teams im Einsatz, welche entdeckte Funkscanner sofort beschlagnahmen und zusätzlich hohe Geldstrafen gegen den Besitzer verhängen
Alpha Jet der französischen Luftstreitkräfte
Gaetano Farina, Kommandant der italienischen Staffel Frecce Tricolori
Die Piloten der Frecce Tricolori zeigen ihr Können auch in rund einem Monat im steirischen Zeltweg
Cockpit der MB 339PAN der Frecce Tricolori
Diese Markierungen zeigen die drei Muster, die die Frecce Tricolori seit ihrer Gründung geflogen haben; seit 1982 setzt die Staffel auf die MB 339PAN
Split zur Figur "Cardioide" - traurige Berühmtheit erlangte das Manöver, als es beim Flugtag im deutschen Ramstein 1988 zur Katastrophe mit mehr als 70 Toten kam; die Figur wurde als Konsequenz entschärft, seither hat sich kein Unfall mehr ereignet

Text: P. Huber
Fotos: M. Dobrozemsky & P. Huber
Video: P. Huber