Nach dem Absturz einer Boeing 737 MAX 8 im heurigen Frühjahr mit 157 Todesopfern bezeichnete sich das afrikanische Star Alliance Mitglied in einer Pressemiteilung als eine der "sichersten Fluggesellschaften der Welt". Diese Aussage war schon damals aufgrund der Unfallstatistik und des 2010 durch menschliches Versagen erfolgten Absturzes einer 737-800 für viele Menschen nicht wirklich nachzuvollziehen und dieses selbst gezeichnete Bild der Airline bekommt nun weitere schwere Risse durch die Aussage eines ranghohen Mitarbeiters, der in die USA geflüchtet ist und dort Asyl beantragt hat.
Yonas Yeshanew, nach eigenen Angaben ehemals "Chefingenieur" der Airline erklärte, dass für die Expansion die Sicherheit vernachlässigt würde. Wartungstechniker seien unter Druck gesetzt worden, um Flugzeuge, bei denen Arbeiten noch nicht abgeschlossen gewesen seien, flugtauglich zu schreiben. Die Techniker seien überlastet, die Piloten übermüdet. Mehrfach habe er das Management auf diese Sicherheitsmängel hingewiesen, geändert habe sich jedoch nichts.
Einen Tag nach dem Absturz der 737 MAX 8 im heurigen Frühjahr habe der Chief Operating Officer von Ethiopian Airlines, Mesfin Tasew, angeordnet, Wartungsberichte zu manipulieren, so der von Yeshanew öffentlich erhobene Vorwurf gegen seinen früheren Arbeitgeber. Tatsächlich seien Fehlermeldungen über vorangegangene "Kontrollprobleme" bei der Unglücksmaschine nachträglich verändert worden.
Ethiopian Airlines wies die Vorwürfe zurück, indem sie erklärte, es handle sich bei Yonas Yeshanew lediglich um einen "verärgerten Ex-Mitarbeiter".
Ungeachtet der von Yeshanew erhobenen Vorwürfe berichtete der "Aviation Herald", dass die FAA die Wartungsunterlagen von Ethiopian Airlines aus dem 2016 gesichtet habe und mehr als 60 Punkte entdeckt habe, die auf "Mängel im System" beim "Qualitätsmanagement und dem Training" schließen lassen. Angeblich seien diese Mängel 2017 jedoch behoben worden.
Ähnliche Vorwürfe hatte im heurigen Jahr bereits der frühere Ethiopian Airlines Pilot Bernd Kai von Hösslin erhoben - Austrian Wings berichtete. Auch hier hatte die staatliche äthiopische Fluggesellschaft mit einer Beschimpfung des Informanten reagiert und ihn einen "verbitterten ehemaligen Mitarbeiter" genannt., die erhobenen Vorwürfe inhaltlich jedoch nicht widerlegt.
(red)