Während bei Laudamotion die Kabinen-Crews öffentlichkeitswirksam mit neuen roten Uniformen gefeiert werden, ist vielen Mitarbeitern gar nicht zum Lachen zumute. Wie schon mehrmals bekannt wurde, sollte man bei LaudaMotion besser nicht krank werden. In den vergangenen Wochen kam zutage, wie diese Firma mit ihren Mitarbeitern verfährt: Krankenstände werden genau beobachtet, sobald jemand „auffällt“, erhält er/sie einen 12-Monats-Report mit der Auswertung der Krankenstandstage. Schon zwei Wochen Krankenstand reichen für eine Kündigung.
Jene Briefe, per E-Mail zugestellt, enthalten neben der peniblen Aufstellung auch einen ausführlichen Text mit der Information, wie sehr die eigene, schlechte Performance dem Unternehmen schadet.
Wer nun denkt, dass nur sehr viele Krankenstandstage ein solches Schreiben triggern, der irrt. Es reichen 10 Tage in 12 Monaten. Die Briefe, die in ihrem Tonfall durchaus als beängstigend empfunden werden können, sind in der Zwischenzeit zum „Massenphänomen" geworden, so die Austrian Cockpit Association in einer Aussendung.
Um die Performance der Crews, die am Airport Wien stationiert sind, zu verbessern, hat man eine neue „Anwesenheits-Richtlinie“ herausgegeben. Sie besagt, dass man sich 2 Stunden, bevor der Dienst beginnt, krank melden muss, falls man sich nicht gesund genug für einen Flugeinsatz fühlt, außerdem muss dies ein Arzt bestätigen. Nicht ganz einfach, an Sonntagen zum Beispiel. Verfehlt man diese Frist, dann gilt das als Dienstverweigerung.
Jetzt könnte man dagegen halten, bei LaudaMotion gibt es damit kein „krankfeiern“, die Führung ist eben strenger als der durchschnittliche österreichische Arbeitgeber. Aber LaudaMotion ist kein normaler Arbeitgeber, sondern eine Airline, die Personal beschäftigt, das sicherheitsrelevante Aufgaben erfüllt. Piloten, die ein Flugzeug sicher fliegen und landen müssen, und Flugbegleiter, die für die Sicherheit der Passagiere in der Kabine verantwortlich sind - und das ist ihre Hauptaufgabe, nicht das Verkaufen von Drinks, Essen, und vielem mehr.
Gut vorstellbar, dass diese aggressive Anwesenheits-Politik, die die Crews ständig daran erinnert, dass ihre Nicht-Fitness, ihre Krankenstände Ursachen für die schlechte Performance im Unternehmen sind, dazu führen, dass Piloten und Flugbegleiter krank im Dienst erscheinen, so die ACA weiter.
Das ist vor kurzem auch passiert. Passagiere konnten beobachten, wie eine eine kranke Flugbegleiterin auf einem Flug in Ohnmacht fiel. Sie musste nach der Landung ins örtliche Krankenhaus gebracht werden, später wurde bekannt, dass die Mitarbeiterin an einer Lungenentzündung litt!
Ob die Rechnung für Laudamotion aufgeht und die Krankenstandsmeldungen zurückgehen? Falls ja, zu welchem Preis? Austrian Cockpit Association (ACA) ist alarmiert und hofft, dass sich diese Zustände bald ändern. "Die Behörden (in Österreich wie auf EU-Ebene) sind - nicht zum ersten Mal - aufgerufen, diesen Praktiken ein Ende zu bereiten. Kranke Flugzeugbesatzungen sind ein Sicherheitsrisiko. Ganz besonders, wenn sie dazu noch Angst um den Job haben.“ meint Capt. Isabel Doppelreiter, Präsidentin der ACA und ergänzt: „Passagiere, die Billigtickets kaufen, sollten sich bewusst sein, dass der Preis, den man dafür zahlt, möglicherweise ein sehr hoher sein kann."
(red / ACA)