Auf den Tag genau vor 40 Jahren, am 28. November 1979, kollidierte eine DC-10 der Air New Zealand mit dem Mount Erebus wobei alle 257 Menschen an Bord ums Leben kamen. Zum 40. Jahrestag der Tragödie entschuldigte sich Air New Zealand offiziell bei den Hinterbliebenen der Opfer und der neuseeländischen Öffentlichkeit.
Flug 901 war kein regulärer Linienflug, sondern ein Sonderflug über die Antarktis – diese Art von Flügen wurden seit 1977 angeboten.
Der Flug – es war bereits der 14. Seiner Art - war als einzigartige Sightseeing-Gelegenheit beworben worden, bei der ein erfahrener Antarktis-Reisender über Lautsprecher die Passagiere auf die überflogene Landschaft und erkennbare Landmarken hinweisen werde.
Die DC-10 flog dabei in niedriger Höhe über den McMurdo-Sund und sollte noch am selben Tag nach Neuseeland zurückkehren.
Verkauft wurden lediglich 80 bis 85 Prozent der Sitzplätze, um mehr Komfort zu gewährleisten. Zudem konnten sich die Reisenden während des Fluges frei in der Kabine bewegen, filmen und fotografieren.
Als die DC-10 mit der Kennung ZK-NZP schließlich in Christschurch abhob, befanden sich 237 Passagiere und 20 Crewmitglieder an Bord. Das Kommando hatte Flugkapitän Jim Collins. Er und sein erster Offizier Greg Cassin waren zuvor noch nie in die Antarktis geflogen, Flugingenieur Gordon Brooks konnte dagegen bereits zwei Antarktis-Flüge vorweisen.
19 Tage vor dem Abflug hatten die Piloten an einem Briefing teilgenommen, bei demsie ein Exemplar der Flugpläne früher durchgeführter Flüge auf dieser Strecke erhielten.
Kommandant Collins war jedoch nicht bewusst dass die in Air New Zealands Zentralcomputer eingegebenen Flugkoordinaten von der Strecke abwichen, die 1977 von der Zivilluftfahrtabteilung des neuseeländischen Verkehrsministeriums genehmigt worden war. Die genehmigte Flugstrecke verlief von Cape Hallett zum ungerichteten Funkfeuer (NDB) McMurdo. Unglücklicherweise verlief diese Trasse fast genau über den 12.448 Fuß hohen Mount Erebus.
Der Ausdruck der im Computersystem gespeicherten Flugkoordinaten bei dem Briefing vom 9. November ergab jedoch eine weiter südlich liegende Flugroute, etwa in der Mitte des breiten McMurdo-Sunds, bei der der Mount Erebus etwa 27 Seemeilen weiter östlich gelegen hätte. Bei der Mehrheit der zuvor durchgeführten Flüge wurden genau diese Flugkoordinaten in den Navigationscomputer des Flugzeuges (Trägheitsnavigationssystem) eingegeben und anhand dieser Daten der Flug zum McMurdo-Sund durchgeführt, ohne dass man bemerkte, dass diese Route nicht mit der vom Ministerium genehmigten Strecke übereinstimmte.
Während der Annäherung an den McMurdo-Sund sank das Flugzeug in einem achtförmigen Flugmanöver durch eine Lücke in der Wolkendecke, um einerseits nach Sicht zu fliegen und andererseits den Passagieren eine bessere Sicht zu ermöglichen. Die Wolkenunterdecke wurde später auf eine Höhe von 2000–3000 Fuß geschätzt. Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass die Piloten die Sicherheitsflughöhe (Minium Safety Altitude, kurz MSA) entweder nicht kannten oder sie ignorierten. Bilder und Presseberichte von früheren Flügen zeigten, dass bei vielen dieser Flüge unterhalb der MSA geflogen worden war. Außerdem war in den Briefings zu früheren Flügen ein Sinken in niedrigere Flughöhe autorisiert worden, falls sie von der Flugverkehrskontrolle der McMurdo Station freigegeben wurde. Da die dort tätigen US-amerikanischen Fluglotsen annahmen, Flug 901 werde demselben Kurs folgen wie frühere Flüge über dem McMurdo-Sund, gaben die Fluglotsen unter Berücksichtigung der vorher von Air New Zealand eingereichten Flugroute einen Sinkflug auf eine Höhe 1.500 Fuß frei.
Die Aufzeichnungen des Cockpit Voice Recorders der letzten Minuten vor dem Aufprall auf Mount Erebus deuteten darauf hin, dass die Besatzung im Flugdeck glaubte, sie fliege mit deutlichem Abstand westlich des Mount Erebus über dem McMurdo-Sund und dass das Ross-Schelfeis am Horizont zu sehen sei. Tatsächlich flogen die Piloten direkt auf den Berg zu. Obwohl die Crew zu dem Zeitpunkt damit beschäftigt war, sichtbare Landmarken zu identifizieren, bemerkte sie zu keiner Zeit, dass sich der Berg direkt vor ihnen befand. Ungefähr sechs Minuten nach der Beendigung eines Sinkfluges in guten Sichtverhältnissen mit einer Sichtweite von mindestens 37 km kollidierte Flug 901 in einer Höhe von etwa 1.500 Fuß (460 Meter) mit dem Mount Erebus auf dessen Nordhang.
Sekunden vor dem Aufprall hatte der Kapitän - nachdem das Bodenannäherungswarngerät Alarm geschlagen hatte - noch "Go around power, please" befohlen, doch es war zu spät.
Alle 257 Menschen an Bord wurden beim Aufrpall sofort getötet. Unter den Opfern befand sich auch ein Freund von Sir Edmund Hillary, der bei früheren Flügen als Reiseleiter fungiert hatte. Hillary war auch für den verunglückten Flug vorgesehen, musste aber wegen anderer Verpflichtungen absagen. Sein damals 52 Jahe alter langjähriger Freund und Klettergefährte Peter Mulgrew sprang für ihn ein und zählte zu den 257 Todesopfern.
Die ursprüngliche offizielle Untersuchung wies die alleinige Verantwortung an dem Unglück dem Flugkapitän zu, weil er die Mindestflughöhe unterschritten habe, obwohl die Besatzung die Position nicht exakt bestimmen habe können.
Eine später von der neuseeländischen Regierung eingesetzte Untersuchungskommission sah die Hauptschuld hingegen bei Air New Zealand, die es versäumt habe, den Piloten eine entscheidende Änderung der im Navigationscomputer gespeicherten Flugroute mitzuteilen – der neue Kurs führte genau auf den Mount Erebus zu – und es zudem unterlassen habe, die Flugbesatzung angemessen auf Flüge unter antarktischen Bedingungen vorzubereiten. Die Antarktis-Flüge wurden nach dem Unglück eingestellt.
Zum heutigen 40. Jahrestag des Unglücks gab es in Neuseeland Gedenkveranstaltungen. Und erstmals entschuldigte sich auch die Fluggesellschaft vollumfänglich für den Absturz:
"While words will never bring back those lost on Mt Erebus this day 40 years ago, I would like to express regret on behalf of Air New Zealand for the accident which took the lives of 257 passengers and crew. I apologise on behalf of an airline which 40 years ago failed in its duty of care to its passengers and staff. And I apologise again on behalf of the airline for the way in which the families of those lost on Mt Erebus were treated in the aftermath of the incident. Better care should have been taken of you. As the Prime Minister has touched on the Air New Zealand of today is very a different airline, one which has learned many lessons from the Erebus tragedy and strives harder than ever to ensure that safety in all of our operations is paramount and non-negotiable. On a high mountain, those who were loved were lost. Our memories of those who were lost can guide us."
Im Internet wurde zwischenzeitlich eine offizielle Gedenkseite eingerichtet.
Auch heute noch liegen Trümmer der Unglücksmaschine an der Absturzstelle – als ewige Mahnung und Erinnerung an eine vermeidbare Tragödie.
(red)