176 Menschen starben beim Abschuss von Flug PS 752 am 8. Jänner durch die etwa von den USA als Terrororganisation eingestuften iranischen Revolutionsgarden. Tagelang belog das Regime der Mullahs die Weltöffentlichkeit, ehe es schließlich eingestehen musste, für den Tod der Insassen verantwortlich zu sein. Doch dies war nicht der erste Abschuss eines Verkehrsflugzeuges durch Militärs - und auch nicht das erste Mal, dass Regierung und Militär logen, um ihre Schuld zu verschleiern. Eine Chronologie.
Am 27. Juli 1955 geriet eine Lockheed Constellation der El Al aufgrund eines Navigationsfehlers auf dem Weg von Wien nach Tel Aviv in den bulgarischen Luftraum und wurde durch zwei bulgarische MiG-15 abgeschossen. Alle 58 Menschen an Bord kamen ums Leben.
Am 21. Februar 1973 geriet eine Boeing 727-200 der Lybian Arab Airlines ebenfalls versehentlich in den Luftraum über der von Israel kontrollierten Sinai-Halbinsel und wurde von zwei F-4 Phantom der Israelischen Selbstverteidigungskräfte beschossen. Bei der Notlandung kamen 108 Menschen ums Leben, 5 überlebten, darunter der Erste Offizier. Später bezeichnete der israelische Verteidigungsminister Mosche Dajan den Vorfall als Irrtum. Israel leistete Entschädigungen an die Hinterbliebenen der Opfer.
Am 3. September 1978 wurde eine Vickers Viscount auf dem Air-Rhodesia-Flug 825 von Victoria Falls über Kariba nach Salisbury von einer Boden-Luft-Rakete getroffen und verunglückte bei der folgenden Notlandung. Bei der Landung überschlug sich die Maschine und fing Feuer. Von den 56 Menschen an Bord überlebten zunächst 18 den Zwischenfall. Kämpfer der ZIPRA (Zimbabwe People’s Revolutionary Army) griffen die Überlebenden mit automatischen Waffen an und erschossen zehn Menschen. Fünf Insassen der Maschine, welche die Unglücksstelle zuvor verlassen hatten, um Wasser und Hilfe zu holen, sowie drei Personen, die sich während des Überfalls verstecken konnten, überlebten den Angriff und wurden am nächsten Tag gerettet.
Am Abend des 27. Juni 1980 stürzte eine Douglas DC-9 der italienischen Gesellschaft Aerolinee Itavia mit dem Kennzeichen I-TIGI auf Itavia-Flug 870 nördlich der italienischen Insel Ustica auf dem Wege von Bologna nach Palerm ins Tyrrhenische Meer. Alle 81 Insassen starben bei diesem Flugzeugunglück, das in Italien als „strage di Ustica“ (das Ustica-Blutbad oder -Massaker) bekannt wurde. Zunächst wurde von offiziellen Stellen eine Bombe als Absturzursache genannt, doch mittlerweile gilt als gesichert, dass der Jet von der Rakete eines NATO-Flugzeuges versehentlich abgeschossen wurde. Bereits 1996 widmete sich das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ausführlich diesem Kriminalfall.
Am 1. September 1983 schossen sowjetische Abfangjäger den Flug Korean Air Lines 007 auf dem Weg von Anchorage nach Seoul ab, nachdem die Maschine aufgrund eines Navigationsfehlers in den sowjetischen Luftraum eingedrungen war. Die Sowjets belogen die Weltöffentlichkeit und stritten ihre Verantwortung - so wie der Iran tagelang im Fall von Flug PS 752 - mussten ihre Schuld aber schließlich eingestehen, nachdem US-Geheimdienste den Funkverkehr zwischen den Piloten der Abfangjäger und der Bodenleitstelle veröffentlicht hatten.
Am 24. Februar 1985 wurde ein Forschungsflugzeug vom Typ Dornier Do 228 des Alfred-Wegener-Instituts von Streitkräften der Demokratischen Arabischen Republik Sahara mit einer Rakete abgeschossen wurde.Bei dem Absturz kamen der Kapitän Herbert Hampel, der Copilot Richard Möbius und der Mechaniker Josef Schmid ums Leben. Die Verantwortlichen sprachen später von einem "bedauerlichen Versehen". Man habe das Flugzeug mit einer Maschine der marokkanischen Streitkräfte verwechselt.
Am 6. November 1987 wurde eine Short Skyvan der Air Malawi nahe der Stadt Ulongwe in Mosambik abgeschossen.
Am 3. Juli 1988 schoss ein US-Kriegsschiff einen mit 290 Menschen besetzten Airbus A300 der Iran Air ab - alle Insassen kamen ums Leben.
Der Abschuss löste Proteste in der gesamten Welt aus, der Iran sprach wörtlich von einem "barbarischen Akt", wobei bei dieser Rhetorik natürlich der politische Hintergrund eine Rolle spielte.
Obwohl selbst eine interne Untersuchung der US-Streitkräfte zu dem Schluss kam, dass ein "fehlerhaftes Computersystem an Bord der Vincennes", "falsche nachrichtendienstliche Informationen" sowie "zumindest fragwürdige Entscheidungsfindung in der Operationszentrale der USS Vincennes" zu dem Abschuss geführt hatten, wurde Kapitän Rogers mit dem Orden "Legion-of-Merit" ausgezeichnet, weil er "außergewöhnliche Pflichterfüllung im Einsatz" gezeigt habe. Andere am Abschuss beteiligte Offiziere der Vincennes wurden befördert.
Nach dem Abschuss von Iran Air 655 kündigte der Iran blutige Rache an - und rund ein halbes Jahr später explodierte an Bord von Pan Am 103 über Lockerbie eine Bombe, 270 Menschen starben. Obwohl anfängliche Spuren unter anderem in Richtung Iran geführt haben sollen, wurde später lediglich ein einzelner libyscher Geheimagent wegen des Anschlags verurteilt. Der Fall wird nun möglicherweise neu aufgerollt - Austrian Wings berichtete.
Am 28. Juni 1989 wurde kurz nach dem Start in Hargeisa eine Fokker F-27 der Somali Airlines von Rebellen abgeschossen. Die Maschine befand sich auf einem Linienflug nach Mogadischu - alle 30 Menschen an Bord kamen ums Leben.
Am 21. September 1993 schossen abchasische Rebellen mittels einer von einem Patrouillenboot abgefeuerten Boden-Luft-Rakete eine Tu-134 der Transair Georgia Airlines Tu-134 ab, wobei alle 27 Insassen an Bord starben. Nur einen Tag später, am 22. September 1993 schossen Rebellen eine TU-154 der gleichen Gesellschaft ab - 108 Tote, 24 Überlebende.
Am 15. Mai 1997 wurde eine YAK-40 auf einem von Azerbaijan Airlines durchgeführten Trainingsflug versehentlich von Soldaten mit einem Maschinengewehr abgeschossen, alle 6 Crewmitglieder starben beim Crash.
Am 10. Oktober 1998 schossen kongolesische Rebellen eine Boeing 727 der Lignes Aériennes Congolaises mit einer Boden-Luft-Rakete ab, alle 41 Menschen an Bord des Jets kamen ums Leben.
Während einer Übung der ukrainischen Marine am 4. Oktober 2001 wurde eine Zieldrohne mit zwei Boden-Luft-Raketen (Doppelschuss) beschossen. Nachdem die Zieldrohne von der ersten Rakete zerstört wurde, suchte sich die zweite Rakete selbständig ein neues Ziel und traf die russische Tupolew Tu-154, die als Sibir-Flug 1812 auf dem Weg von Tel Aviv nach Nowosibirsk war. Der Jet stürzte ins Meer, alle 78 Menschen an Bord starben. Nachdem die Ukraine zunächst ihre Verantwortung geleugnet hatte, am 13. Oktober 2001 gestand sie ihre Schuld schließlich ein.
Am 22. November 2003 wurde ein Airbus A300B4-203F-Frachtflugzeug der European Air Transport / DHL mit dem Kennzeichen OO-DLL kurz nach dem Abheben in Bagdad, Irak, an der linken Tragfläche von einer Flugabwehrrakete getroffen und schwer beschädigt. Der Crew gelang durch Nutzung des asymmetrischen Triebwerksschubs eine Notlandung.
Am 23. März 2007 wurde eine Iljuschin Il-76 der weißrussischen Transaviaexport Airlines unmittelbar nach dem Start in Mogadischu von einer Boden-Luft-Rakete getroffen und stürzte ab. Alle 11 Menschen an Bord starben.
Am 17. Juli 2014 wurde eine Boeing 777 der Malaysia Airlines des Krieges in der Ukraine nahe der ostukrainischen Stadt Tores von einer Buk-M1-Flugabwehrrakete abgeschossen. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder - insgesamt 298 Menschen - starben beim Absturz. Es gilt als gesichert, dass die Rakete aus russisch kontrolliertem Gebiet abgefeuert wurde. Trotzdem bestreitet der russische Präsident Wladimir Putin jede Verantwortung seines Landes.
Zudem gibt es zahlreiche weitere Abstürze von zivilen Flugzeug, wo der Verdacht besteht dass die Maschinen ebenfalls abgeschossen wurden - etwa im Fall von Malev 240 im Jahr 1975, den Austrian Wings in einer Reportage ausführlich beleuchtete.
(red)