Sechs Österreicher sowie Konsul Nikolai Herold wurden gestern aus China ausgeflogen. Zunächst ging es mit mehr als 200 anderen Europäern an Bord eines A380 der HiFly direkt aus der Krisenregion Wuhan zum französischen Militärstützpunkt Istres im Süden Frankreichs. Von dort wurden die Evakuierten von anderen Maschinen übernommen und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in ihre Heimatländer gebracht.
Für die sieben Österreicher erfolgte die Rückreise an Bord der Lockheed C-.130 Hercules 8T-CC des Bundesheeres. Die Crew bestand aus dem Piloten, dem Co-Piloten, einem Bordingenieur sowie einem Lademeister. Mit an Bord waren zudem ein Arzt, ein Sanitätsunteroffizier sowie zwei Experten des ABC-Abwehrzentrums.
Eigentlich hätte die Hercules bereits um die Mittagszeit wieder in Österreich eintreffen sollen, allerdings wurde der Flug den ganzen Tag über wieder ohne Begründung mehrfach verschoben. Erst gegen 18:30 Uhr hob die Maschine schließlich ab und traf gegen 20:20 Uhr ein.
Die Maschine wurde auf Parkposition F 57 abgestellt, wo die "Passagiere" von Einsatzkräften der Wiener Rettung übernommen und ins Hygienezentrum nach Wien gebracht wurden. Dort wartet jetzt eine 14-tägige Quarantäne auf die Evakuierten. Die Hercules flog am gleichen Abend nach Linz weiter, wo sie von Experten der Heeres dekontaminiert wurde.
Dass die Fahrt des aus Fahrzeugen der Exekutive und der Berufsrettung Wien bestehenden Konvois vom Flughafen Schwechat ins Hygienezentrum der Stadt Wien nach Simmering mit Blaulicht erfolgte, sorgt aber innerhalb der Rettungsorganisation vereinzelt für Kritik. Die Verwendung der Sondersignale in diesem Fall sei beispielsweise nach Ansicht eines Sanitäters und Einsatzfahrers rechtlich überhaupt nicht gedeckt gewesen. Laut § 26 der Straßenverkehrsordnung dürfen Blaulicht und oder Folgetonhorn nämlich ausschließlich bei "Gefahr im Verzuge", zum Beispiel bei Fahrten zum und vom Ort der dringenden Hilfeleistung oder zum Ort des sonstigen dringenden Einsatzes verwendet werden. Weiter heißt es dort: "Außerdem dürfen die angeführten Signale soweit als notwendig nur noch zur Abwicklung eines protokollarisch festgelegten Programms für Staatsbesuche oder sonstige Staatsakte sowie in Erfüllung völkerrechtlicher Verpflichtungen verwendet werden."
Der Einsatzfahrer: "Es war aus meiner Sicht keine Gefahr im Verzug, weil alle Österreicher keinerlei Krankheitssymptome aufgewiesen haben und ein Staatsbesuch war es auch nicht. Warum wurde also das Blaulicht verwendet?"
Über die C-130 Hercules
Die C-130 Hercules des Bundesheeres dient in erster Linie dem Transport von Personal und Versorgungsgütern, vor allem im Rahmen von Auslandseinsätzen des Bundesheeres. Im Notfall evakuieren die Hercules-Piloten auch österreichische Staatsbürger aus dem Ausland, wie zuletzt 2011 aus Libyen oder Ägypten - Austrian Wings berichtete mit einem Videoteam von der Ankunft der Maschine. Die C-130 der Lufttransportstaffel hat sich dabei als besonders robust und zuverlässig erwiesen. Die Luftstreitkräfte des Bundesheeres verfügen über drei Stück dieses Transportflugzeuges. Allerdings ist derzeit nur eine Maschine flugfähig.
Die Hercules hatte im Jahr 1954 ihren Erstflug und befindet sich seit 1956 bei zahlreichen militärischen und zivilen Betreibern weltweit im Dienst. Berühmtheit erlangte die Maschine unter anderem, als die israelischen Streitkräfte im Jahr 1976 eine Kommandoaktion in Uganda durchführten, um die die Geiseln einer entführten Air France Maschine zu befreien.
(red)