Punktlandung

Analyse: LaudaMotion - leere Kassen und hohe Kosten

Weshalb die Corona-Krise für LaudaMotion existenzbedrohend sein könnte.

Die Corona-Krise stellt Airlines weltweit vor bis dato ungeahnte Probleme. In Österreich sind LEVEL, LaudaMotion und die Austrian Airlines davon betroffen. LaudaMotion präsentierte sich in Presseaussendungen gerne als Herausforderer der AUA. Mit markigen Sprüchen erklärte das Management der Ryanair-Tochter noch vor wenigen Wochen, dass man die AUA überholen und "Nummer 1" in Österreich werden wolle. Davon dürfte der österreichische Ryanair-Ableger, der einerseits bereits massive Kritik der Pilotenvereinigung ACA einstecken musste und andererseits in den vergangenen Monaten auch immer wieder durch mutmaßlich sittenwidrige Arbeitsverträge, Kündigungen von Mitarbeitern im Krankenstand sowie technische Probleme mit Teilen seiner Flotte von sich reden machte, nun weiter entfernt sein als je zuvor.

Denn während die AUA auch 2019 wieder positiv bilanzierte, schreibt LaudaMotion ausschließlich tiefrote Zahlen: 150 Millionen Euro Minus im Jahr 2018, für 2019 waren zunächst 50 Millionen Euro Verlust angepeilt, später wurde die Prognose auf ein Minus von 90 Millionen Euro ins tiefere Malus korrigiert. Dazu kommt: Die meisten Flugzeuge der AUA stehen im Eigentum der Airline, womit bei der durch Corona erzwungenen Stilllegung zumindest ein Teil an laufenden Kosten gespart werden kann.

Die, laut Angaben der firmeneigenen Webseite, aus 24 A320 bestehenden Flotte von LaudaMotion ist dagegen geleast. Wie Ryanair-Boss Michael O'Leary im Vorjahr erklärte, liegen die Leasingraten pro Maschine um die 200.000 Euro pro Monat. Sofern Ryanair für die Tochter LaudaMotion aber keinen speziellen Deal mit den Leasinggebern für die Zeit des Stillstandes ausgehandelt hat, fallen somit weiterhin pro Monat bei LaudaMotion knappe fünf Millionen Euro an Leasingkosten für die ungenutzten Jets an. Kosten, die Konkurrent AUA derweil nicht hat.

Dazu kommen, ebenso wie bei der AUA und bei LEVEL, die Kosten für die laufende Wartung der Maschinen sowie die Parkgebühren am Flughafen Wien, wobei anzunehmen ist, dass der Airport allen Airlines dabei finanziell entgegenkommt.

Anders als bei der AUA werden die A320 von LaudaMotion zumindest derzeit noch regelmäßig geflogen. Es finden Trainings- und Platzrundenflüge in Wien und Marburg (Slowenien) statt. Auch das verursacht zusätzliche Kosten, denen keinerlei Einnahmen durch zahlende Fluggäste gegenüber stehen.

Sicherlich, die Flottengröße der genannten Unternehmen ist nicht vergleichbar, doch allen gemeinsam ist: eine Fluggesellschaft kann nur dann Geld verdienen, wenn ihre Maschinen erstens fliegen, und dabei zweitens auch Passagiere befördern. Alles andere kostet, anstatt zu erwirtschaften.

Wie lange LaudaMotion diese enormen finanziellen Belastungen stemmen kann, scheint ungewiss. Denn anders als bei der AUA dürfte die "Kriegskasse" bei LaudaMotion angesichts der enormen finanzielle Verluste verganger Jahre auch nicht gerade reichlich gefüllt sein.

Der Flugbetrieb von LaudaMotion ist dem Vernehmen nach vorerst bis Ende April ausgesetzt, mindestens. Dauert der erzwungene Shutdown noch länger, erscheint es Beobachtern nicht unwahrscheinlich, dass LaudaMotion womöglich das erste Opfer der von allen Brancheninsidern längst erwarteten Konsolidierung des Marktes in Österreich werden könnte.

Es sei denn, Mutter Ryanair schießt noch einmal viele Millionen Euro nach, um ihren Einfluss in Österreich zu erhalten. Doch ob das geschieht, weiß vermutlich nur einer: Ryanair-Boss Michael O'Leary. Und der lässt sich bekanntlich nicht gerne in die Karten blicken. Doch angesichts der Tatsache, dass ja auch beim irischen Mutterkonzern Stillstand herrscht, müsste deren Management wohl einen ganz besonderen Hang zur Alpenrepublik zeigen, um die gebeutelte LaudaMotion prolongiert an die finanzielle Herz-Lungen-Maschine zu hängen ...

Text: E. Szeles

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.