Punktlandung

Nachdenken bei der Flugbuchung ...

Symbolbild Flugverkehr - Foto: Austrian Wings Media Crew

In Krisenzeiten zeigt sich, warum Geiz nicht geil, sondern kurzsichtig (um nicht zu sagen dämlich) ist.

Billigfluglinien haben in den vergangenen Jahren einen wahren Boom erlebt. Und sie haben dazu geführt, dass etablierte Carrier massiv unter Druck geraten sind. Doch Qualität - in jeder Hinsicht - hat nun einmal ihren Preis. Während etablierte Carrier wie etwa die Lufthansa-Gruppe ihr Personal anständig behandeln, nach dem Kollektivvertrag entlohnen, sozial mit Festanstellungen absichern und teils (bezogen auf die Qualifikation der Piloten) sogar deutlich über die gesetzlichen Erfordernisse hinaus qualifizieren, kann man bei nicht wenigen Low Costern oft mitunter nur geringste Qualität, die gerade einmal die gesetzlichen Mindeststandards erfüllt und eine teils menschenunwürdige Behandlung des Personals, erwarten - das geht soweit, dass von Experten in einigen Fällen sogar die Flugsicherheit in Gefahr gesehen wird, wie beispielsweise bei der austro-irischen LaudaMotion durch die ACA.

Doch die Sicherheit und die Arbeitsbedingungen des Personals bei so manchem Billigflieger sind ist nicht das Einzige, was Konsumenten bedenken sollten, wenn sie einen Flug buchen wollen. Man sollte auch stets im Hinterkopf haben, was man von "seiner" Airline im Krisenfall erwarten kann. Qualitätscarrier lassen ihre Kunden niemals im Stich.

Das hat - auf Österreich bezogen - die AUA nicht nur mit dem jüngsten Evakuierungsflug aus Italien bewiesen, sondern bereits bei vielen vorangegangenen Krisen wie SARS oder der Tsunami-Katastrophe 2004 Wo waren denn da die Billigfluglinien, deren Kunden oft genug treue Jünger der "Geiz-ist-ja-so-geil-Mentalität" sind? Wo waren die Billigflieger, als 2009 die slowakische SkyEurope in den Konkurs geschlittert ist, um die gestrandeten Passagiere zurück zu fliegen? Es waren auch damals in erster Linie die etablieren Fluglinien, allen voran die AUA, die spezielle "Rescue-Fares" aufgelegt haben, um gestrandete SkyEurope-Fluggäste günstig aus dem Ausland heim zu holen. Wohlgemerkt: Dazu waren sie keineswegs verpflichtet, die AUA und Co. hätten auch auf die Bezahlung der regulären Tarife bestehen können, haben das aber nicht getan.

Wo waren denn, um nur einige Airlines stellvertretend für die LCC-Branche zu nennen, Ryanair, Wizz Air und LaudaMotion, die sich in Presseaussendungen so gerne als "führende Low Cost Airline Österreichs" bezeichnet, als es aktuell darum ging, in Corona-Virus-Hotspots eingeschlossene Österreicher auszufliegen? Mir sind keine Evakuierungsflüge a la AUA bekannt. Und das sind nur einige Beispiele.

Und jeder, der jetzt damit "argumentiert", es gebe ein (Menschen-) Recht auf billige Flüge: Nein, das gibt es nicht. Es gibt überhaupt kein "Menschenrecht" auf Flugreisen. Qualität in jeder Hinsicht kostet, wie eingangs bereits erwähnt. Sie muss nicht teuer sein, aber sie hat einen gewissen Preis. Wer sich das nicht leisten kann oder will, der muss eben daheim bleiben, ein anderes Transportmittel wählen oder - so wie es auch die Eltern des Autors in den 1980er Jahren getan haben - etwas länger auf eine Flugreise sparen. Und jede Reise war etwas Besonders, sie war, im wahrsten Sinne des Wortes, wertvoll, und sowohl meine Eltern als auch ich als Kind haben das zu schätzen gewusst. Heute hingegen fliegt man um 29 Euro quer durch Europa, weil es "in" ist, ohne Rücksicht auf den Klimaschutz und ohne Rücksicht darauf, unter welchen Bedingungen die Mitarbeiter bei gewissen Billigairlines ausgebeutet werden. Es zählt nur das ICH!

Das Bewusstsein für den Wert von Dienstleistungen ist in der "ICH, ICH, ICH"-Gesellschaft leider in den vergangenen Jahren immer stärker abhanden gekommen. Vielleicht trägt die aktuelle Corona-Krise aber dazu bei, dass die Menschen etwas weniger egoistisch sind und auch ihre ethisch-moralische Verantwortung als Kunden für die Arbeitsbedingungen des Personals der Airline, die sie buchen, wahrnehmen. Wünschenswert wäre es allemal.

Text: P. Huber

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.