Reportagen

Flugzeug-"Cleaner": Unsichtbare Helden im Kampf gegen COVID-19

ISS-Desinfektionstrupp vor einem A321 der AUA - alle Fotos ZVg / ISS

Die Reinigung von Flugzeugkabinen bekommt der Passagier üblicherweise nicht mit. Zumeist wird diese Arbeit von Menschen mit Migrationshintergrund erledigt, die geleistete Arbeit von den Reisenden im Regelfall nicht wertgeschätzt. Doch diese im wahrsten Sinn des Wortes schmutzige Tätigkeit ist schon in normalen Zeiten wichtig, um die Gesundheit der Reisenden zu erhalten. Während der aktuellen weltweiten COVID-19-Pandemie ist sie sogar (überlebens-)wichtig. Wir beleuchten, worauf es ankommt und holen die unsichtbaren Helden im Kampf gegen das jüngste Coronavirus vor den Vorhang.

Einer der wichtigsten Anbieter von Reinigungsdiensten am Flughafen Wien ist die Firma ISS. "Derzeit beschäftigen wir am Flughafen rund 550 Mitarbeiter. In diesem Bereich der Flugzeugreinigung sind regulär rund 120 Kolleginnen und Kollegen tätig", weiß David Hiersche, Managing Director ISS Ground. Zusätzlich ist ISS am Wiener Hauptstadtflughafen auch in anderen Bereichen - etwa der Dokumentenkontrolle - tätig. Österreichweit beschäftigt ISS rund 7.000 Mitarbeiter und betreut im Bereich der Flugzeugreinigung 35 Kunden. Ein "Spezial-DEKON-Team" ("DEKON" steht für Dekontaminierung, Anm. d. Red.) besteht aus je vier Mitarbeitern mit Zusatzausbildung, wobei mittlerweile rund fünf Teams ausgebildet sind, um dem Bedarf gerecht zu werden.

Dieser Beitrag soll ausschließlich die Tätigkeit der "Cleaner" von Flugzeugen beleuchten, die in diesen Tagen mit noch größerer Sorgfalt als sonst und unter Einhaltung strengster Eigensicherungsmaßnahmen durchgeführt werden muss.

Hiersche: "Alle Kolleginnen und Kollegen, die diese Tätigkeiten tagtäglich erbringen, tragen immens dazu bei, dass die noch verbliebene Luftfahrt sicher und sauber ist."

Auch die größte heimische Airline, Austrian Airlines, vertraut bei der Reinigung ihrer Flugzeuge, die bei der Corona-Luftbrücke eingesetzt werden, auf die Dienste von ISS.

"Der AUA ist es in dieser Krise enorm wichtig, durch die Desinfektionen der Flugzeuge größten Schutz für Ihre Crews und die Passagiere zu ermöglichen, dafür zollen auch wir Austrian in wirtschaftlich angespannten Zeiten höchsten Respekt", betont Hiersche.

Wie enorm aufwendig die Reinigung von Flugzeugen in Zeiten von COVID-19 ist, verdeutlicht ein einfaches Beispiel. Im "Normalbetrieb" benötigt ein Team von Cleanern für einen A320 zwischen 8 und 15 Minuten, für eine Boeing 777 etwa 35 Minuten.

 

Die Mitarbeiter wissen, welche Verantwortung auf ihren Schultern lastet

"Aktuell kalkulieren wir für einen A320 jedoch rund eineinhalb Stunden, für eine Triple Seven gar drei Stunden Zeit ein", veranschaulicht der ISS-Manager. Denn während es im Regelbetrieb ausreicht, dass die Mitarbeiter mit Einmalhandschuhen geschützt, Oberflächen wischen, und den Müll entsorgen, kommen jetzt medizinisch geprüfte Desinfektionsmittel zum Einsatz und auch der Schutz der Mitarbeiter wurde massiv erhöht.

"Wir tragen als Unternehmen eine soziale Verantwortung für unser Personal. Deshalb schützen wir es natürlich entsprechend. Die Kolleginnen und Kollegen tragen Schutzanzüge mit einer externen Luftzufuhr, wobei die Atemluft gefiltert wird. Zusätzlich verfügen sie über Gummistiefel und ziehen bis zu 3 Paar Handschuhe übereinander an. Abfall wird in speziellen Kontamed-Säcken entsorgt."
Manager David Hiersche

Zum Einsatz kommen sowohl Einweghandschuhe als auch desinfizierbare Mehrweghandschuhe.

Doch weil man selbst bei gründlichster Wischdesinfektion in einer Flugzeugkabine nicht alle Stellen erreichen kann, setzt ISS ein spezielles Verfahren ein, wie Hiersche gegenüber "Austrian Wings" erläutert: "Wir haben die Möglichkeit, die komplette Flugzeugkabine mittels Trockenvernebelung gewissermaßen auszuräuchern und somit auch in den kleinsten Ritzen Desinfektionsmittel aufzutragen."

Durch die "Vernebelungstechnik" wird eine umfassende Desinfektion der gesamten Kabine sichergestellt

Das eingesetzte Mittel habe zudem eine Depot-Wirkung, die bis zu zehn Tage lang anhält - sofern es nicht davor durch andere Reinigungsmaßnahmen "weggewischt" wird.

Durch diese Maßnahmen tragen die Cleaner aktiv dazu bei, das Infektionsrisiko mit dem Corona-Virus an Bord von Flugzeugen weiter zu senken.

Wie alle Unternehmen in der Luftfahrtbranche ist auch ISS vom weitgehenden "Shutdown" der AUA und des Betriebs am Flughafen betroffen, man ist jedoch zuversichtlich, dass sich die Situation wieder normalisieren wird.

Hiersche: " Gemeinsam mit unseren Kunden werden wir auch diese Krise meistern und Fliegen wieder zu einer der schönsten Dinge der Welt machen. Für uns ist es aktuell  in den Worten von Austrian ein „seeyoulater“ und kein „goodbye“."

Dem Autor dieser Zeilen ist es an dieser Stelle ein persönliches Bedürfnis, diese sonst unsichtbaren Menschen mit diesem Beitrag zu würdigen und Ihnen ein großes Danke zu sagen - sie sind ebensolche Helden des Alltags wie die Mitarbeiter der Supermärkte, die unsere tägliche Versorgung garantieren.

(HP)