Bei den Einsätzen kam die eigens für den Transport von infektiösen Patienten entwickelte Patienten-Isolationseinheit zum Einsatz. Wie groß der organisatorische Aufwand für eine Repatriierung zur Zeit ist, zeigt der Fall von zwei COVID-19-Patienten, die nur mit der Unterstützung vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) von der Karibikinsel St. Martin (F/NL) zurück in die Schweiz geflogen werden konnten.
Die Organisation von Repatriierungen während der Corona-Pandemie stellt die Einsatzzentrale der Rega vor "große Herausforderungen", wie das Unternehmen anführt. Weltweit ändern sich Ein- und Ausreisebestimmungen laufend. Die Einsatzleiter müssen vor jeder Repatriierung mit den zuständigen Behörden klären, ob und unter welchen Bedingungen eine Einreise der Rega-Crew möglich ist sowie sicherstellen, dass der Patient ausreisen darf. Trotzdem waren die drei Ambulanzjets der Rega im März sehr häufig in der Luft: Rund 50 Patienten, die im Ausland verunfallt oder erkrankt waren, wurden zurück in ihre Schweizer Heimat geflogen. Unter anderem wurden Patienten aus Brasilien, Südafrika, Kambodscha oder Marseille repatriiert.
Unterstützung des EDA für Repatriierung aus St. Martin
In den letzten Tagen und Wochen haben die Jet-Crews über ein Dutzend COVID-19-Patienten oder Verdachtsfälle an Bord der Ambulanzjets geflogen. Die Organisation einiger dieser "Corona-Einsätze" gestaltete sich als besonders aufwändig, wie der Fall der Repatriierung eines Schweizer Ehepaars von der Karibikinsel St. Martin von Donnerstag, 2. April 2020, zeigt. Die beiden lagen in einem Spital im französischen Teil der Insel und mussten von dort mit einer Ambulanz über die geschlossene Grenze zum Flughafen gefahren werden, der auf holländischem Territorium liegt. Erst mit der Unterstützung des EDA, welches bei den Botschaften der beiden Ländern intervenierte, kamen die notwendigen Bewilligungen für den Grenzübertritt zustande. Umgekehrt unterstützt die Rega das EDA mit dem Know-How aus ihrer Jet-Einsatzzentrale und ist Teil eines EDA-Krisenstabes, der die bisher größte Rückholaktion von Schweizer Touristen und Geschäftsreisenden koordiniert.
Transport von COVID-19-Patienten in Patienten-Isolationseinheit
Bei Repatriierungen von COVID-19-Patienten kommt in den meisten Fällen die vor fünf Jahren entwickelte Patienten-Isolationseinheit (PIU) zum Einsatz, welche den Transport von Patienten mit ansteckenden Krankheiten im Ambulanzjet ermöglicht. Rega-Chefarzt Dr. Roland Albrecht, unter dessen Leitung die PIU entwickelt wurde, erklärt: "Der Patient wird vor dem Einladen in den Ambulanzjet in einer Art Schutzzelt gemäß einem strikten Ablauf isoliert, was das Risiko einer Ansteckung der Jet-Crew während des Fluges verhindert." Ein weiterer Vorteil sei, dass der Jet danach nicht gereinigt und desinfiziert werden müsse, sondern für einen neuen Einsatz sofort wieder zur Verfügung stehe.
Bei der Repatriierung aus St. Martin wurde nun zum ersten Mal ein Transport mit zwei PIUs in einem Ambulanzjet durchgeführt. Es werden derzeit aber auch COVID-19-Patienten ohne das System transportiert, weil die Anzahl PIU begrenzt ist: "Vor allem bei künstlich beatmeten Patienten können wir eher darauf verzichten, weil das geschlossene Beatmungssystem die Ansteckungsgefahr für die Crew bereits genügend minimiert", so Albrecht. Dann müsse die medizinische Crew jedoch auch während des Fluges Schutzanzüge tragen.
Unterstützung von anderen Staaten und Organisationen
Sofern Kapazitäten verfügbar sind, stehen die drei Rega-Jets auch anderen Staaten und Organisationen zur Verfügung. Am Sonntag, 29. März 2020, hat die Rega beispielsweise zwei und am Donnerstag, 2. April 2020, vier schwer erkrankte und beatmete COVID-19-Patienten von Bozen (I) respektive Bergamo (I) in insgesamt drei Einsätzen nach Leipzig (D) geflogen. Für die intensivmedizinische Betreuung während der Flüge waren jeweils zwei medizinische Rega-Crews an Bord – bestehend aus je einem Flugarzt und einer Intensivpflegefachkraft. Die Verlegung der Patienten war Teil einer europäischen Solidaritätsaktion, bei welcher beispielsweise deutsche Krankenhäuser, die noch über freie Intensivbetten verfügen, italienische und französische COVID-19-Patienten aufnahmen.
(red Aig / Rega)