Punktlandung

AUA-Rettung: Warum es das Unternehmen wert ist

Foto: Austrian Wings Media Crew

Viel wird dieser Tage darüber diskutiert, ob man die AUA retten soll oder nicht. Zahlreiche Gründe sprechen dafür, den rot-weiß-roten Traditionscarrier am Standort Wien zu erhalten. Ein Kommentar aus aktuellem Anlass.

Rund 800 Millionen Euro braucht die durch die COVID-19-Pandemie flügellahm gewordene AUA, um (vorerst) überleben zu können. Dabei geht es nicht nur um den Erhalt von möglichst vielen der derzeit 7.000 Jobs; nein, die AUA ist auch systemrelevant für Österreich. Insgesamt hängen (je nach Betrachtung) bis zu 95.000 Arbeitsplätze an der Luftfahrtbranche, deren wichtigster Player in Österreich die AUA ist.

Laut der österreichischen Wirtschaftskammer trägt die AUA fast drei Milliarden Euro zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt bei, Fluggäste und Touristen machen noch einmal in Summe mehr als 850 Millionen Euro aus. Allein im vergangenen Jahr kamen mehr als zehn Millionen Passagiere mit dem Flugzeug nach Österreich, ein großer Teil von ihnen mit der AUA.

Von den knapp 32 Millionen Passagieren am Flughafen Wien im Jahr 2019 wurden fast 14 Millionen durch die AUA befördert. Davon nutzten etwa 50 Prozent den Flughafen als Drehkreuz. Diese nackten Zahlen alleine zeigen, wie wichtig eine große und gesunde AUA für den Wirtschaftsstandort Österreich ist.

Es gibt aber auch noch andere bedeutende Punkte, die nicht unerwähnt bleiben dürfen: Bei jeder Krise stand die AUA sprichwörtlich "Gewehr bei Fuß", um Österreicher aus dem Ausland heim zu holen - sei es beim Tsunami 2004, oder während der aktuellen Corona-Pandemie. Zudem ist nur die AUA in der Lage, die derzeitige Luftbrücke zur Versorgung Österreichs mit medizinischer Schutzausrüstung aus Asien in der aktuellen Form aufrecht zu erhalten. Keiner der in Wien ansässigen "Rosinenpicker" der Billigflieger-Zunft wäre dazu auch nur ansatzweise in der Lage. Allein heute treffen wieder zwei Behelfsfrachter der AUA aus China in Wien ein.

Und last, but not least, sollte man auch bedenken, wie die AUA ihre soziale Verantwortung gegenüber der Belegschaft lebt. Alle Mitarbeiter sind zwar in Kurzarbeit, größere Kündigungen aufgrund von Corona gab es bis dato keine. Auch wenn dieser Schritt in naher Zukunft wohl unvermeidlich ist, so hat die AUA in der Vergangenheit bei Sparpaketen stets eine freiwillige Großzügigkeit in Form von Sozialpaketen gezeigt, wenn sie sich von Mitarbeitern trennen musste, Stichwort freiwillige Abfertigung oder Arbeitsstiftung. Außerdem sind sämtliche Mitarbeiter mit ordentlichen Verträgen in Österreich sozialversichert, und es gibt eine Personalvertretung.

Dem gegenüber steht der Mitbewerb aus der Sparte der Billigflieger, die beispielsweise Mitarbeiter im Krankenstand mit Drohbriefen einschüchtern und anschließend kündigen. Die einen Betriebsrat öffentlich als "illegal" bezeichnen und ihm den Zutritt zum Firmensitz verwehren wollen. Die Piloten vor die Tür setzen, wenn sie Bedenken äußern, weil sie sich außerstande sehen, unter den gegebenen Umständen ihre Arbeit ordnungsgemäß zu erledigen. Die derart Druck auf die Mitarbeiter aufbauen, dass diese sich krank zum Dienst schleppen und dann mitunter während eines Fluges kollabieren und ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Die wegen fragwürdiger Praktiken bei der Behandlung von Beschwerden und berechtigten finanziellen Forderungen durch Kunden immer wieder in die Kritik von Konsumentenschutzverbänden geraten. Die Flugbegleiter, deren vorrangige Aufgabe die Erhaltung der Sicherheit an Bord ist, feuern, weil sie beim Bordverkauf nicht genügend Umsatz erzielen. Und das war nur ein kleiner Auszug aus dem sprichwörtlichen "Sündenregister" eines anderen Airline-Sektors, welcher aus genau diesen Gründen keinen Cent Unterstützung vom Staat erhalten sollten.

Vor diesem Gesamtbild führt an einer - wie auch immer umgesetzten - Rettung der AUA kein Weg vorbei, wenn man nachhaltigen Schaden vom Wirtschaftsstandort Österreich abhalten will. Denn dieses Land braucht einen starken Netzwerk-Homecarrier, der es mit der Welt verbindet. Das hat die Geschichte der AUA in den vergangenen 60 Jahren ganz klar gezeigt. Und so bin ich zuversichtlich, dass sich die AUA nach dem Ende der Krise wie Phönix aus der Asche wieder in die Lüfte erheben und die rot-weiß-rote Heckflosse in alle Welt tragen wird.

Text: P. Huber

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.