Österreich

Neuer KV: Pilotenverband um Flugsicherheit bei LaudaMotion besorgt

Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Sicherheit ist die wichtigste Prämisse, nicht das billigste Ticket.

2017 war das sicherste Jahr weltweit, seit es die Passagierluftfahrt gibt. Seither verschlechtert sich die Bilanz wieder. Noch sind viele Airlines ausgestattet mit Kollektivverträgen, die ein zusätzliches Sicherheitsnetz bieten, so die Austrian Cockpit Association, kurz ACA.

Mit dem neuen Kollektivvertrag, das vom Management bei Laudamotion den Beschäftigten jetzt vorgelegt wurde, wird dieses Netz löchriger; warnt der Verband. Der neue Vertrag sieht einen 5:3 Roster vor, d.h. man fliegt 5 Tage und hat dann 3 Tage frei. Klingt gut, aber die Tücke liegt im Detail. Wer Frühdienst hat, muss an fünf Tagen hintereinander seinen Dienst um 5:00 Uhr oder früher beginnen und dann ggf. einen 12-Stunden Dienst (oder sogar noch länger) absolvieren. Es kommt dabei nachweislich zu einer Akkumulation von Schlafdefiziten, das wiederum birgt das Risiko einer stark verminderten „Situational Awareness“ mit möglichen, verheerenden sicherheitsrelevanten Folgen, gibt die ACA zu bedenken. Viele renommierte Airlines verfügen über Tools (Safety Algorithmen) in ihrer Planung, die verhindern, dass solch ein Dienstplan überhaupt erstellt wird. Indes kann bei Laudamotion, wenn es die Produktion verlangt, auch auf einen 5:2 Roster reduziert werden, sind Fachleute besorgt.

"Sonderurlaub für die Geburt eines Kindes oder einen Todesfall: gestrichen. Dafür behält man sich bei Laudamotion vor, einen Teil des Jahres-Urlaubs dann anzuordnen, wenn sich weitere Flüge mit der EU-Flugdienstzeitbeschränkung nicht ausgehen. Somit wird Urlaub, der der Erholung dienen soll, dazu verwendet, ausbeuterische Dienstpläne zu kompensieren!", ist die ACA empört.

Die Erholung und die Ausgeglichenheit des fliegerischen Personals zählt ohnehin nicht viel bei Laudamotion, heißt es in der ACA-Aussendung weiter. Es scheint laut der Interessenvertretung der Berufsflugzeugführer daher nötig zu sein, im Kollektivvertrag festzuhalten, „dass Piloten, die den Dienstplan und ihre Kollegen unnötig stören, die Tage im Folgemonat einarbeiten müssen“.

Und schließlich die Gehälter: Vordienstzeiten werden abgeschafft, das trifft vor allem junge Copiloten und Copilotinnen. Ihre Verluste mit dem neuen KV wären eklatant, sie müssten mit 2/3 des bisherigen, ohnehin nicht üppigen Gehalts auskommen, heißt es. "Die von der Airline großspurig kolportierten Gehälter können höchstens von wenigen Auserwählten erreicht werden, jene, die mit der Gunst des Managements viele Flüge übernehmen dürfen und damit viele Stunden fliegen können, denn das Einkommen ist nach Flugstunden-Leistung gestaffelt", betont die ACA. Das wiederum führe zu prekären Einkommensverhältnissen bei Piloten und Pilotinnen - Sorgen und Unsicherheit haben aber in einem sicheren Cockpit nichts verloren, darin sind sich alle renommierten Experten einig.

Vergegenwärtigen sollte man sich in diesem Zusammenhang, dass die Airline laut Bloomberg (www.bloomberg.com) nun einen 750 Mio. USD Kredit von Großbritannien erhalten wird. Staatliche Unterstützung für Airlines – diese wurden bislang von der LaudaMotion-Mutter Ryanair heftig kritisiert - dient jetzt der Auffettung des RYR Barvermögens auf 4.4 Milliarden USD.

"ACA ruft zum wiederholten Mal dazu auf, dass Schluss sein muss mit diesen Praktiken! Low Cost Airlines wollen nun den Markt mit super-billigen Tickets überschwemmen, den Preis dafür zahlen die Mitarbeiter und am Ende auch die Passagiere, wenn die Sicherheit mit fragwürdigen Dienstzeiten und prekären Arbeitsbedingungen torpediert wird",  fordert Isabel Doppelreiter, ACA Präsidentin.

(red / ACA)