Am 29. Jänner 2019 kam es in Ohio zur Tragödie, als ein Hubschrauber vom Typ Bell 407 (Reg.: N191SF) auf dem Weg zu einem Transferierungseinsatz abstürzte und alle drei Besatzungsmitglieder ums Leben kamen - Austrian Wings berichtete. Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschten schlechte Witterungsbedingungen; ein anderes Flugrettungsunternehmen hatte die Anforderung für den Ambulanzflug zuvor bereits auf Grund dieser Umstände abgelehnt. Rasch tauchten auch Indizien auf, die vermuten ließen, dass es das betroffene Unternehmen "Survival Flight" mit der Sicherheitskultur womöglich nicht so ernst nehmen könnte wie andere Betreiber und Aufträge um jeden Preis annehmen würde, selbst bei kritischen Witterungsbedingungen. Die Konkurrenzsituation am amerikanischen Flugrettungsmarkt ist teils unerbittlich und führt immer wieder zu derart fatalen Entscheidungen.
Der jetzt veröffentlichte Bericht der US-Flugunfallermittler (NTSB) bestätigt die Vermutungen vollinhaltlich.
Der Absturz sei auf die "inadäquate Sicherheitskultur des Unternehmens" zurückzuführen, so die Behörde. "Dieser Unfall wurde durch die Handlungsweise und Unternehmensphilosophie von 'Survival Flight' geradezu heraufbeschworen", sagt NTSB-Chairman Robert L. Sumwalt. "Bedauerlicherweise haben wir mit diesem Fall einmal mehr gesehen, wie mangelhafte Sicherheitskultur zur Tragödie führen kann", so der NTSB-Vorsitzende.
Die Flugdatenauswertung zeigte, dass der Helikopter, welcher ausschließlich für Sichtflug (VFR) zugelassen war, in einer Höhe zwischen 900 und 1.700 Fuß über Grund unterwegs war, als er in den frühen Morgenstunden zwei Schlechtwetterfronten mit Schneeschauern durchflog. Nur kurze Zeit später verringerte sich die Sicht noch einmal dramatisch, die Pilotin Jennifer T. (34) entschied sich zu einer 180-Grad-Wende, augenscheinlich um in eine Zone mit besseren Sichtbedingungen zu fliegen. Sie war dabei jedoch nicht mehr imstande, eine sichere Flughöhe einzuhalten und kollidierte im Zuge des Umkehrmanövers mit Bäumen, was zum sofortigen Absturz der Maschine in dicht bewaldetem Gebiet führte.
Im Zuge der Unfallerhebungen führten die NTSB-Ermittler zahlreiche Gespräche mit "Survival Flight"-Mitarbeitern und ehemaligen Beschäftigten des Unternehmens. Dabei wurde bestätigt, dass es seitens des Managements großen Druck gab, Flüge auch unter ungünstigen Witterungsbedindungen durchzuführen, oder auch Aufträge anzunehmen, welche von anderen Gesellschaften bereits wegen Schlechtwetters abgelehnt worden waren.
Ebenfalls stellte sich heraus, dass die Crews von "Survival Flight" regelmäßig gegen Sicherheitsbestimmungen im Zuge der Flugvorbereitung verstoßen hatten. Die Einhaltung der geltenden Regelungen hätte den tragischen Absturz jedenfalls verhindert, so die NTSB-Schlussfolgerung.
(red Aig)