Ryanair schließt ihre unter der Marke LaudaMotion betriebene Basis in Wien mit 29. Mai. Das gab die Airline heute bekannt und erklärte, dass dadurch 300 "gut bezahlte Arbeitsplätze" verloren gehen. Gleichzeitig beschuldigte das austro-irische Management der Ryanair-Tochter LaudaMotion die Gewerkschaft, daran schuld zu sein.
Bei Brancheninsidern sorgt das für Kopfschütteln: "Von gut bezahlt kann angesichts eines Basisgehalts für Flugbegleiter, das sogar unter der Mindestsicherung in Wien liegt, kaum die Rede sein."
Zudem sehen Fachleute durch die Arbeitsbedingungen des neuen KV, dessen Unterzeichnung die Gewerkschaft verweigerte, auch die Flugsicherheit bei LaudaMotion in Gefahr.
Persönlicher Kommentar des Autors
Auch wenn es um die Arbeitsplätze schade ist, das Ende von LaudaMotion fällt in die Kategorie "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende". Denn bei dem österreichischen Ryanair-Ableger herrschte ein Klima der Angst, die Mitarbeiter wurden - so schilderten es Betroffene immer wieder gegenüber Austrian Wings und gegenüber der Arbeiterkammer - massivst unter Druck gesetzt, es hagelte Kündigungen im Krankenstand und Drohbriefe, wenn man es wagte, sich krank zu melden. Gleichzeitig verweigerte das Management die Anerkennung eines gewählten Betriebsrates und führte Arbeitsverträge mit teils sittenwidrigen Klauseln über eine irische Leiharbeitsfirmenkonstruktion ein. Das war nur eine kleine Aufzählung dessen, was nahezu tagtäglich an verzweifelten Rückmeldungen in der Austrian Wings Redaktion einlangte. Um ein Unternehmen, das derartig unethisch arbeitet, ist es sicher nicht schade. Es ist gut, dass die Gewerkschaft hart geblieben ist, denn Ryanair/LaudaMotion-Chef Michael O'Leary und seine Marionetten-Geschäftsführung im LaudaMotion-Büro in Schwechat müssen wissen, dass in Österreich klare Gesetze und die Sozialpartnerschaft zu gelten haben. Wer das nicht akzeptiert, der darf als Unternehmer keinen Platz in diesem Land haben.
Ebenfalls ethisch fragwürdig ist das Verhalten des Vorstandes der Flughafen Wien AG in dieser Causa. In einer Aussendung kritisiert Vorstand Günther Ofner die Gewerkschaft ebenfalls. Im Umkehrschluss bedeutet das freilich nichts anderes, als dass der Flughafenvorstand es offensichtlich absolut in Ordnung findet, wenn Menschen mit einem Gehalt unter der Armutsgrenze und unter der Mindestsicherung abgespeist werden sollen, und dadurch womöglich nichts anderes mehr als moderne Arbeitssklaven sind. Ein solches Verhalten ist schlichtweg erbärmlich.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sich die Gewerkschaft nicht auf politischen Druck hin erpressen lassen wird, diesen Schand-KV doch noch zu unterzeichnen. Eine Einigung, und eine solche ist jedenfalls wünschenswert, kann es nur geben, wenn sich Ryanair anständig verhält und den Mitarbeitern ordentliche Löhne bezahlt, sie direkt anstellt und mit widerwärtigen Praktiken wie "Sick Letters" aufhört. Milliardengewinne auf Kosten der Menschen, die sie erwirtschaften darf es nicht geben.
(red HP)