Ein Antidumping-Gesetz, das einen de facto Mindestflugpreis von 40 Euro pro Flug festlegt, hat die Regierung im Zuge der AUA-Rettung beschlossen. Das ist gut und doch zu wenig. Fliegen muss teurer werden, weil schon unsere Großeltern wussten, dass etwas, das nichts kostet, auch nichts wert ist.
Denn die Dumpingpreise mit denen so mancher Billigflieger den Markt regelrecht überflutet und damit letztendlich zerstört, gehen nicht selten zu Lasten des Personals und damit womöglich langfristig auch auf Kosten der Sicherheit: Piloten und Flugbegleiter, die über dubiose Leiharbeitsfirmen-Konstrukte angestellt sind und mitunter für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit im Schichtdienst weniger verdienen, als jemand, der von Montag bis Freitag im Büro arbeitet; Piloten und Flugbegleiter, die im Krankenstand massiv unter Druck gesetzt werden, mitunter auch ihren Job verlieren und sich deshalb - mit Medikamenten "gedopt" - krank in den Dienst schleppen, und damit aus Angst um ihren eigenen Arbeitsplatz vorsätzlich die Sicherheit ihrer Passagiere aufs Spiel setzen; Techniker, die unter dem Druck des Managements verzweifeln und bei der Wartung der Maschinen deshalb womöglich Fehler machen, die sicherheitsrelevant sein könnten. Das alles ist ein Teil der Kehrseite des billigen Fliegens, und während es in Asien oder Afrika schon zu tödlichen Unfällen mit Billigfliegern gekommen ist, blieb Europa bisher glücklicherweise davon verschont. Die Frage ist nur: Wie lange kann das noch gut gehen?
Das neue Antidumping-Gesetz der Regierung könnte diese Abwärtsspirale stoppen. Allerdings ist es ausbaufähig. Ein Flugticket sollte pro Strecke inklusive Taxen nicht unter 100 Euro kosten. An diejenigen, die jetzt entsetzt aufschreien: Nein, das ist bei objektiver Betrachtung überhaupt nicht teuer, ganz im Gegenteil. Den meisten Passagieren ist nur das Gefühl für die Wertigkeit einer Flugreise abhanden gekommen. Noch Ende der 1990er / Anfang der 2000er Jahre kostete ein Flug von Wien nach Berlin und wieder zurück über das Wochenende gut 5.000 Schilling, also etwa 300 Euro. Inflationsbereinigt wären das heute mindestens 400 Euro, wenn nicht noch mehr. Flog man unter der Woche, wurden rasch sogar 10.000 Schilling, umgerechnet etwa 700 Euro, fällig, und hier ist die Inflationsbereinigung noch gar nicht berücksichtigt. Zwei Beispiele, die zeigen, wie absurd billig die Tickets mittlerweile geworden sind.
Und nein, es gibt schlichtweg kein Menschenrecht auf billiges Fliegen. Wenn man sich keine Flugreise leisten kann oder will, muss man eben darauf verzichten - oder länger sparen, so wie das meine Eltern früher auch getan haben.
Das Wohl der Menschen, die in der Branche arbeiten und die Sicherheit der Passagiere müssen oberste Priorität haben. Das lässt sich auf Dauer aber nur mit wirklich kostendeckenden Flugtarifen sicherstellen, die es den Airlines auch erlauben, ihre Mitarbeiter fair zu bezahlen und sie nicht massiv unter Druck setzen zu müssen.
Vielleicht hat die Corona-Krise uns die Chance gegeben, diesen dringend notwendigen Weg endlich zu gehen.
Text: P. Huber
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.