Punktlandung

Behörde brauchte 14 Jahre für Abschlussbericht zu Flugunfall

Pilot am Steuerknüppel eines Bell 206, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew

Am 15.Juli 2006 führte ein Pilot erfolgreich eine Notlandung mit seinem Bell 206L Long Ranger durch. Doch erst 14 Jahre später schaffte es die für die Untersuchung verantwortliche Stelle, einen Abschlussbericht zu publizieren. Zum Vergleich: Beim Absturz von SR 111 im Jahr 1998 mit 229 Todesopfern benötigten die kanadischen Unfallermittler gerade einmal fünf Jahre für ihren Bericht, obwohl 15.000 Leichenteile und Millionen Wrackteile erst vom Meeresgrund geborgen werden mussten. Was dazu führte, dass die österreichischen Ermittler trotz eines vollständig vorhandenen Helikopters und eines lebenden Piloten als Zeugen fast dreimal so lange benötigten, wird wohl ewiges Geheimnis der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes bleiben.

In rund 1.500 Fuß Höhe über Grund war Helmut Leitner an jenem Tag mit seinem Bell 206L Long Ranger im Gemeindegebiet von Maria Lankowitz in der Steiermark unterwegs. An Bord befanden sich außerdem drei Passagiere. Während des Fluges fing die Turbine Feuer und es kam in der Folge zu einem Triebwerksausfall. Der Pilot reagierte prompt und führte ein Autorotation durch - ein anspruchsvolles Notlandeverfahren, das jeder Pilot in der Ausbildung lernt.

Beim Aufsetzen des Helikopters kam es aufgrund der geringen Rotordrehzahl und der Neigung des Geländes dazu, dass der Hauptrotor Berührung mit dem Heckausleger hatte. Anschließend löschte Leitner den Triebwerskbrand manuell mit dem an Bord befindlichen Feuerlöscher.

Obwohl also alle Voraussetzungen für eine rasche Untersuchung gegeben waren, schaffte es die zuständige Behörde erst im August 2020, also nach sage und schreibe 14 Jahren, den Abschlussbericht zu dem Unfall zu veröffentlichen, in dem sie zu dem Schluss kam, dass das Triebwerksversagen von einem Blattbruch am Laufrad der dritten Turbinenstufe P/N 23065833 mit geschlitzten Deckbändern herrührte.

Es ist dies übrigens die gleiche Behörde, deren Mitarbeiter einen derart skandalös-fehlerhaften Bericht zum Absturz eines Polizeihubschraubers in den Achensee, produziert haben, dass der tragische und bis heute de facto ungeklärte Unfall jetzt durch eine internationale Kommission neu untersucht werden soll.

Und auch zwei Schreiberlinge eines nach eigener Definition Qualitätsmediums offenbaren in Zusammenhang mit der erfolgreichen Notlandung von Helmut Leitner wieder einmal ihre "Kompetenz" in Luftfahrtfragen: Aus der erfolgreichen Autorotations-Notlandung des Piloten mach(t)en sie wiederholt einen "Absturz", was objektiv gesehen falsch und damit völliger Schwachsinn ist. Die gleichen Journalisten hatten auch schon bei einer anderen erfolgreichen Notlandung nicht nur einen vermeintlich "Absturz" erfunden, sondern auch ein nicht existierendes COVID-Flugverbot, und zudem nachweislich unzutreffende Behauptungen im Falle des Achenseeabsturzes aufgestellt, denen sogar von offizieller Behördenseite widersprochen wurde.

Ich, und viele andere Menschen aus der Luftfahrtbranche, fragen sich, was eigentlich schlimmer ist: Die offensichtliche Inkompetenz (verbunden mit offensichtlichem Personalmangel) jener Stelle, die in Österreich Flugunfälle untersucht oder der Möchtegern-Aufdeckerjournalismus gewisser Zeitungsmitarbeiter, die wieder einmal gezeigt haben, dass sie augenscheinlich entweder von der Materie nicht wirklich Ahnung haben, oder dass ihnen falsche, dafür aber reißerisch klingende Formulierungen, mutmaßlich  wichtiger sind als die sachlich-neutrale Wiedergabe der tatsächlichen Fakten.

Text: TuG

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.