Der Flughafenbetreiber Fraport hat durch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie im ersten Halbjahr einen massiven Umsatzrückgang und ein deutlich negatives Konzern-Ergebnis verzeichnet. Erwartungsgemäß blieb die operative Entwicklung im zweiten Quartal noch hinter dem bereits schwachen ersten Quartal zurück. In den Monaten April bis Juni verringerte sich das Passagieraufkommen am Flughafen Frankfurt gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 94,4 Prozent. Im ersten Halbjahr lag der Rückgang bei 63,8 Prozent. Auch an den internationalen Beteiligungsflughäfen ist der Passagierverkehr im zweiten Quartal weitgehend zum Erliegen gekommen.
Massiver Rückgang beim Umsatz – negatives Konzernergebnis
Der Konzernumsatz brach im ersten Halbjahr um 48,9 Prozent auf 910,6 Millionen Euro ein. Bereinigt um Erlöse, die im Zusammenhang mit Ausbauinvestitionen in den internationalen Konzerngesellschaften stehen (nach IFRIC 12), verringerte sich der Umsatz um 47,6 Prozent auf 720,4 Millionen Euro. Das Konzern-EBITDA ging um 95,6 Prozent auf 22,6 Millionen Euro zurück. Das Konzern-EBIT belief sich auf minus 210,2 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2019: 279,1 Millionen Euro). Ebenfalls deutlich negativ war das Konzern-EBT mit minus 308,9 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2019: 214,8 Millionen Euro). Das Konzern-Ergebnis lag bei minus 231,4 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2019: 164,9 Millionen Euro). Mit Ausnahme der Beteiligung in Lima lieferten auch alle internationalen Beteiligungen einen negativen Ergebnisbeitrag.
Schulte: „Tiefpunkt überschritten – aber Erholung läuft langsam“
Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG: „Mit Beginn der Lockerung der Reiserestriktionen ab Mitte Juni haben wir den Tiefpunkt überschritten und bieten mittlerweile wieder viele attraktive Ziele und Verbindungen ab Frankfurt an. Allerdings erholen sich die Passagierzahlen nur langsam. Aktuell liegen wir an unserem Heimatstandort auf Wochenbasis immer noch rund 79 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Unsicherheit im Luftverkehr bleibt angesichts weiterhin bestehender Einschränkungen und teilweise wieder steigender Infektionsraten hoch. Diese Situation stellt unser Unternehmen und die gesamte Branche vor große Herausforderungen.“
Weitere Maßnahmen zur Kostensenkung geplant
Als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie hat Fraport frühzeitig Kosten reduziert und Kurzarbeit eingeführt. Im zweiten Quartal waren mehr als 16.000 der rund 22.000 Beschäftigten der Konzern-Gesellschaften am Standort Frankfurt in Kurzarbeit. Durchschnittlich war die Arbeitszeit in diesem Zeitraum über die gesamte Belegschaft um rund 60 Prozent reduziert. Auch Teile der luft- und landseitigen Infrastruktur wurden vorübergehend außer Betrieb genommen, um die Kosten zu senken. Betrieblich nicht zwingend notwendige Sachausgaben wurden gestrichen und geplante Investitionen – mit Ausnahme von Terminal 3 – stark reduziert oder zeitlich geschoben. In Summe hat Fraport hierdurch den operativen Aufwand im zweiten Quartal im Konzern um knapp 40 Prozent (ohne Aufwendungen im Zusammenhang mit der Anwendung von IFRIC 12) und am Standort Frankfurt um rund 30 Prozent reduziert.
Schulte: „Wir haben in der Krise schnell und umfassend reagiert, um die Kosten kurzfristig zu senken. Aber dies wird mittelfristig nicht ausreichen. Wir gehen davon aus, dass das Passagiervolumen in Frankfurt selbst in den Jahren 2022/2023 noch um rund 15 bis 20 Prozent unter dem bisherigen Höchstwert von 2019 liegt. Deshalb müssen wir unser Unternehmen verschlanken und noch effizienter aufstellen.“
Es ist geplant, rund 3.000 bis 4.000 der insgesamt rund 22.000 Stellen in den Konzern-Unternehmen am Standort Frankfurt abzubauen. Neben der natürlichen Fluktuation und dem weitgehenden Verzicht auf Neueinstellungen sollen verschiedene sozialverträgliche Maßnahmen eingesetzt werden. Hierzu ist die Unternehmensführung in Gesprächen mit den Vertretern der Arbeitnehmer. Inwieweit auch betriebsbedingte Kündigungen erforderlich werden, wird wesentlich von der Umsetzung der sozialverträglichen Maßnahmen abhängig sein.
Liquiditätsreserven aufgestockt
Fraport hat im ersten Halbjahr des Jahres rund 1,3 Milliarden Euro an zusätzlicher Finanzierung aufgenommen und im Juli mit einer Anleiheemission die Liquidität um weitere rund 800 Millionen Euro erhöht. Aktuell verfügt das Unternehmen damit über knapp 3 Milliarden Euro an liquiden Mitteln und zugesicherten Kreditlinien. Damit ist die Liquidität mindestens bis zum Ende des Jahres 2021 abgesichert.
Ausblick
Für den Flughafen Frankfurt wie auch für alle Konzern-Flughäfen erwartet Fraport für das laufende Jahr Verkehrsrückgänge im hohen zweistelligen Prozentbereich. Der Vorstand hält grundsätzlich an dem gegebenen Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 fest. Er erwartet ein negatives Konzern-EBIT und ein deutlich negatives Konzern-Ergebnis.
Schulte: „Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden uns weit über das laufende Jahr hinaus begleiten und die Branche nachhaltig verändern. Deshalb richten wir unsere Planungen jetzt auf die neue Normalität aus, die wir voraussichtlich in den Jahren 2022/2023 erreichen werden. Von diesem neuen Aufsatzpunkt aus erwarten wir wieder ein langfristiges, moderates Wachstum. Deshalb halten wir auch an dem Bau von Terminal 3 fest. Wir sind überzeugt, dass die Menschen weiterhin die Welt entdecken möchten und der Luftverkehr ein Wachstumsmarkt bleibt.“
(red / FRA)