Reportagen

GlobeAir – wo der Kunde im Mittelpunkt steht

Firmenchef Bernhard Fragner - Foto: Globeair

Wenn Sie an die größte österreichische Fluglinie denken, kommt Ihnen sicher die Airline mit dem rot gefärbten Leitwerk in den Sinn. Falsch gedacht, tatsächlich ist die größte, sich im Besitz eines Österreichers befindliche, Airline die in Linz-Hörsching ansässige Bedarfsfluglinie GlobeAir, welche mit ihren Cessna Citiation Mustang Jets seit Jahren den boomenden Markt der Very Light Jets in Europa erfolgreich abdeckt. Ein Hintergrundbericht zu einem der erfolgreichsten österreichischen Luftfahrtunternehmen.

GlobeAir Gründer Bernhard Fragner träumte schon in jungen Jahren von einer Karriere als Pilot. Dass er jedoch einmal selbst Pilot seiner eigenen, 20 Flugzeuge starken Fluglinie sein würde, war nicht Teil seines Plans. Zwölf Jahre nach der Gründung des Charterunternehmens für Privatjets zählt GlobeAir nicht nur zu den Marktführern der europäischen Geschäftsfliegerei, sondern auch zu den (aviatischen) Gewinnern der Coronakrise.

Die Covid-19 Pandemie hat die Luftfahrtbranche weltweit hart getroffen und während die Nachfrage nach Flügen europaweit stetig sinkt, im August verzeichnete die Flughafenorganisation ACI (Airport Council International) einen Passagierrückgang von -71%, konnten andere Bereiche der Luftfahrt sogar einen leichten Zuwachs verzeichnen. So etwa die Bedarfsflugunternehmen des D-A-CH Marktes und speziell das Segment der Very Light Jets, jener kleinen und im Betrieb kostengünstigen Businessjets, zu denen auch GlobeAir Flotte zählt. Konkret bedeutete dies für GlobeAir im August ein Umsatzplus von +21,4%, einen Passagierzuwachs von +11,9% und einen Anstieg der durchgeführten Flüge (1248) um +10,7% im Vergleich zum Vorjahr.

Heimatbasis von Globeair ist der Flughafen Linz - Foto: Martin Dichler

Für diese Zuwächse sind mehrere Faktoren verantwortlich. Zum einen der enorme Zeitvorteil eines Privatfluges, zum anderen das geänderte Reiseverhalten der Passagiere. Die, sich ständig ändernden Reisebestimmungen sowie die Angst vor Covid-19 verunsichert derzeit viele Reisende, die beispielsweise eine Ansteckung an Bord befürchten, da man trotz modernster Filtersysteme mehrere Stunden mit einer Großzahl fremder Menschen auf engstem Raum am Flughafen, als auch an Bord von Flugzeugen verbringen muss.

Ein GlobeAir Flug bietet hier natürlich eine gute Alternative, den während man als auf einem Linienflug mit bis zu 700 Kontaktpunkten in Berührung tritt, reduziert sich diese Zahl auf einem privatem Businessflug auf gerade mal 20.

Leidenschaft, Motivation und ein nie enden wollender Optimismus
Österreich ist zwar ein kleines Land, doch trotz seiner überschaubaren Größe ist es reich an Erfindungsgeist und Menschen, die an ihre Träume glauben. Einer dieser Menschen ist der Luftfahrtpionier Bernhard Fragner. Der Gründer und Geschäftsführer des Privatjetanbieters GlobeAir hat mit 26 Jahren seine Ausbildung zum Privatpiloten absolviert, nachdem er in seinem bisherigen Berufsleben Stunden um Stunden im Pkw verschwendet hat, um von einem Geschäftstermin zum anderen zu reisen.

Schon bald wurden berufliche Termine mit einer einmotorigen Cessna 172 in einer wesentlich kompakteren Reisezeit wahrgenommen. Fragner musste allerdings feststellen, dass dieses Fluggerät für längere Strecken ungeeignet war, weshalb er, gemeinsam mit Freunden, ein ehemaliges Ausbildungsflugzeug der AUA Tochter ÖLS (Österreichische Luftschule) ankaufte. Diese zweimotorige Cessna 310 wurde schnell zum „Alltagsauto“ für ihn und seine Geschäftsreisen. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch die Idee, sich mit einer eigenen Fluglinie selbstständig zu machen, welche er nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema Business Aviation, auch in die Tat umsetzte. Zumindest fast, denn wie Fragner feststellen musste, ist eine Unternehmensgründung in Österreich mit so manchen, behördlichen und parteipolitischen Hindernissen verknüpft.

„Geht nicht – gibt`s nicht“ findet sich allerdings nicht im Wortschatz eines Bernhard Fragner und so setzte er alle Hebel in Bewegung, um an eine Betriebslizenz (AOC) für seine, im Aufbau befindliche Fluglinie zu kommen. Dies beinhaltete u.a. das Verfassen eines Schreibens an den damaligen österreichischen Verkehrsminister Hubert Gorbach, das wider Erwarten mit einer Einladung zu einem Gespräch führte, die den Weg zur Unternehmensgründung ebnete.

Inzwischen wurden aus privaten Quellen Gelder für eine Kaufoption über drei Citation Mustangs beim amerikanischen Flugzeughersteller Cessna hinterlegt und die Suche nach einem möglichen Investor für das Projekt GlobeAir gestartet.

„Bei meinem ersten Treffen mit dem oberösterreichischen Industriellen Friedrich Huemer (Polytec-Group) hat dieser plakativ meinen Businessplan vor meinen Augen in den Mistkübel geschmissen, mich jedoch gleichzeitig aufgefordert, zu einem neuerlichen Termin mit einem überzeugenden Businessplan auf einem A4 Blatt zu erscheinen“, so Fragner.

Huemer glaubte schließlich an den Erfolg des Projektes und investierte 2007 in die Gründung von GlobeAir. Knapp ein Jahr später, am 15. September 2008 wurde Bernhard Fragner sein gültiges AOC von Verkehrsminister Gorbach persönlich überreicht und noch am selben Tag startete GlobeAir zu ihrem ersten kommerziellen Flug nach Braunschweig.

Europäischer Marktführer
Sich als neues, österreichisches Bedarfsflugunternehmen am europäischen Markt zu behaupten, war allerdings kein einfaches Unterfangen, denn bereits der Start des GlobeAir Flugbetriebes , mit seinen damals neun Mitarbeitern und drei Maschinen, fiel auf einen denkbar schlechten Zeitpunkt, dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008.

Marktstudien hatten zuvor ergeben, dass bei 85% aller durchgeführten Businessjetflüge in Europa nur durchschnittlich ein bis zwei Passagiere befördert wurden. Das Businessmodell eines Flugbetriebes mit einer homogenen Very Light Jet Flotte mit nur vier Sitzen an Bord, leuchtete also ein. Gleichzeitig überschlugen sich während der Wirtschaftskrise die Anbieter mit einem ungeheuren Preiskampf, wie Fragner betont: „In den ersten Monaten wurde viel Geld verbrannt, doch die Zeit hat uns gelehrt, dass Unternehmen schlank aufzustellen. Unser Fokus liegt beim Kunden – wir haben uns immer gefragt, was will der Kunde? Von A nach B zu fliegen, kann ich mit jedem Fluggerät, wichtig ist für uns aber, immer den Fokus auf den Kunden zu legen und dessen Wünsche zu erfüllen.“

Privatsphäre und Komfort sind garantiert - Foto: Martin Dichler

Heute, zwölf Jahre nach der Gründung von GlobeAir, hält das Unternehmen einen Marktanteil von 54,9% am gesamten europäischen Businessverkehr. Die österreichische Fluglinie ist damit nicht nur zum europäischen Marktführer avanciert, sondern betreibt außerdem die größte Cessna Mustang Flotte der Welt. In Europa bieten fast 700 Privatjetanbieter ihre Dienstleistungen an, aber wohl kaum ein Unternehmen versteht sich so auf die Bedürfnisse seiner Kunden einzustellen, wie Fragners mehr als 140-köpfiges GlobeAir Team.

„Kunde, Kunde, Kunde. Der Kunde steht im Mittelpunkt meines Unternehmens und das 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr“, so Fragner. Der Erfolg scheint ihm recht zu geben, denn 2019 wurden mit seiner Fluglinie 11.500 Flüge durchgeführt und ein Umsatz von mehr als 35 Millionen Euro erwirtschaftet.

Privatjet: Nur etwas für Reiche & Schöne?
Natürlich stellt sich für den Kunden die Frage, was ein Flug an Bord eines Globe Businessjets kostet. Auf der GlobeAir Website www.globeair.com werden daher zahlreiche Preisbeispiele von beliebten Verbindungen, wie etwa für einen Flug von Salzburg nach Nizza um Euro 4.490 (für max. 4 Fluggäste) angeboten. Dieser Preis mag zunächst hoch erscheinen, doch die Anmiete eines größeren Businessjets oberhalb der Very Light Jet Kategorie würde den Flugpreis für die gleiche Strecke mindestens verdoppeln. Ebenfalls interessant ist der Vergleich des GlobeAir Angebots mit einem kurzfristig gebuchten Ticket herkömmlicher Airlines. So bot etwa Austrian Airlines zum Verfassungszeitpunkt dieses Berichts vier reguläre One-Way (Economy-Class) Tickets zwei Tage vor Abflug um Euro 2539 an. Die geplante Reisezeit zwischen den Destinationen würde laut AUA Website sieben bis acht Stunden (inkl. Bahnfahrt Salzburg-Wien) betragen. Wer lieber ab Salzburg mit der Muttergesellschaft Lufthansa über Frankfurt fliegen möchte würde nicht nur 15 Stunden für die Reise einplanen müssen, sondern auch Euro 3.814 für vier reguläre Business Class Tickets auf den Tisch legen. Vergleicht man also die Tarife mit den GlobeAir Preisen, so relativiert sich sehr schnell der Preis des Privatjetanbieters, weshalb Fragner den Irrglauben, Privatjetflüge seinen nur etwas für Celebrities, die sich den Flug mit Kaviar und Champagner versüßen, auch beiseite räumen möchte.

Das GlobeAir Produkt ist, laut Fragner, viel mehr in der Premium Business Class angesiedelt: „Zugegeben, wahrscheinlich sitzt man an Bord einer First-Class im Großraumjet viel bequemer als bei uns, aber unser Produkt ist viel mehr auf die Flexibilität und die Privatsphäre des Kunden ausgerichtet. Das Thema Zeit und damit verbunden die Möglichkeit den Flugplan individuell zu gestalten, spielt hier einen viel bedeutendere Rolle, als die Wahl des Fluggerätes.“

Der hohe Stammkundenanteil von 86 Prozent aus den Bereichen Business, Privatreisenden, Sportlern und Athleten, dürfte dem Unternehmen mit seinem Konzept durchaus recht geben. Wer selbst einmal den Luxus eines Privatjetfluges genießen möchte und bei der Wahl der Termine und Destinationen flexibel ist, dem sei empfohlen, regelmäßig auf der Website des Unternehmens nach den vielfach angebotenen Privatjet-Leerflügen zu suchen. Zum Zeitpunkt meiner Recherche fanden sich Beispielsweise Last-Minute Angebote für Überstellflüge auf den Strecken Linz-Zürich, Linz-Brüssel oder Salzburg-Nizza, um lediglich Euro 590 pro Flug.

Fit für die Zukunft
Der Ausbruch der Covid-19 Pandemie hatte auch bei Bernhard Fragner zunächst für schlaflose Nächte und Existenzängste gesorgt. Doch anstatt, wie manch andere Mitbewerber den Kopf in den Sand zu stecken und einfach abzuwarten, hat das GlobeAir Management beschlossen, das Geschäft auch während des Lockdowns weiter voranzutreiben. Beispielsweise wurden Flugzeuge und Crew europaweit aufgeteilt, um den nationalen Flugbetrieb auch während des Lockdowns weiter zu ermöglichen. Während viele Mitbewerber zu Verlierern der Krise wurden, hat der unerschütterliche Kampfgeist des GlobeAir Teams dazu geführt, dass trotz der Krise annähernd reguläre Umsätze eingeflogen werden konnten. Durch das geringe Angebot der Fluglinien während der Hauptreisezeit Juli und August konnte GlobeAir zusätzlich neue Kunden gewinnen und von ihrem Produkt überzeugen.

Modernste Technik im Cockpit - Foto: Globeair

Bereits lange bevor die Coronakrise die Luftfahrt zum Stillstand gezwungen hat, machte sich das Unternehmen Gedanken über eine Ausweitung seines Geschäftsfeldes im Bereich Touristik. Seit Beginn des Jahres verstärkt daher der Touristiker Dieter Pammer das GlobeAir Team, um den Kontakt, sowie die Zusammenarbeit mit touristischen Veranstaltern zu erweitern. Die ersten Erfolge wurden durch die Coronakrise noch einmal beschleunigt.

Auch über eine mögliche Ablöse der Mustang Flotte durch Flugzeuge der nächsten Generation wird in der Geschäftszentrale in Hörsching bereits laut nachgedacht. „Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird es zu einem Flottentausch kommen“, erläutert Fragner. Mögliche Kandidaten wären die Cessna Citiation M2, Embraer Phenom 100 EV oder der Honda Jet Elite, wobei solche Entscheidungen nicht über Nacht getroffen werden und die finale Typenwahl erst in den nächsten ein bis zwei Jahren getroffen werden soll.

Das GlobeAir „Dreamteam“, so wird die Fluglinie am Flugfunk übrigens gerufen, darf sich dank Luftfahrtpionier Bernhard Fragner und Investor Friedrich Huemer auf weitere, erfolgreiche Jahre am europäischen Himmel einstellen.

„Denn der Wunsch des Menschen nach Reisen wird immer gegeben sein“, gibt sich Fragner überzeugt.

Text: Martin Dichler