Reportagen

D-AQUI: Die womöglich letzte Reise der alten Tante Ju

Alle Fotos: Jan Frieben und Burkhard Jacobfeuerborn

Weil Lufthansa-Chef Carsten Spohr "Sicherheitsbedenken" für den Betrieb der Ju 52 der Lufthansa Berlin Stiftung geäußert, dies aber trotz vorliegen einer entsprechenden Tonaufnahme später dementiert hatte, wurde die D-AQUI stillgelegt - wir berichteten. Jetzt trat diese Legende der Lüfte auf dem Boden ihren - vorerst - letzten Weg an - ins Museum der "Quaxe". Ein Gastbeitrag aus Deutschland.

„Flughöhe Null“, ... die Dritte! oder Die vorletzte Reise der Lufthansa Ju52? Kürzlich trat die "Tante Ju" der Lufthansa erneut einen Bodentransport an.

Vor einem Jahr wurde, - wie berichtet - , die Ju52 D-AQUI der „Deutschen Lufthansa Berlin Stiftung“ (DLBS) aus Ihrer Heimatstadt Hamburg vom Gelände der „Lufthansa Technik“ entfernt und in Bremen am Hafen zusammen mit dem gestoppten Projekt „Super Star Constellation“ der Lufthansa eingelagert.

Da die Stiftung satzungsgemäß ihre Flugzeuge der Öffentlichkeit zur Besichtigung freizugeben hat, bemühte sich der Vorstand der Stiftung um eine Interimslösung und Ausstellung der D-AQUI. Mehrere Museen deutschlandweit, sowie der Verein „Quaxe“, Standort Paderborn, bewarben sich.

Eine Interimslösung, da bisher das museale Fernziel der Lufthansa für die Ju52 ein Platz im Technikmuseum Berlin im Hangar 6 des still gelegten Flughafens Tempelhof ist. Damit wäre endgültig ein würdiger Platz für diese Ju 52 gewährleistet, der sowohl ihre Geschichte als auch die der Lufthansa mit dem früheren Drehkreuz Berlin-Tempelhof wiedergibt.

Da die D-AQUI den Namen „Tempelhof“ trägt, hat diese Absicht den Charme : „Die Tempelhof nach Tempelhof!“

Der Berliner Senat hat nach letzten Informationen erst kürzlich die Entscheidung zur Nutzung des Hangar 6 für das Technische Museum Berlin freigegeben und die Vorbereitungen für den Umbau des Hangars werden nach bisherigen Erfahrungen eine „gewisse Zeit“ in Anspruch nehmen wird,

Der Verein der „Quaxe“, setzt sich seit Jahren ein für die Erhaltung von Oldtimerflugzeugen. Der Verein ist ausgestattet mit einer Technik-GmbH, Wartungshalle und einem Showroom, in dem auch die Me-108 der DLBS derzeit ausgestellt ist, sodass sich der DLBS-Vorstand für den Standort Paderborn entschied.

Nach vorliegenden Informationen bleibt die DLBS und somit die Lufthansa weiterhin Eigentümerin der Ju52, Me 108 und Do 27, - alle zu besichtigen in Paderborn-Lippstadt, im Quax-Zentrum.

Die Halterschaft dieser 3 Flugzeuge wurde an den Verein der „Quaxe“ übertragen. Inwieweit eine Zusammenarbeit mit dem seit Jahrzehnten aktiven Verein „Freunde der Lufthansa Ju52 e.V.“ stattfindet ist dem Autor nicht bekannt.

Es ist zu wünschen, dass die rund 500 Mitglieder des Fördervereins Ihrer Ju 52 weiterhin treu bleiben und sie auf ihrem weiteren Weg unterstützen.

Jedenfalls haben sie alle das gemeinsame Interesse, dass es der D-AQUI gut geht und man dem „Fernziel Tempelhof“ gemeinsam näher kommt.

Die Me-108 und Do-27 werden unter Obhut der „Quaxe“ weiterhin fliegen, - die Ju 52 wird gemäß der Anweisung des Vorstandes der Stifterin Lufthansa am Boden bleiben.

Die Reise
Diese Berichterstattung erfolgt aus Pietätsgründen verzögert, da ein Flugzeug der Quaxe kürzlich einen schweren Unfall mit zwei Mitgliedern an Bord hatte. Leider und mit Schmerzen muss man feststellen, wie nah Leid und Freud’ beieinander liegen und die einerseits freudigen Herzen der Quax-Mitglieder daher durch den Zwischenfall getrübt waren.

In den frühen Morgenstunden des Transporttages trafen die Schwerlasttransporter am Bremer Hafen ein. Die engagierte Mannschaft der Spedition, die den Transport sponserte, war sich des wertvollen Transportgutes sehr bewusst und verlud die „Grande Game“ in Ihren Einzelteilen mit großer Sorgfalt.

Dies war auch nur möglich in der Zusammenarbeit mit den Großgeräten und vor allem den Kollegen der Hafenbelegschaft, die ein Jahr lang immer ein gutes Auge auf die D-AQUI und ihre große Schwester „Connie“ hielten.

Dann startete die Reise um 5:00 Uhr früh. Auflage für die Spedition war, dass man bis 6:00 Uhr Bremen verlassen haben musste - aber auf niedersächsischem Terrain erst ab 9:00 weiterfahren durfte.

Diese Auflagen sind verständlich, da der morgendliche Verkehr der beiden Bundesländer möglichst wenig beeinträchtigt werden sollte. Die 3 Tieflader für Rumpf und Tragflächen waren je ca. 25m lang, - der mit dem Rumpf hatte ein Überbreite von ca. 3,5m.

So ging es nach einer längeren Frühstückspause weiter über die A1 Richtung Osnabrück, dort auf die A 30 und weiter auf der A33 Richtung Paderborn Büren.

Auffällig war, dass gedankt der Anwesenheit der Ju 52 auf der Autobahn, die Autofahrer zum größten Teil den 1km langen Konvoi mit max. 100km/h passierten um sich den Anblick der Tante Ju nicht entgehen zu lassen. ... geht doch!

Der Konvoi war so lang, da er aus den 3 Tiefladern mit 3 Sicherungsfahrzeugen, 3 38to-Sattelschleppern mit Ju52-Teilen und Motoren, 1 Werkstattwagen, 2 Fahrzeugen mit Mannschaften der DLBS und 3 begleitenden Fahrzeugen der Quaxe bestand.
Spektakulär war für einen Moment die rollende 3er-Formation aus den 3 Schwertransportern, als man Tragfläche, Rumpf, Tragfläche nebeneinander erlebte.

Punkt 12:00 Uhr traf der Konvoi ohne Zwischenfälle am Flughafen Paderborn-Lippstadt wohlbehalten ein. Verzögerungen bei der vorsichtigen Abladung gab es Gebäude-bedingt, aber auch aufgrund der verzögerten Öffnung des Tores zum Vorfeld der Quaxe durch die Flughafenaufsicht.

Da die Hallen in Paderborn keine ausreichende Höhe für den Mobilkran hatten, wurden an die Transportgestelle der 3 Großteile Schwerlastkuller montiert, sodass es möglich war im Freien zu entladen und Rumpf wie Tragflächen behutsam an Ihre Positionen zu schieben.

Am Abend atmeten alle Verantwortlichen erleichtert auf und auch Hugo Junkers wäre mit dem Ablauf des Transportes zufrieden gewesen! Nicht zu vergessen, dass anscheinend Petrus ein Einsehen hatte und das vorhergesagte Schlechtwetter für den Tag erst mit der Abladung der 2. Tragfläche einsetzte.

Die Tragflächen werden in der Wartungshalle der Quaxe zu besichtigen sein. Der Rumpf von „Tante Ju“ hat einen Platz direkt im architektonisch interessanten Showroom des Vereins unmittelbar am Fenster gefunden, - auch von außen zu sehen.

Die Vereinsmitglieder der Quaxe werden gewiss die D-AQUI in Ihrer Würde aufrecht erhalten und gut pflegen!

Die Ju-Fans wünschen sich aber dennoch, dass das „Projekt Tempelhof“ mittel- bis langfristig seinen guten Weg finden wird und nicht so lange dauert wie der Bau des Flughafens Brandenburg.

So schockierend das AUS für den fliegerischen Einsatz der D-AQUI in 2019 und dem Projekt-AUS der „Super Star Constellation“ in 2018 für die Fans der Oldtimerszene waren, sind sich doch alle im Klaren darüber, dass die gegenwärtige Krise in der Luftfahrt für beide Projekte spätestens jetzt einen (vorläufigen?) STOP bewirkt hätte. Aber vielleicht wäre es bis dahin zumindest eine fliegende „Connie“ gewesen, die dann einen wesentlich größeren Wert dargestellt hätte. Letztere ist im Lager Bremen verblieben.

Laut LH-Auskunft vor Beginn der Corona-Krise beabsichtigt Lufthansa weiterhin Eigentümerin der Flugzeuge zu bleiben.

Fotoimpressionen:

Text: JJ