Europa ist seit gut acht Monaten im Krisenmodus. Der Grund: das gefährliche Coronavirus. Naivität und Disziplinlosigkeit von Millionen Menschen, die sich nicht an die von Medizinern und Wissenschaft vorgegebenen einfachen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie halten (darunter auch Zaungäste gestern am Heldenplatz), haben in Österreich und seinen Nachbarländern zu einem massiven Anstieg der Neuinfektionen gehört. Unser direktes Nachbarland Tschechien befindet sich mittlerweile im zweiten Lockdown (inklusive nächtlicher Ausgangssperre), die Krankenhäuser sind überfüllt, es gibt kaum noch Beatmungsgeräte. Österreich lieferte daher 45 dieser lebenswichtigen Maschinen, um das tschechische Gesundheitssystem vor dem totalen Kollaps zu bewahren - vorerst.
Aber auch bei uns steigen die Zahlen so exorbitant, dass die Regierung einen zweiten Lockdown nicht mehr als völlig unwahrscheinlich bezeichnet. Unter diesen Vorzeichen wäre es folglich unverantwortlich gewesen, den Nationalfeiertag wie gewohnt mit Leistungsschauen von Bundesheer und befreundeten Organisationen zu begehen. Selbst die geplante Angelobung von 300 Rekruten auf dem Heldenplatz wurde abgesagt. Stattdessen leisteten ein Dutzend Soldaten ihren Treueeid auf die Republik Österreich. Doch der Reihe nach.
Heuer waren auf dem Heldenplatz in Wien erstmals seit einem Vierteljahrhundert keine Helikopter, Flugzeuge oder sonstigen militärischen Ausrüstungsgegenstände zu sehen. Das Areal war für die Öffentlichkeit gesperrt. Bundespräsident Alexander van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner sowie Bürgermeister Michael Ludwig und Vertreter der hohen Geistlichkeit führten Kranzniederlegungen durch und hielten Ansprache, die via Livestream in die Wohnzimmer von einer Million Österreichern übertragen wurde. Unisono wurde dabei betont, dass die Lage in Österreich ernst sei. Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärte anlässlich des Nationalfeiertages, dass ein neuerlicher Lockdown zwar die "ultima ratio" wäre, aber nicht ausgeschlossen sei. Sollten die Kapazitäten in den Spitälern zuneige gehen, gebe es schließlich keine andere Lösung mehr. Wie rasch das gehen kann, zeigt die dramatische Situation bei unserem Nachbarland Tschechien.
"Kein Land der Welt, auch nicht die Republik Österreich, wird zulassen, dass die Intensivmedizin überfordert ist und Menschen nicht mehr behandelt werden können."
Bundeskanzler Sebastian Kurz
Trotz aller Einschränkungen hatte das Bundesheer für den 26. Oktober zwei aviatische "Schmankerl" geplant - einen Überflug einer Formation Saab 105/Eurofighter von Tulln kommend über Wien und Mödling, doch eine geschlossene Wolkendecke verhinderte die Sicht auf die Jets. Entgegen Behauptungen von Bundesheer-Gegnern handelte es sich dabei aber nicht um Steuergeldverschwendung, sondern um Flugstunden für die Piloten, die ohnedies vorgesehen waren, wie auch das Heer selbst offiziell bestätigte. In sozialen Medien bedauerte viele Menschen, dass die Jets nicht tiefer geflogen seien, man hätte sie so gerne gesehen. Humorvoll wurde die Formation daher von einigen Luftfahrtfreunden auch "die erste Stealth-Formation des Bundesheeres" genannt.
Für Medienvertreter und Zaungäste am Heldenplatz gab es dann aber doch noch etwas zu sehen - den Absprung von fünf Fallschirmjägern des Jagdkommandos des Bundesheeres. Ursprünglich hätten die Springer aus einer Lockheed C-130 Hercules abgesetzt werden sollen, doch das Bundesheer änderte die Pläne kurzfristig. Schlussendlich sprangen die Soldaten aus einem Black Hawk Hubschrauber ab und landeten punktgenau vor Vertretern der Politik und der hohen Geistlichkeit. Zum Leidwesen der vor Ort befindlichen Fotografen landete der Black Hawk jedoch nicht, sondern drehte nach dem Absetzmanöver ab ...
Weitere Fotoimpressionen
Text: HP